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Münster (upm)
Motive für die Veröffentlichung wissenschaftlicher Erkenntnisse: Für die befragten WWU-Forscher sind eigene Karriereziele weniger wichtig als die Ansprache der Öffentlichkeit.<address>© IfK-Studie zur Wissenschaftskommunikation 2018</address>
Motive für die Veröffentlichung wissenschaftlicher Erkenntnisse: Für die befragten WWU-Forscher sind eigene Karriereziele weniger wichtig als die Ansprache der Öffentlichkeit.
© IfK-Studie zur Wissenschaftskommunikation 2018

Austausch mit der Öffentlichkeit gewinnt an Bedeutung

Marek Neppl und Yana Petkova stellen Ergebnisse einer Befragung von WWU-Wissenschaftlern vor

Falls es jemals gestimmt hat: Das Bild vom Wissenschaftler im Elfenbeinturm ist überholt. Wer heute an einer Universität wissenschaftlich arbeitet, muss die Erkenntnisse auf vielfältigen Kanälen kommunizieren – an die wissenschaftliche Gemeinschaft und mittlerweile auch an die außerwissenschaftliche Öffentlichkeit. Welche Bedeutung messen Wissenschaftler der WWU dieser Kommunikation außerhalb der Fachgemeinschaft bei? Wie bewerten sie sie, und welche Kanäle nutzen sie dabei? Antworten darauf liefert eine Befragung an der Universität Münster, die Masterstudierende unter der Leitung von Prof. Dr. Bernd Blöbaum am Institut für Kommunikationswissenschaft (IfK) realisiert haben. Eine zentrale Erkenntnis: Wissenschaftskommunikation gegenüber der allgemeinen Öffentlichkeit wird in einer digitalisierten Zukunft zu einer zentralen Aufgabe für alle Forscher.

Die Befragung richtete sich an Wissenschaftler aller Fächer und Statusgruppen an der WWU (insgesamt 3320 Personen). Der Rücklauf betrug rund 15 Prozent. Gut zwei Drittel der Befragten meinen, Wissenschaft sei zunehmend auf öffentliche Legitimation angewiesen, und mehr als 80 Prozent stimmen der Auffassung zu, dass sich Wissenschaftler in Zukunft stärker an die allgemeine Öffentlichkeit wenden müssen. Auch die Einbeziehung von Nichtwissenschaftlern in den Forschungsprozess („Citizen Science“/ Bürgerwissenschaft) erachten sehr viele als eine gute Möglichkeit, der Laien-Öffentlichkeit wissenschaftliche Arbeit näher zu bringen.

Fast alle Befragten (97 Prozent) halten die Kommunikation innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft für wichtig, fast ebenso viele (85 Prozent) messen dem Dialog mit der nichtwissenschaftlichen Öffentlichkeit einen hohen Stellenwert bei. Die Motive für diese außerwissenschaftliche Kommunikation sind vielfältig. Ganz vorne liegt das Bedürfnis, Interesse für das jeweilige Forschungsfeld zu generieren (siehe Grafik).

Denjenigen, die noch am Anfang ihrer wissenschaftlichen Laufbahn stehen (bis zu fünf Jahre in der Wissenschaft), ist die Legitimation ihrer Arbeit gegenüber der Öffentlichkeit wichtiger als ihren erfahrenen Kolleginnen und Kollegen, die bereits mehr als 15 Jahre wissenschaftlich tätig sind. Zudem ist den jüngeren Forschern „Feedback bekommen“ als Motiv für die Veröffentlichung wissenschaftlicher Befunde außerhalb der eigenen Community wichtiger als den älteren, denen wiederum das Motiv „die Universität, den Fachbereich, das Institut repräsentieren“ etwas wichtiger ist. Bei der Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse an eine allgemeine Öffentlichkeit setzen 80 Prozent auf Eigeninitiative. Zwei Drittel geben zudem an, Anfragen von Medien seien ein wichtiger Impuls, an die Öffentlichkeit zu gehen.

Der Transfer von wissenschaftlichen Informationen in die Öffentlichkeit läuft immer noch häufig über klassische Massenmedien wie Fernsehen oder Zeitung ab. Dennoch gehen die Befragten davon aus, dass digitale Medien ihre Arbeit in Zukunft prägen werden. Neben den teilweise bereits etablierten Online-Forschungsportalen wie „Research Gate“, die den Wissenschaftlern eher der Kommunikation untereinander dienen, prognostizieren gut 40 Prozent, dass wissenschaftliche Blogs in Zukunft wichtiger für ihre eigene Arbeit werden. Ungefähr ein Viertel meint, dass Instant-Messaging-Dienste an Bedeutung gewinnen werden. Jüngeren Wissenschaftlern ist die Präsenz in sozialen Medien wichtiger als den erfahreneren Forschern.

Die Befragung dokumentiert die zunehmende Bedeutung von Wissenschaftskommunikation. Der Austausch mit der Öffentlichkeit entwickelt sich zu einem Teil des Berufsbilds von Wissenschaftlern. Die Befragten möchten sich auf diese Entwicklung gut vorbereiten: 75 Prozent wünschen sich Schulungen zur Medienarbeit.

Zu den Autoren

Marek Neppl und Yana Petkova sind Studierende der Kommunikationswissenschaft an der WWU. Gemeinsam mit acht weiteren Studierenden beschäftigten sie sich Ende 2017 im Masterseminar „Medien und Gesellschaft: Wissenschaft“ unter der Leitung von Prof. Dr. Bernd Blöbaum mit der Bedeutung der Wissenschaftskommunikation für For-scher an der WWU. Einige Ergebnisse der Studie haben die Studierenden in einem kurzen Film visualisiert.

 

Dieser Artikel stammt aus der Universitätszeitung "wissen|leben" Nr. 4, Juni/Juli 2018. Weitere Beiträge zum Thema Wissenschaftskommunikation aus derselben Ausgabe, darunter ein Interview mit Prof. Dr. Annette Leßmöllmann vom KIT, lesen Sie hier:

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