

Interdisziplinäres Kolloquium „Leib und Leiblichkeit“ III
Frauen, Leib und Revolution
Leibliche Präsenz der Frau im Spannungsfeld zwischen Religion und Politik
Leitung und Organisation: Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi│Dr. Maryam Palizban
Beginn 19. Dezember 2022 │ 18 Uhr c.t. │Online
Die Körperlichkeit und die leibliche Präsenz der Frau ist ein virulentes Thema der Religion. Die politische Gegenwart in Afghanistan oder im Iran zeigt die Bedeutsamkeit einer klaren Reflexion dieses Phänomens. Frauen werden zwanghaft verschleiert, zwanghaft sexualisiert, aber zugleich als menschliches Wesen genderspezifisch marginalisiert, entwürdigt und unterworfen, so dass ihre Wahrnehmung entweder aus der Gesellschaft verdrängt oder massiv und schmerzhaft eingeschränkt wird.
Mit der neuesten Entwicklung in Iran und Afghanistan, Kurdistan und Syrien, insbesondere mit dem Fall der 22-jährigen Kurdin Jina (Mahsa) Amini, die durch die iranische „Sittenpolizei“ ermordet wurde, entsteht im Augenblick eine „Feministische Revolution“. Sie ist der vorläufige Höhepunkt einer Bewegung mit einer langen Geschichte in der Region, die im Westen weitgehend unbeachtet geblieben ist. Diese Revolution richtet sich gegen die Symbiose von Islam und Politik und gegen eine islamische Theologie, die sich in ideologischer Verstaatlichung artikuliert.
Die interdisziplinäre Kolloquiumsreihe „Leib und Leiblichkeit“ wird sich in diesem Semester dieser virulenten Thematik stellen und dem Thema Leib aus Sicht des Alltags der feministischen Bewegung in diesen Ländern widmen. Es werden Referent:innen aus der Theologie, der Religionswissenschaft, dem Medienbereich, aus Wissenschaft und Kunst eingeladen, um multiperspektivisch neue Horizonte für dieses komplexe Feld zu öffnen.
Der nächste Vortrag wird am 27. Februar 2023 gehalten:/The next lecture will be given on February 27, 2023:
Lecture by Dr. Firoozeh Farvardin

Unveiling the Feminist Revolution in Iran: Feminized Bodies as the Counter-Archive of Resistance
February 27, 2023│6 p.m. c.t.| Online Event
Despite its uniqueness and unpredictability, the ongoing Jin Jiyan Azadi revolution in Iran, sparked by the murder of Jina Amini by the morality (hijab) police in Iran, has its own genealogy. In this lecture, Firoozeh Farvardin would like to focus on account of the performative act of unveiling of feminized bodies during the revolution by tracing and unveiling their (dis)connections with the past(s) in the history of women*movement in Iran.
Lecture

Figuring a Women's Revolution: Bodies Interacting with their Images
February 13, 2023│6 p.m. c.t.| Online Event
This lecture will focus on an intuition born of experiencing a gap: A gap between viewing photos and videos of protests online, and presence in the street. It’s an effort to explicate the short-circuit that courses in the opening between these two domains: virtual space and the reality of the street.
Lecture by Havin Al-Sindy

Tanz und Stoff: Tanzen als Widerstand und Aushandlungsraum
30. Januar 2023│ 18:00 c.t. | Online
Havin Al-Sindy ( she/her) beschäftigt sich aus unterschiedlichen künstlerischen und wissenschaftlichen Blickwinkeln mit den Fragen der Erinnerung und ihrer Rekonstruktion, mit Verortung und Entortung. Sie konfrontiert die Betrachtenden mit eigenen Erwartungshaltungen und tatsächlicher Erfahrung. Die Begegnung mit ihrem Werk soll die Grenzen der Vergangenheit und Gegenwart aufheben. Dabei bedient sie sich performativer und installativer Ausdrucksweisen sowie traditioneller Medien.
Lecture by Sama Khosravi Ooryad

Dadkhah mothers of Iran:
Tracing (elderly) women’s (trans)national activism and mediated, affective mobilization of justice demands in contemporary Iran
16. January 2023│Monday | 18:00 c.t.| Online Event
Sama Khosravi Ooryad (she/her) is a feminist scholar and new media & digital cultures researcher based in Sweden where she is a MSCA-PhD candidate at the University of Gothenburg. Her research encompasses theories of new media, digital & visual cultures, critical hate studies, and gender and feminism as well as empirical-conceptual-historical studies of women and marginalized bodies’ activism in Iran and transnationally.
Vortrag von Maryam Palizban

Verstreute Bilder: Frauen zwischen Revolution und Religion
19. Dezember 2022│ 18 c.t. | Online
Dr. Maryam Palizban ist Theaterwissenschaftlerin, Autorin, Schauspielerin und Regisseurin. Sie ist aktuell Research Fellow am Zentrum für Islamische Theologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und seit 2021 Wissenschaftliche Koordinatorin des Projektes "Leib und Leiblichkeit". Sie promovierte an der Freien Universität Berlin und dem Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL) Berlin über "Figurationen des Märtyrers". Ihre Dissertation ist 2017 unter dem Titel "Performativität des Mordes" im Kadmos Verlag erschienen. Im Iran ist sie als Filmschauspielerin durch Filme wie "Deep Breath" (Internationale Filmfestspiele von Cannes, 2003) und LANTOURI (Berlinale, 2016) sowie als Dichterin bekannt geworden. Sie war Stipendiatin auf Schloss Wiepersdorf und Käte Hamburger Kolleg (CERES).

Ahmad Milad Karimi | Maryam Palizban
Leibverständnis und Leibvergessenheit
Interdisziplinäre Zugänge
Dieser Band behandelt interdisziplinär die Frage der Leiblichkeit des Menschen, die in den klassischen Positionen der Philosophie und Theologie nur marginal Beachtung fand.

Leitung und Organisation: Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi│Dr. Maryam Palizban
► Interdisziplinäres Kolloquium „Leib und Leiblichkeit“ II: Vom Leib zum Körper
Die Auseinandersetzungen zwischen Wissenschaftler*innen aus unterschiedlichen Disziplinen und der internationalen Öffentlichkeit, insbesondere zur Zeit der Krisen und Kriege, enthalten eindrucksvolle Umdeutungen über Bedeutung, Stellung und Rolle des Leib-Begriffs und der Kulturen des Körpers innerhalb der religiösen Diskurse.
Sie können die Beiträge nachhören und -schauen, zu den einzelnen Beiträgen finden Sie jeweils ein ► Video auf der Seite des Kolloquiums.

Leitung und Organisation: Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi│Dr. Maryam Palizban
► Interdisziplinäres Kolloquium „Leib und Leiblichkeit“
In sechs Vorträgen, von externen Wissenschaftler*innen bestritten wurden. Die Diskussionen fokussieren sich auf die einzelnen Präsentationen und beinhalten Debatten über Theoriebildungen, Methoden und Wissensräume in verschiedenen Disziplinen und Kulturen in Bezug auf das Thema „Leib und Leiblichkeit“. Die Veranstaltungsreihe will versuchen, auf innovative Weise verschiedene Ansätze zu verbinden und einen interdisziplinären und interreligiösen Diskussionsraum zur ermöglichen.

Organisation: Zentrum für Islamische Theologie Münster│ Forschungsgruppe „Leib und Leiblichkeit“
► Internationale Konferenz: Interdisziplinäre Einblicke in „Leib und Leiblichkeit“
► Im Sommer 2021 fand auch eine Workshopreihe „Leib und Leiblichkeit im Islam“ statt.

Leibverständnis und Leibvergessenheit in Geschichte und Gegenwart des religiösen Denkens im Islam
Projektleitung: Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi │ Koordination: Dr. Maryam Palizban
Das Projekt
Das Projekt ist eine Annäherung an eine Ausarbeitung der Bedeutung, Stellung und Rolle des Leibes und der Leiblichkeit innerhalb der islamischen Geistestradition. Fragt man nach dem Leib des Subjektes und der Auseinandersetzung mit diesem in der islamischen Tradition, so stellt man fest, dass dieser Begriff und die damit zusammenhängenden Diskurse zu den höchst kontroversen Themen gehören – dies, insofern Leib entweder als Hindernis auf dem Weg zur ewigen und wahren Glückseligkeit verstanden wurde, oder als notwendiges Zeug des Geistes auf seinem Weg zur Perfektibilität. Trotz dieser Kontroversen im Kontext der Frage nach Leib als auch Leiblichkeit, hat man vornämlich die Reflexion darüber ausschließlich auf die theologische Frage nach der körperlichen Auferstehung reduziert, wodurch sich kaum weitere Aspekte dieses ständig und überall präsenten, mitwirkenden Moment zum Thema einer umfassenden und tiefgehenden Reflektion angenommen wurde und das Thema entsprechend zu einer Leerstelle verkam. Wie lassen sich Leib und Leiblichkeit im religiösen Denken des Islams bestimmen? Diese Fragestellung wird im Projekt systematisch und differenziert aufgegriffen, indem allgemein philosophische, theologische, mystische und praktisch-ethische sowie ästhetische Perspektiven eingenommen werden. So geht es in diesem Projekt nicht lediglich um eine historische Betrachtung des Phänomens, sondern auch und vor allem um eine historisch-kritische und hermeneutische Untersuchung der möglichen Diskurse und Kontexte, in welchen Leib und/oder Leiblichkeit auftreten. Insbesondere der Anspruch dieses Forschungsvorhabens, der darin besteht, eine Grundlagenarbeit darzulegen, verbietet die Reduzierung dieser Auseinandersetzung auf eine Perspektive und muss vielmehr die Verstrickung dieser Thematik aufzeigen. Dabei bleibt die Auseinandersetzung nicht folgenlos. Dies alles wird die Frage nach der Bestimmung des Menschen aus dem Horizont seiner konstitutiven Leiblichkeit überhaupt und substanziell betreffen. So soll sich mittels verschiedener Zugänge schlussendlich dieser Bestimmung des Menschen angenommen werden, die die Konsequenz der Forschung darstellt.
Zur Forschungsgruppe
Die Bedeutung des Leibes und der Leiblichkeit wird im Kontext der islamischen Geistestradition innerhalb einer Forschungsgruppe, die an der Professur für Kalām, islamische Philosophie und Mystik assoziiert ist, multiperspektivisch untersucht. Das Ziel ist eine multidisziplinäre Explikation der Frage nach dem Leib und der Leiblichkeit zu erarbeiten, die die Bedeutung und den Stellenwert des Leibes und der Leiblichkeit für das religiöse Denken im Islam herausstellt.
Teilprojekte
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