Projekte

Ausstellungsprojekt online: Aus der Feder, mit der Feder. Collagen, Zeichnungen und Gedichte von Annette von Droste-Hülshoff.

Eine virtuelle Ausstellung mit Studierenden meines Seminars „Digitale Literaturausstellungen“ bei der Deutschen Digitalen Bibliothek, Berlin 2023. Online: https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/feder-droste-huelshoff und https://go.wwu.de/droste

Aus meinem Seminar „Digitale Literaturausstellungen“ ist eine neue virtuelle Ausstellung hervorgegangen. Sie wurde von mir gemeinsam mit einem Team Studierender erarbeitet. Das Pprojekt begann im Wintersemester 2022/2023 und wurde im Sommersemester 2023 fertig – pünktlich zum 175. Todestag von Annette von Droste-Hülshoff am 24.5.2023. Als die berühmte Dichterin starb, hinterließ sie nicht nur ein literarisches Œuvre von Weltrang, sondern auch weitgehend unbekannte Collagen, Zeichnungen und Scherenschnitte. Sie befinden sich in der Sammlung Droste-Hülshoff der ULB Münster: schillernde Bild-Text-Collagen mit aufgenähten Pfauenfedern und ein Zeichenbuch mit Bleistiftzeichnungen und eingeklebten Scherenschnitten. Auch Manuskripte, Bücher und interessante andere Objekte werden präsentiert und wissenschaftlich perspektiviert. Die Ausstellung ist ein innovativer Beitrag zur Droste-Forschung und führt vor Augen, was Droste zu Papier brachte, indem sie schnitt, klebte, nähte, zeichnete und schrieb.

Digitales Literaturmuseum: Data Cultures of Literature

Das Projekt, zu dem erste Arbeiten vorliegen (Publikation, Lehrveranstaltungen, Quellensichtung, Forschungskonzept), knüpft an die expandierenden Digital Humanities und deren Verhältnis zur materiellen Kultur an. Es baut auf meiner Forschung und meiner Kooperation mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) auf, der zwei Literaturmuseen betreibt, und schließt an die Visual Culture Studies an.

Dass Literatur auch unabhängig vom Buch existiert, belegen Literaturmuseen, -häuser, -zentren und das Internet eindrücklich. Die Corona-Krise hat der digitalen Literaturausstellung ungeahnten Vorschub geleistet. Museale digitale Literaturausstellungen involvieren historische Kenntnisse und eine angewandte Medien- und Gestaltungspraxis: Durch neue Tools des Digital Storytelling wie z. B. Imagemaps, bildschirmfüllende Multimedia-Formate und Augmented Reality entsteht eine neue Dimension des Ausstellens historischer Literatur. Für mobile Medien konstruiert, weist sie eine Smartphone- bzw. Bildschirm-Ästhetik auf, die es begrifflich zu fassen und zu analysieren gilt. Als Kontexte dieser Entwicklung sind die Kunst- und Designgeschichte der Moderne, die Populärkultur, Comic und Film sowie die Theorie- und Technikgeschichte zu nennen. Gleichzeitig stehen für das Publikum neue Rezeptions-Technologien bereit –  haptische Akte wie Wischen, Scrollen und Klicken treten neben die audiovisuelle Wahrnehmung. Dies fordert den traditionellen Literaturbegriff heraus, der Literatur mit dem schriftlichen Text gleichsetzt, und wirft weitere Fragen auf: Lassen sich etablierte literaturwissenschaftliche Theoriekonzepte wie Text, Werk, Fiktionalität und Intermedialität mit digitalen Exponaten und Topografien zusammendenken? Es soll geklärt werden, was sich an der Ausstellbarkeit historischer Literatur und an den scheinbar festen Größen von Schrift und Text durch digitale Kulturtechniken ändert.

Aufsatz: Die Ausstellung 'DROSTE DIGITAL' im Schnittfeld von Literatur, digitaler Philologie, Kunst, Design, Theater, Architektur und Neuen Medien. In: Jörg Albrecht u. Oliver M. Pawlak (Hrsg.): Droste Digital. Hanschriften, Räume, Installationen. Der Ausstellungskatalog. Bielefeld: Aisthesis 2022, 202-213. 

Seminare: Regionale Literatur digital (Wintersemester 2021/2022), Digitale Literaturausstellungen (Wintersemester 2022/2023)

Law and Literature, Law and Humanities

Meine Habilitationsschrift Germanistiken. Zur Praxis von Literatur- und Rechtswissenschaft 1630-1900 (Berlin/ Heidelberg 2022: J.B. Metzler) vergleicht erstmals die philologische und die juristische Germanistik. Die Makrostudie fragt nach historischen Praktiken, mit denen neues Wissen über Literatur und Recht in einem sich stetig wandelnden Wissenschaftssystem hervorgebracht wurde. Fokussiert werden u.a. frühneuzeitliche Kompilatoren (z.B. Harsdörffer, Klaj, Schottelius), Autoren der Aufklärung (z. B. Gottsched, Herder, Leibniz) und Pioniere der deutschen Philologie um 1800 (z. B. Arnim, Brentano, die Grimms, Friedrich Schlegel und Tieck). Als gemeinsame Praktiken juristischen und philologischen Arbeitens erwiesen sich die Sammlung und Edition von deutschsprachigen Quellen und Fällen, die Ausarbeitung lexikographischer Werke zur Erfassung der deutschen Rechts- und Literatursprache, Interpretationen des frühneuzeitlichen Epos Reynke de vos (Reineke Fuchs) sowie ferner die Entstehung einer biografisch angelegten Literatur- und Rechtsgeschichtsschreibung am Leitfaden von „Leben und Werk“. [weiterlesen]

Aus dem Projekt hervorgegangen sind eine internationale Konferenz und eine Herausgeberschrift (Claudia Lieb/Christoph Strosetzki: Philologie als Literatur- und Rechtswissenschaft, Heidelberg 2013: Winter), zahlreiche Vorträge und Aufsätze in Zeitschriften (z. B. Simpliciana) sowie Buchkapitel in Herausgeberschriften wie Literary Trials (hg. v. Ralf Grüttemeier, New York u.a. 2016: Bloomsbury). Aktuell ediere ich als Mitherausgeberin das bei De Gruyter platzierte Handbuch Literatur & Recht. Außerdem verfolge ich am Käte Hamburger Kolleg Münster "Einheit und Vielfalt im Recht | Legal Unity and Pluralism" ein Forschungsprojekt, das populäre Zeitschriften des 18. und 19. Jahrhunderts als Orte der Entstehung, Zirkulation und Verfestigung eines urheberrechtlichen Wissens in der langen Phase vor der Gesetzgebung zum Urheberrecht analysiert. Damit soll zugleich der Einfluss von bisher wenig beachteten Schriftstellern wie Lessing, Wieland und Fichte geklärt werden. 

Literatur und Ereignis

Meine positiv rezensierte Dissertation Crash. Der Unfall der Moderne (Bielefeld 2009: Aisthesis) analysiert die literaturgeschichtliche und poetologische Dimension des Kutsch- und Automobilunfalls. Sie geht dem Motiv des Unfalls, der Kulturgeschichte des Automobils und der Sozialgeschichte der Literatur nach. Mit der Evaluation des Unfalls im 19. und 20. Jahrhundert verleiht diese Arbeit einer paradigmatischen Gewalterfahrung der Moderne Kontur. Sie weist nach, dass die juristische, versicherungsmathematische und medizinische Praxis der Behandlung von Unfällen, die um 1850 zu entstehen beginnt, den Bezugspunkt der literarischen Unfallgestaltung bildet. Während die wissenschaftliche Beschreibung den Unfall auf verharmlosende Begriffe der Kalkulation, der Prognostik und des Traumas festlegt, setzt die literarische Beschreibung gegen diese Strategien der Rationalisierung den anormalen, gewaltsamen und sinnlosen Charakter des Unfallereignisses. In der literarischen Moderne erscheint der Unfall daher als Paradefall einer experimentellen Literatur, die sich selbst als anormal, gewaltsam und unverständlich beschreibt. 

Ausgehend von klassischen und romantischen Texten (z. B. von Goethe, Hoffmann, Kleist) ist die Arbeit der Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts gewidmet (u. a. von Marinetti, Kafka, Döblin, Musil, Brecht, Bernhard und Jelinek). Schwerpunkte sind der Konnex von Technikgeschichte und Literatur sowie Meilensteine der Romantheorie (in Bezug auf Konzepte der klassischen Wahrscheinlichkeit und statistischen Erwartbarkeit). Das Projekt profitierte von meiner Kooperation mit dem Graduiertenkolleg „Codierung von Gewalt im medialen Wandel“ an der Humboldt-Universität zu Berlin und ermöglichte die Zusammenarbeit mit dem Spanish National Research Council in Madrid.

Romantik und Neuromantik

Ein weiterer Schwerpunkt meiner Forschung liegt im Bereich romantischer Literatur-, Kultur- und Wissensgeschichte sowie in der E.T.A. Hoffmann-Forschung. Dies schließt die Medien-, Technik- und Ästhetikgeschichte des frühen 19. Jahrhunderts und die Traditionsbildung der europäischen Romantik vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart ein. Neben der Anthologie Romantik. Das große Lesebuch (Frankfurt a. M. 2010: Fischer) konnte ich zahlreiche Publikationen in diesem Feld vorlegen und war redaktionell für das E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch und das De Gruyter Lexikon E.T.A. Hoffmann tätig.