• 1 Der Name der Stadt

    1252: Goriza (Kletke 1, S. 15). – 1290: Goricia. – 1317: Goricz. – 1346: Goricia. – 1375: Goricia. – 1422: Goritz. – 1550: zur Goritz. – 1734, 1800, 1939: Göritz.
    1945: Gorzyce Lubuskie. – 1946, 2019: Górzyca.

  • 2 Die Lage der Stadt in der Landschaft

    a Naturräumliche Lage

    Auf einer Anhöhe knapp 1 km ö der Oder an der aus Altwasser der Oder (Odra) entstehenden und der Warthe (Warta) zufließenden, unterhalb von G. kanalisierten Nöthe, in einem Gebiet fruchtbarer Böden. Höhe: Bis zu 50 m.

    b Verkehrslage

    An der Str. von Frankfurt/O. nach Sonnenburg (Słońsk). 1876 Anschluss an die Eisenbahn von Breslau (Wrocław) nach Stettin (Szczecin), Bhf. ca. 3 km von G.
    Heute liegt G. an der Nationalstr. (DK) 31 von Stettin nach Słubice und der Wojewodschaftstr. (DW) 139 von G. nach Döbbernitz (Debrznica).

  • 3 Der Ursprung der Ortschaft

    a Vorbesiedlung

    Ca. 2 km s von G. befinden sich Reste eines altslaw. Burgwalls, die in jüngerslaw. Zeit nicht mehr genutzt wurden. Mehrere älter- und jüngerslaw. Fundstellen.

    b Ortsgeschichte bis zur Stadtentstehung

    Der Marktort entstand vermutl. bei einer Burganlage mit Vorburgsiedlung, auf die der 1405 erw. Kietz deutet.

  • 4 Stadtentstehung und Stadtherrschaft

    b Ortsherr und „Gründer“ der Stadt

    Bf. von Lebus, nach der Reformation Amt Lebus. – 1736: Amt Frauendorf.

    c Rechtsbezeichnungen der Stadt

    1258, 1317: oppidum. – 1346: villa. – 1375 und um 1550/1608: oppidum. – 1734: offener Flecken. – Um 1800, 1939: Stadt.
    1946, 2019: Dorf.

  • 5 Die Stadt als Siedlung

    a Topografische Entwicklung

    Ca. 1,5 km s der heutigen Stadtkirche wird n von Ötscher (Owczary) auf der Kępa Targacz (in etwa der ehemalige FN Dommühlen) die ehemalige Kathedrale der Bf. von Lebus lokalisiert, die G. von 1276-1325 als Residenz nutzten. 1326 wurde G. zerstört, eine zweite Zerstörung der Kathedralkirche erfolgte möglicherweise um 1338. In der Nähe der Kathedrale wurde eine älter- und jüngerslaw. Burg lokalisiert, in deren Nähe vermutl. ursprüngl. Kietz und Marktsiedlung zu suchen sind. Die 1252 erw. Marktsiedlung und der Kietz nach den Zerstörungen des 14. Jh. wohl an den Hang verlegt, wofür die Ergebnisse der Grabungen bei der Stadtkirche zu sprechen scheinen. – G. war stets ein unbefestigter Ort. – Die 1342 am Ort der zerstörten Kathedralkirche errichtete Wallfahrtskapelle St. Marien wurde 1551 zerstört. – Nach dem Brand 1758 wurde G. nach neuem, regelmäßigem Plan wiederaufgebaut: 3 gerade, wö führende Str. mit rechtwinkligen Verbindungsgassen und gr. Marktplatz. Umfang: 450 x 300 m. Dabei wurden 4 Bauernhöfe und der Kietz mit 16 Fischerstellen aus der Stadt hinaus verlegt. Anfang des 19. Jh. befanden sich mehrere Kolonistenwhg. vor der Stadt.
    In den 1970er- und 1980er-Jahren entstand eine Siedlung aus 9 Wohnblöcken bei Ötscher (Owczar).
    1719: 3 H mit Ziegel- und 67 H mit Rohrdach. – 1750: 9 H mit Ziegel-, 73 mit Strohdach und 57 Scheunen. – 1801: 90 H mit Ziegel-, 73 H mit Strohdach; 57 Scheunen. – 1818: 137 Feuerstellen. – 1849: 192 Wohngeb.; 12 Fabrikgeb., Mühlen und priv. Magazine; 396 Ställe, Scheunen und Schuppen. – 1871: 264 Wohngeb. – 1885: 285 Wohngeb.; 607 Haushltg. – 1905: 312 Wohngeb. – 1925: 323 Wohngeb.; 571 Haushltg. – 1939: 616 Haushltg.
    1988: 370 Whg., davon 38 in Geb. vor 1918, 133 in Geb. von 1918-44, 29 in Geb. von 1945-70, 75 in Geb. von 1971-78 und 95 in Geb. von 1979-88; 96,8 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 77,8 % mit WC, 80,3 % mit Bad, 81,1 % mit Warmwasser und 61,1 % mit Zentralheizung. – 2002: 182 Wohngeb.; 402 Whg., davon 56 in Geb. vor 1918, 120 in Geb. von 1918-44, 33 in Geb. von 1945-70, 90 in Geb. von 1971-78, 80 in Geb. von 1979-88 und 21 (mit im Bau befindl.) in Geb. von 1989-2002; 98,3 % aller Whg. mit Anschluss an die Wasserversorgung, 1,2 % mit Anschluss an das Gasnetz, 95,5 % mit WC, 93 % mit Bad, 90,8 % mit Warmwasser und 75,1 % mit Zentralheizung.

    b Markante Gebäude

    Die Kathedralkirche wurde mit gr. Wahrscheinlichkeit ca. 1,5 km s der Stadtkirche nachgewiesen (Kępa Targacz, in etwa der ehemalige FN Dommühlen).
    Die Stadtkirche zweitürmig, nach den Schriftquellen Ende des 13. Jh. errichtet, 1326 zerstört. – Bei Grabungen älteste nachgewiesene Schichten aus dem 15. Jh., was für die These einer Verlegung der Siedlung nach den Zerstörungen des 14. Jh. spricht. – Die Kirche zwischen 1767 und 1771 mit kreuzförmigem Grundriss sowie quadratischem W-Turm und O-Schluss aus 7 Vieleckseiten grundlegend umgebaut. 1945 Ruine. Wiederaufbau, Weihe 1982.

    c Brände und andere Zerstörungen

    Brände: 1325-26, 1577 (85 H und 60 Scheunen), 1627, 1638, 1757, 1819, 1831, 1858.
    Versicherungssumme in der Feuersozietät 1763: 21777 Tlr. – 1801: 48735 Tlr. – 1855: 218930 Tlr.

  • 6 Die städtische Bevölkerung und das Sozialgefüge

    a Zahl und Herkunft der Bewohner

    Um 1400: 13 Kietzer. – 1750: ca. 680 Ew. – 1801: 986 Ew. – 1818: 855 Ew. – 1849: 2020 Ew. – 1871: 2438 Ew. – 1880: 2611 Ew. – 1890: 2596 Ew. – 1910: 2040 Ew. – 1925: 2108 Ew. – 1939: 1974 Ew.
    1961: 1026 Ew. – 1998: 1395 Ew. – 2002: 1467 Ew. – 2011: 1543 Ew.

    c Soziale, konfessionelle, Alters- und Geschlechtsstruktur sowie soziale Bewegungen

    Die Ew. von G. waren dem Amt Hand- und Spanndienste schuldig, ab 1804 Dienstgeld. Die Gutsuntertänigkeit erst 1810 mit Auflösung des Amtes beseitigt. – 1718/19: 14 Ackerleute (darunter der Richter), 23 Bg., 16 Kietzer oder Fischer, 11 Hausleute. – 1719: 70 Wirte, 143 Kinder, 105 Dienstboten. – 1750: 130 M, 159 F, 126 Söhne, 142 Töchter, 5 Gesellen, 52 Knechte, 8 Jungen, 58 Mägde. – 1801: 188 M, 212 F, 192 Söhne, 196 Töchter, 8 Gesellen, 104 Knechte, 26 Jungen, 60 Mägde. – 1820: 16 Vierhüfner, 40 Einhüfner (Kleinbg. und Kietzer), 80 Büdner (Tagelöhner). – Erwerbstätige mit Angehörigen ohne Hauptberuf 1939: 22,2 % (370 Pers.) Selbstständige, 15,4 % (256) mithelfende Familienangehörige, 7,8 % (129) Beamte und Angestellte, 54,6 % (908) Arbeiter.
    1849: 2007 Ev., 4 Kath., 9 Juden. – 1858: 2184 Ev., 4 Kath., 12 Juden. – 1871: 2408 Ev., 14 Kath., 4 sonst. Christen, 12 Juden. – 1885: 2575 Ev., 11 Kath., 15 Juden, 1 Pers. mit anderem Religionsbekenntnis. – 1905: 2117 Ev., 35 Kath., 13 Juden. – 1925: 2057 Ev., 29 Kath., 18 Juden, 4 Bekenntnislose.
    1849: 1006 M, 1014 F. – 1871: 1204 M, 1234 F; < 10 J.: 639. – 1885: 1291 M, 1311 F. – 1895: 1188 M, 1242 F; 12 einzeln lebende M und 27 einzeln lebende F mit eigener Hauswirtschaft. – 1925: 1051 M, 1057 F. – 1939: 977 M, 997 F; < 6 J.: 9,7 %, 6-13 J.: 13,3 %, 14 bis < 65 J.: 64,4 %, ≥ 65 J.: 12,6 %.
    1988: 687 M, 708 F; 0-19 J.: 36,6 %, 20-39 J.: 33,7 %, 40 59 J.: 17,8 %, ≥ 60 J.: 11,9 %. – 2002: 709 M, 758 F; 0 19 J.: 30,5 %, 20-39 J.: 28,6 %, 40-59 J.: 26,5 %, ≥ 60 J.: 14,3 %. – 2011: 768 M, 775 F.

    d Bevölkerungsverzeichnisse

    Kb. ab 1743, seit 1945 verschollen.

  • 7 Sprache, Bräuche und Vereine

    a Sprache und Mundart

    Dt., ostmärk. Dialekt.
    1905: 4 Poln.- und 1 Mehr- oder Anderssprachige.

    c Vereine und politische Organisationen

    1884: Turnverein gegr. – 1926: Sportverein gegr. – 1929 Nov.: Kommunalwahl (43,9 % Heimatliste, 22,2 % KPD, 21,9 % SPD, 12 % Wirtschaftspartei).
    1958: Sportklub „Odra“ (Oder) gegr. – 2016: 2 Sportvereine.

     

  • 8 Die Wirtschaft

    a Wirtschaftliche Entwicklung

    Ackerbau (bis ins 16. Jh. auch Weinanbau) und bedeutende Viehzucht, 2 Kram- und 2 bedeutende Viehmärkte. – Um 1400: 1 Windmühle erw., die Kietzer waren Fischer. – Ab Anfang des 15. Jh.: Wallfahrtsort mit wundertätigem Marienbild, das 1551 zerstört wurde. – In G. bestand ein bfl. VW, das um 1400 19 Hufen umfasste, nach der Reformation wurde das VW Domäne.
    Um 1800: Ackerbau, Fischerei und Viehzucht; 2 Kram- und bedeutende Viehmärkte, 5 Branntweinblasen und 2 Braustellen.
    1800: 16 Ackerbg., 1 Apotheker, 1 Bäcker, 2 Böttcher, 16 Fischer, 7 Fleischer, 2 Gastwirte, 2 Hebammen, 2 Hufschmiede, 7 Leineweber, 1 Maurer, 2 Müller, 7 Schneider, 4 Schuster, 5 Strohdachdecker, 2 Tischler, 1 Töpfer, 1 Zimmermann; insg. 35 Meister, 9 Gesellen und 4 Lehrlinge.
    1831: 2 Bockwindmühlen, 2 Ölmühlen mit 2 Pressen; 19 gewerbsweise gehende Webstühle in Leinen; 2 Ziegeleien.
    2 Handelsgewerbe mit kaufmänn. Rechten mit offenen Läden (Gewürz- und Materialwaren); 20 Handelsgewerbe ohne kaufmänn. Rechte (17 herumziehende Krämer, 3 Viktualienhändler und Höker).
    Bäcker (2 Meister/0 Gehilfen), Böttcher (2/1), Fleischer (2/0), Grobschmiede (3/3), Maurer und Ziegeldecker (1/4), Rade- und Stellmacher (1/0), Riemer und Sattler (1/0), Schiffszimmerleute und Röhrmeister (0/2), Schlosser (2/1), Schneider (11/5), Schuster und Altflicker (6/2), Schwarz- und Schönfärber (1/0), Seiler (2/0), Tischler (3/1), Töpfer und Ofenfabrikanten (1/1).
    1 männl. und 2 weibl. Dienstboten, 73 Knechte und 66 Mägde in Landwirtschaft und Gewerbe.
    1849: 97,6 % der Bev. berufstätig (18,7 % im Gewerbe, 2,2 % in Handel und Dienstleistungen und 79 % in der Landwirtschaft); im Gewerbe waren tätig: 35 % im Baugewerbe (Dachdeckerei 3 Pers., Glaserei 1, Maurerei 14, Schornsteinfegerei 2, Tiefbau 107, Zimmerei 1), 41,2 % im Bekleidungsgewerbe (Schneiderei etc. 20, Schusterei 10, Weißnäherei 121), 0,3 % in der chem. Industrie (Pharmazie 1), 6,6 % in der Fabrikation von Steinen, Erden, Glas, Keramik (Kalkbrennerei etc. 14, Steingut etc. 10), 3,6 % in der Holz- und Schnitzstoffverarbeitung (Tischlerei 13), 0,5 % in der Lederverarbeitung und Gummifabrikation (Sattlerei 2), 4 % in Maschinenbau etc. (Wagenbau 7), 8,2 % in der Nahrungs- und Genussmittelproduktion (Bäckerei 5, Brauerei 6, Brennerei 3, Müllerei 12, Schlachterei 4), 1,6 % im Textilgewerbe (Seilerei 2, Weberei 1, Zubereitung etc. 3). – 1880: Ackerbau, Braunkohlengrube, Ziegelbrennerei. – 1891: 5 Ziegeleien längs der Nöthe, 1932 nur noch 2. – 1910: Braunkohlebergwerk, Krammärkte, Ladeplatz, Mühle und Ziegeleien. – 1920: Mühlen, Ziegeleien, in der Zwischenkriegszeit auch Korbwarenfabrikation.
    1939 lebten 19,6 % (326 Pers. mit ihren Angehörigen ohne Hauptberuf) der erwerbstätigten Bev. von Handel und Verkehr, 30,9 % (513) von Industrie und Handwerk, 39,8 % (659) von der Land- und Forstwirtschaft und 9,9 % (165) von sonst. Berufen. – Betriebe mit einer Fläche von: 0,5 bis < 5 ha: 56, 5 bis < 10 ha: 12, 10 bis < 20 ha: 17, 20 bis < 100 ha: 18, ≥ 100 ha: 4.
    Betriebsgrößen 2017: 0-9 Beschäftigte: 129, 10 49: 4.

    b Organisationsformen der Wirtschaft

    Zünfte 1832: Leineweber, Schmiede und Schneider erw.
    1858: Gründung der Stadtsparkasse. – 1938: Filiale der Kreissparkasse Reppen (Rzepin), Spar- und Darlehenskasse G.

    c Verkehrseinrichtungen in der Stadt und zum Umland

    1911: 1 Fähre im Besitz der Stadt.
    1928: Einrichtung einer Omnibuslinie nach Frankfurt/O.

    d Bedeutung der Stadt für ihr Umland

    1276-1325: Sitz des Bf. von Lebus.
    Um 1800: Zentraler Ort mit lokalen Funktionen ohne regionale Bedeutung.
    Um 2000: Landwirtschaftl. Dienstleistungszentrum.

  • 9 Recht, Verwaltung und Verfassung der Stadt

    a Stadtrecht

    Eine formelle Stadtgründung wohl nie erfolgt. – 1252: G. war ein Drossen (Ośno Lubuskie) zugeordneter Marktort, später immer Marktflecken oder Städtchen. – 1810: Einführung der Städteordnung, doch noch 1821 baten die Vierhüfner von G. die Städteordnung aufzuheben und die Dorfverfassung einzuführen, was aber vom Ministerium abgelehnt wurde.

    b Politische und Verwaltungsstrukturen

    Um 1800: Polizei vom Magistrat aus 1 Bgm. und Richter oder Beisitzer verwaltet. – 1849: Keine Kommunalbeamte. – 1883: 6 Magistratsmitgl., 12 Stadtverordnete.
    1945 Mai: 1. Pol. Bgm.

    c Gerichtsbarkeit

    1405: Richter von G. erw. – 1447: Der Richter verkaufte 6 seiner 12 Hufen dem Bf. – Später Justizamt Frauendorf (Pamięcin). – 1844: Patrimonialgericht Frauendorf. – 1849: Kr.-Gericht Zielenzig (Sulęcin), Gerichtskommission Drossen (Ośno Lubuskie), 2 Zivilbeamte bei der Rechtsverwaltung. – 1879: Amtsgericht Küstrin (Kostrzyn nad Odrą).
    Der Kietz hatte noch Anfang des 19. Jh. einen eigenen Gerichtsschulzen.
    2019: Amtsgericht Słubice (Sąd Rejonowy w Słubicach).

    d Wichtige nichtstädtische Ämter und Behörden

    Ende 18. Jh.: Zolleinnehmer und Akziseamt. – 1849: 2 Zivilbeamte bei der allg. Landesverwaltung. – 1880: Post und Telegraf. – 1910: Telefon vorh.
    1945: Wache der Volkspolizei, Postamt, Grenzschutz (2005 aufgelöst). – 1948: G. war Sitz einer Landgemeinde, die 8 Ortschaften (Gromada) umfasste. – 2018: G. ist Sitz einer Landgemeinde, der außer G. noch 24 weitere Ortschaften angehören.

  • 10 Landesherrschaft und staatliche Zugehörigkeit

    a Stadt- und Landesherren

    Bst. Lebus. – Nach der Reformation: Brandenburg-Preußen. – 1759: Kr. Sternberg. – 1815-1945: Kgr. Preußen bzw. Deutsches Reich, Prov. Brandenburg, RB Frankfurt/O.; 1816: Kr. Frankfurt/O. – 1836: Kr. Sternberg. – 1873: Kr. Weststernberg.
    1945: Polen, Wojewodschaft Posen, Kr. Reppen (Rzepin). – 1950: Wojewodschaft Grünberg (Zielona Góra). – 1959: Kr. Słubice. – 1975-98: Wojewodschaft Landsberg (Gorzów Wielkopolski). – 1999: Wojewodschaft Lebus (Województwo lubuskie), Kr. Słubice.

    b Kriegsereignisse und Kriegsfolgen

    1326: Von den Truppen des Mgf. Ludwig erobert. Bischofsresidenz, Kathedrale und Stadt als Vergeltung für den Einfall der Polen und Litauer in die Mark zerstört. – Während WK II bestand in G. ein Kriegsgefangenenlager, in dem zuerst poln. und dann franz. Soldaten interniert waren.
    1945 Feb. 5: G. von der Roten Armee besetzt, lag aber bis Ende März im Kampfgebiet um die Festung Küstrin. Während der Kämpfe zu ca. 50 % zerstört. – 1945 Feb. 8: Die in der Stadt verbliebene Bev. aus militärischen Gründen ausgesiedelt, ca. 840 Pers. kehrten im Mai zurück nach G., bis Ende Juni erfolgte die Vertreibung der dt. Bev.
    1115 Rotarmisten, die bei den Kämpfen um Küstrin (Kostrzyn nad Odrą) gefallen waren, wurden in G. beigesetzt. Auf dem Wilhelmsplatz wurde ein sowjet. Ehrenmal errichtet.

  • 11 Die Wehrverfassung

    a Wehrhoheit und Wehrpflicht

    1840: Landwehr-Rgt. Nr. 12, Landwehr-Btln. Nr. 1.  – 1910: Bezirkskommando Frankfurt/O.

    c Garnison

    1720-22: Dragoner-Rgt. Nr. 3.
    1801, 1849, 1858, 1905: Keine Militärpers.

  • 12 Die Wahrzeichen

    a Siegel

    Ein ins 14. Jh. datierter Siegelstempel (26 mm) mit der Umschrift „S ﹡der ⧫ stat ﹡ goritz ﹡“ zeigt die gekreuzten Bischofsstäbe in einem mit einer Mitra besetzten Schild. So auch die späteren Siegel, die über der Mitra noch den fliegenden preuß. Adler haben.

    b Wappen

    Um 1800: Bischofshut. – Später: In Gold 2 gekreuzte rote Bf.-Stäbe.

  • 13 Das Münz- und Finanzwesen

    b Städtischer Haushalt

    1405: Urbede 5 Schock Gr. – Die Ew. von G. mussten Spanndienste leisten und bei der Heuernte in Lebus dienen, die F auf dem bfl. VW den Hanf brechen. – G. trug als Mediatstadt die Lasten des platten Landes. – 1719: Akzise: 1072 Tlr. 23 Gr. 4 Pf.; Ziese: 85 Tlr. 16 Gr. – 1801: Servis: 73 Tlr. 3 Gr. – 1806/07: Akzise: 1989 Tlr.; kein Kämmereivermögen, Gemeindebedürfnisse durch Umlagen gedeckt. – 1883: Zuschläge zur Staatsgeb.-, Staatsgrund- und Staatsklassen- sowie zur klassifizierten Einkommenssteuer; Einnahmen: 14600 Mk; Ausgaben: 14470 Mk. – 1911: 168 % der Einkommenssteuer und 168 % der staatl. veranlagten Geb.-, Gewerbe- und Grundsteuer sowie 33 % der staatl. veranlagten Betriebssteuer, Hunde-, Lustbarkeits-, Umsatz- und Wertzuwachssteuer; Einnahmen: 38488 Mk; Ausgaben: 33904 Mk; Kapitalvermögen: 21200 Mk; Schulden: 9672 Mk; Stiftungsvermögen: 13733 Mk.

  • 14 Das Gebiet der Stadt

    a Stadtfläche

    1405: 7 Hufen leisteten in der alten und 29 in der neuen Mark dem Bf. Abgaben. – 1461: 85 Hufen. – 1718/19: 90½ Bauern-, 16 Fischer- und 4 Kossätenhufen; 19 Bauernhufen zum kgl. VW. – 1801: 63½ Bg.-, 1 Kirchen- und 4 Pfarrhufen sehr fruchtbaren Landes. Bei der Stadt das Amts-VW G. mit 19 Hufen. – 1835 bis 1837: Separation durchgeführt, danach zahlreiche Abbaue. – Landwirtschaftl. Nutzflächen 1849: 6011 mrg. Acker, 28 mrg. Gärten etc., 536 mrg. Hütung, 394 mrg. Wald, 1174 mrg. Wiesen. – 1885: 2556 ha. – 1905: 2570 ha. – 1931: 3161,3 ha, Grundsteuerreinertrag pro ha: 19,99 Mk. – Der links der Oder gelegene Teil der Gemarkung gehört heute zu Reitwein.

    d Eingemeindungen

    Vor 1850: Kietz eingemeindet. – 1928: Gut G. eingemeindet.
    Wohnplätze 1867: VW Bruch-VW (7 Wohngeb./145 Pers.), Mühlen-Etablissement Dommühle (1/9). – Wohnplätze 1931: Albrechts Mühle, Bandtsche Ziegelei, Dammmeisterei, Dornmühle, Dückertsche Ziegelei, Fährhaus, Familienhaus am Sportplatz, Fröhlichs Kleintierfarm, Bhf. G. (Oder), G. (Oder), Güterbhf., Oder-VW, Forst Säpzig, Hof Sonneneck.

  • 15 Das Kirchenwesen

    a Katholische Kirche

    Bst. Lebus, dessen Sitz von 1276-1326, Marienkirche. – 1405: Sedes Drossen (Ośno Lubuskie), G. leistete 10 Pfund Cathedraticum. – Wallfahrt zu wundertätigem Marienbild, Errichtung einer 1398 erw. Wallfahrtskapelle am Schlossberg, die überregionale Ausstrahlung entwickelte, bei der um 1410 ein Kollegium von 5 6 Mansionarienherren eingerichtet wurde. Patronat des Domkapitels. – 1551: Das Marienbild entfernt und die Kapelle zerstört.
    1905 Kspl. Küstrin (Kostrzyn nad Odrą).
    Da die Pfarrkirche 1945 zerstört wurde, wurde ein dieser gegenüber gelegenes Geb. umgebaut und 1948 als Annenkapelle geweiht, die der Gemeinde bis zum Wiederaufbau der Marienkirche, die 1982 als Kirche der Mutter der göttl. Gnade (Kościół Matki Łaski Bożej) geweiht wurde, als Pfarrkirche diente. – Ab 1972 bzw. 1992: Bst. Grünberg-Landsberg (Diecezja zielonogórsko-gorzowska), Dekanat Küstrin.

    b Reformation, evangelische Kirche und andere Religionsgemeinschaften

    Diözese Frankfurt/O., dann Kirchenkr. Frankfurt I. – Um 1570: Ev. Pfarrer, Patronat kgl. – 1938: 1 ev. Pfarrer.

    c Juden

    1744: 2 Judenfam. – 1801: Keine Juden. – 1905: 11 Juden zur Gemeinde Küstrin (Kostrzyn nad Odrą). – 1925: 18 (mit Sonnenburg [Słońsk] 30 Juden) zur Gemeinde Küstrin. – 1939 Mai 17: Die Ergänzungskartei zur Volkszählung verzeichnet 4 Pers. in G. – 1 namentl. bekannter Ew. von G. wurde Opfer des Holocaust.

  • 16 Sozial-, Versorgungs. und Freizeiteinrichtungen

    a Wohlfahrtspflege

    Um 1800: Monatl. Sammlungen für die Armen. – 1849: 1 Apotheke; 1 Zivilwundarzt 1. Klasse, 2 geprüfte Hebammen,. – 1911: Armenanstalt vorh. – 1938: 1 Apotheke, 2 Ärzte, 1 Dentist, 1 Tierarzt.
    2019: 1 priv. Gesundheitszentrum, 1 Apotheke.

    b Versorgungseinrichtungen

    1801: 49 öfftl. und priv. Brunnen.
    1876: G. bereits elektrifiziert. – 1910: E-Werk vorh.
    1911: 1,67 ha Friedhöfe und Feuerlöschstation vorh. – 1920: Freiwillige Feuerwehr vorh.
    1947: Freiwillige Feuerwehr.
    1951: Erneute Elektrifizierung.
    2002: 97,8 % der Wohngeb. an die Wasserversorgung, 95,1 % an die Kanalisation und 2,8 % an die Gasversorgung angeschlossen.

    c Freizeiteinrichtungen

    1831: 6 Schankwirte. – 1849: 1 Gasthof für die gebildeten Stände, 3 Krüge und Ausspannungen. – 1902: G. erwarb 5 mrg. Land, auf denen ein Stadtpark angelegt wurde. – 1928: 1 Schießsportanlage, 2 Turn-, Spiel- und Sportplätze. – 1938: 4 Gast- und Logierhäuser, 3 Gaststätten.
    1970er-Jahre: Stadion erbaut. – 2018: Sport- und Rehabilitationskomplex vorh.

  • 17 Das Bildungswesen

    a Schulen

    Um 1800: Kantorschule. – 1849: 1 Elementarschule. – 1871: 5,9 % der Bev. > 10 J. Analphabeten. – Um 1939: Volksschule.
    1946: Grundschule. – 1959-72: Zusätzl. Landwirtschaftl. Berufsschule. – 2017: 1 priv. Vorschule, 1 öfftl. Grund- und Mittelschule.

    b Kulturelle Einrichtungen

    1849: 1 Leihbibliothek vorh.
    1931: Kino Lichtspiele Dt. Haus gegr., 180 Plätze, 1-2 x pro Woche, bis 1938 erw.
    2001: Kulturzentrum eröffnet.
    2008: Bibliothek vorh. – 2016: 8471 Bde.

  • 18 Das Pressewesen

    a Verlage und Druckereien

    1938: 1 Buchdruckerei.

    b Zeitungen und Zeitschriften

    G.er Wochenblatt (1899-1942, dann vereinigt mit Oder-Zeitung; Auflage 1936: 660). – West-Sternberger Zeitung. Kreisblatt und Wochenblatt für Drossen, G. und Ziebingen (1936-44).

  • 19 Literatur zur Stadtgeschichte

    a Bibliografien

    Schreckenbach 3, S. 336. – Rister S. 228.

    b Quelleneditionen

    Die Urk. verstreut im CDB, bes. in I 20 gedruckt.

    c Gesamtdarstellungen

    S. W. Wohlbrück, Geschichte des Bst. Lebus, 1829-32. – KDM VI 3, Kr. Weststernberg, 1913, S. 86-93. – DSB 1, S. 547f. – Brandenburgisches Klosterbuch 1, 2007, S. 514-520.

    d Nachweis älterer Stadtpläne

    Stadt und Feldmark von G., 1733, F. F. Wortmann (GStA PK).

  • 20 Die Sammlungen der stadtgeschichtlichen Quellen

    Bis 1945 Pfarrarchiv, seit 1945 verschollen.