© © Uni MS / Nikolaus Urban

Dr. Anna Kornishchenko aus der Ukraine

Institut für Materialphysik


1) Aus welchem Grund haben Sie beschlossen, für Ihre Forschung nach Münster zu gehen?

Als ich zum ersten Mal als Gastwissenschaftlerin nach Münster kam, arbeitete ich bereits seit 2011 mit Prof. Wilde, dem Direktor des Instituts für Materialphysik, zusammen. Vorher wusste ich nichts über die Stadt und die Universität Münster. Ich hatte Herrn Prof. Wilde eine E-Mail geschickt und geschrieben, dass wir gemeinsame wissenschaftliche Interessen hätten und dass ich eine Gastorganisation suche, die an dem vom ukrainischen Wissenschafts- und Bildungsministerium finanzierten Programm teilnimmt, worauf er eine positive Antwort zurückschickte. Nach meinem ersten Besuch bewarben wir uns um ein von der DFG finanziertes Kooperationsprojekt und dieses Projekt erhielt eine Finanzierung. Ich kam 2012 im Rahmen des, vom ukrainischen Wissenschafts- und Bildungsministerium finanzierten Programms, noch einmal nach Münster und 2013 als DAAD Stipendiatin. Zu dem Zeitpunkt riet mir Prof. Wilde, mich um ein Alexander von Humboldt-Stipendium zu bewerben und jetzt bin ich von Juli 2017 bis Januar 2019 Alexander von Humboldt-Stipendiatin am Institut für Materialphysik. Die Wahl fiel auf Münster als Gastorganisation aufgrund der vorherigen produktiven Zusammenarbeit zwischen unseren wissenschaftlichen Gruppen und aufgrund der Tatsache, dass ich bereits mit den Versuchseinrichtungen im Institut vertraut bin und die wissenschaftliche Arbeitsgruppe bereits gut kenne.


2) Worum geht es in Ihrem Forschungsbereich (in einfachen Worten)?

Mein Projekt befasst sich mit der Entwicklung poröser Metalle und Metalloxiden mit verschiedenen Morphologien. Es ist bekannt, dass poröse Nanostrukturen, je nach ihrer Morphologie, einzigartige optische, magnetische, elektrische und andere Eigenschaften aufweisen. In meiner Forschung konzentriere ich mich vor allem auf morphologie-abhängige Gassensor-Eigenschaften. Die Entwicklung von Gassensoren mit hoher Sensitivität und Selektivitätseigenschaften können die Entwicklung effektiver Umweltüberwachungssysteme beeinflussen. Die zweite Forschungsrichtung meines Projekts war das Testen von porösen Metall- und Metalloxid-Nanosystemen als Elektroden in Zink-Luft- und Lithium-Ionen-Batterien. Elektrochemische Batterien sind sehr vielversprechend für Anwendungen in Elektrofahrzeugen, als Elemente intelligenter Stromversorgungssysteme, in Speichersystemen für erneuerbare Energien. Derzeit ist die Energie-Situation in der Ukraine eher kompliziert, daher ist die Entwicklung alternativer Energietechnologien eine wichtige Voraussetzung für die weitere gesellschaftliche und umwelttechnische Entwicklung.

In erster Linie versuche ich, diesen Effekt durch die Entwicklung von Materialien zu verstärken, die eine hohe Sensorselektivität und Sensitivität für verschiedene toxische Gase aufweisen. Es gibt verschiedene Methoden, um die Sensoreigenschaften zu verstärken. In meiner Forschung, wird die Sensorselektivität des Materials durch die Veränderung der Morphologie der porösen Metalloxidschicht (ZnO) und die Entwicklung von Nanosystemen mit Heterojunctions, wie beispielsweise p(NiO)–n(ZnO), verbessert. Metalloxide sind als Alternative zu Grafitanodenmaterial für Lithium-Ionen-Batterien bekannt. Die ersten Tests mit porösen ZnO-Schichten ergaben eine hohe Kapazität nahe am theoretischen Wert, jedoch niedrige Zyklierfähigkeit. Ich versuche, die elektrochemischen Eigenschaften von ZnO Anoden durch die Verringerung der Größe der porösen Schichten der strukturellen Elemente und die Verwendung katalytischer Beschichtungen von Ni, C, NiO auf der ZnO-Oberfläche zu verbessern.


3) Hat das Forschungsumfeld in Münster Ihre Arbeit beeinflusst? Würden Sie Kollegen empfehlen, nach Münster zu kommen?

Das Forschungsumfeld in Münster hat sich positiv auf meine Arbeit ausgewirkt. Ich hatte für die Bildung und Charakterisierung von Nanostrukturen Zugang zu modernen Anlagen. Außerdem verfügt das Institut über eine gute Bibliothek und einen Zugang zu elektronischen Datenbanken. Ich habe in einem freundlichen, internationalen Umfeld gearbeitet. Ich konnte meine akademischen Fähigkeiten und Forschungskompetenzen ausbauen. Ich habe meine Deutschkenntnisse verbessert. Vor allem habe ich neue Ideen für zukünftige Projekte gesammelt und ich plane, meine Zusammenarbeit mit der Gasteinrichtung fortzusetzen. Ich würde meinen Kollegen empfehlen, an Austauschprogrammen teilzunehmen, die vom DAAD oder der Alexander von Humboldt-Stiftung finanziert werden, und ich würde das Institut für Materialphysik als Gastorganisation empfehlen.


4) Was würden Sie anderen internationalen Forschern raten, was sie während ihres Aufenthalts in Münster tun sollten? Gibt es da etwas, was Sie an Münster besonders schätzen?

Ich würde ihnen raten, aktiv an Veranstaltungen des International Office der Universität teilzunehmen, wo sie andere internationale Forscher treffen und Kontakte im neuen Umfeld knüpfen können. Ich würde ihnen auch raten, während ihres Aufenthalts in Münster einen Deutschkurs zu belegen, selbst wenn sie nur für kurze Zeit da sind, weil das Leben in Deutschland viel unkomplizierter ist, wenn man die Sprache kennt. Bei der Forschung würde ich auch empfehlen, andere Lebensbereiche nicht zu vernachlässigen, wie das Knüpfen von Kontakten, Sport, Hobbies usw. Ich finde es besonders toll, dass die Universität Münster ihren Studierenden und Mitarbeitern eine riesige Auswahl an Sportkursen bietet. Man kann hier für wenig Geld seinen Lieblingssport ausüben. Außerdem hat mir das Fahrradfahren in Münster richtig Spaß gemacht.