Frieden im religiösen Denken des Islams

Das Projekt untersucht die Bedeutung, die systematische Stellung und die Rolle des Friedens innerhalb des religiösen Denkens im Islam. Die Frage nach dem Frieden hat nicht nur eine politische, gesellschaftliche Bedeutung, sondern insbesondere auch eine philosophische, theologische, ethische, ästhetische und mystisch-existentielle Dimension. Insofern ist der Frieden in seiner vielfältigen Bedeutungsebenen fragwürdig. Hierbei geht es um eine zentrale Frage der Religion, die programmatisch deshalb den Frieden im Namen trägt, weil er Frieden verspricht. Worin besteht aber dieser Frieden? Wie kann dieser Frieden gelingen? Und wie lässt sich Friedenlogik, Friedenshaltung, Friedensbotschaft und Friedenpraxis vermitteln, kultivieren? Ohne die Friedenkraft der Religionen ist in unserer modernen Welt, in der die Kulturen und religiösen Traditionen so eng zusammenleben, in der Sinn und Orientierung, klare Haltung, Nachhaltigkeit im Handeln, Werteorientiertheit im Leben eine Rarität darstellt, Frieden insgesamt nicht möglich.
Wie lässt sich also der Frieden im religiösen Denken des Islams bestimmen? Diese Fragestellung wird im Projekt systematisch und differenziert aufgegriffen, indem allgemein religionsphilosophische, theologische, mystische und praktisch-ethische sowie ästhetische und mystisch-existentielle Perspektiven eingenommen werden. Aber insbesondere auch ist die Friedensvermittlung als eine didaktisch-pädagogische Frage zentral für das Projekt. So geht es in diesem Projekt nicht lediglich um eine historische Betrachtung des Phänomens, sondern auch und vor allem um eine historisch-kritische und hermeneutische, systematische Untersuchung der möglichen Diskurse und Kontexte, in welchen Friedensfragen auftreten.
Eine der wichtigsten Sachfragen, die diesem Projekt zugrunde liegt, ist dabei die Frage nach der politischen Bedeutung des Friedens im Kontext der Religion. Wie lässt sich der Frieden in seinem unbedingten Anspruch für den Zusammenhalt der (pluralen) Gesellschaft, für den inneren Zusammenhalt des Individuums, aber auch für die spirituelle Bezogenheit des Menschen zu Gott bestimmen?
Die Fragwürdigkeit und Problematik dieser Frage sollen im Projekt klar herausgestellt und die Bedeutung einer vertieften und differenzierten Auseinandersetzung mit diesem Phänomen erarbeitet werden.
Insbesondere die Tatsache, dass der Anspruch dieses Forschungsvorhaben darin besteht, eine Grundlagenarbeit darzulegen, verbietet die Reduzierung dieser Auseinandersetzung auf eine Perspektive und muss vielmehr die Verstrickung dieser Thematik aufzeigen. So soll sich mittels verschiedener Zugänge schlussendlich dieser Bestimmung des Menschen als ein Wesen des Friedens angenommen werden, die die Konsequenz der Forschung darstellt.

Insgesamt untersucht das Projekt sechs Schwerpunkte der Friedensthematik:

1. Religionsphilosophische Dimension des Friedens
2. Theologische Dimension des Friedens
3. Ethische Dimension des Friedens
4. Politische Dimension des Friedens
5. Ästhetische Dimension des Friedens
6. Pädagogisch-didaktische Dimension des Friedens.