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Münster (upm/jh).
Auf dem illustrierten Symbolfoto sind Hände zu sehen und darüber Sprechblasen mit verschiedenen Flaggen.<address>© stock.adobe.comm - xyz+</address>
Das Programm „Erasmus+“ fördert Auslandsaufenthalte von Studierenden und Universitätsbeschäftigten.
© stock.adobe.comm - xyz+

Brücke zwischen Sprachen und Kulturen

Teil 6 der Serie „Von der Uni in die Welt“: Nicht nur Studierende können mit dem Programm „Erasmus+“ ins Ausland gehen – zwei Beschäftigte berichten

Auslandsaufenthalte erweitern den Horizont – beruflich und persönlich. Deswegen sind globale Austausche und Partnerschaften für Hochschulen auch auf personeller Ebene strategisch bedeutsam. Mit dem weltweit größten Förderprogramm Erasmus+ können sich Beschäftigte aus allen Bereichen für Projektförderungen, zwei- bis siebentägige Fortbildungen oder Lehraufenthalte im Ausland bewerben. Das International Office der Universität Münster berät und fördert sowohl Mitarbeitende in Technik und Verwaltung als auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Unterschieden wird zwischen Aufenthalten in EU-Ländern und weltweiten Partnerländern wie etwa Kuba, Israel, USA oder Usbekistan. In Gastbeiträgen berichten zwei Beschäftigte von ihren Erfahrungen.

Terminhinweis:

Für Beschäftigte aus Technik und Verwaltung bietet das International Office am 21. Januar 2026 eine Infoveranstaltung zu Kurz-Aufenthalten in EU-Ländern an, für wissenschaftlich Beschäftigte am 26. Januar. Die nächsten Bewerbungsfristen für Erasmus+-Förderungen innerhalb Europas enden am 1. Februar sowie am 1. Oktober 2026.

Kontakt: staff.mobility@uni-muenster.de

 

Bereichernde Begegnungen in Georgien

Das Bild zeigt sechs Menschen, die in die Kamera lächeln vor Postern und Plakaten zur Spring School in Georgien.<address>© Uni MS - Germanistisches Institut</address>
Albina Haas (3. v. l.) organisierte mit Studierenden sowie einem Team der Universitäten Batumi (Foto) und Kutaissi eine „Spring School“ in Georgien.
© Uni MS - Germanistisches Institut
Bitte unterstützt uns dabei, dass unsere jungen Leute den Anschluss und die Hoffnung an Europa nicht verlieren! Mit diesen bewegenden Worten einer georgischen Kollegin nach den Wahlen 2024 entstand die Idee zu einer „Spring School“ im Mai 2025 an den Universitäten Batumi und Kutaissi. Eingebettet in die deutsch-georgische Partnerschaft des Germanistischen Instituts und gefördert durch Erasmus+ brachte sie georgische Schülerinnen und Schüler, Studierende und Lehrkräfte der drei Universitäten zusammen, um durch Sprache, Literatur und Begegnungen demokratisches Denken zu fördern und die georgischen Teilnehmenden stärker an den europäischen Bildungs- und Hochschulraum anzubinden.

Als Koordinatorin für den internationalen Austausch war ich für die Organisation und inhaltliche Gestaltung verantwortlich. Unterstützt wurde ich von den Institutskolleginnen, dem International Office der Universität Münster, den Partneruniversitäten sowie dem Lektorat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Georgien.

Die Woche war geprägt von intensiven Momenten: kreative Workshops zu Sprache, Lyrik und Kunst, ein Pubquiz, bei dem georgische Schülerinnen und Schüler im Team mit den Lehrkräften begeistert über deutsche Wortspiele rätselten, sowie Diskussionen über demokratische Gestaltungsmöglichkeiten idealer Lernräume. Es war überwältigend, wie viele Schülerinnen und Schüler an der „Spring School“ teilgenommen haben. In den ersten Workshops in Batumi waren fast hundert Teilnehmende anwesend. Trotz anfänglicher sprachlicher Hürden haben sich alle mit Begeisterung eingebracht und mithilfe der beeindruckenden Simultanübersetzung der Kolleginnen vor Ort wurde sich auf Ukrainisch, Russisch, Englisch und Deutsch über verschiedenen Themen ausgetauscht. Dabei wurden Bildungschancen ebenso thematisiert wie politische Botschaften in lyrischen Gegenständen. Die Schülerinnen und Schüler begegneten uns durchweg mit Interesse und Dankbarkeit, eine Erfahrung, die nicht nur im Kontext interkultureller Interaktion erfreulich ist, sondern auch ein wirklich dankbares Lehr-Lernsetting darstellt, das insbesondere meine studentischen Hilfskräfte sehr bewegt hat.

Das Bild zeigt Teilnehmene in einem Raum, die einem jugen Mann am Pult zuhören. Im Hintergrund ist eine Präsentation zu sehen.<address>© Germanistisches Institut Münster</address>
Das Pubquiz in Batumi als Teil der „Spring School“ war gut besucht.
© Germanistisches Institut Münster
In Georgien lernt man schnell, dass Flexibilität alles ist. Als plötzlich viel mehr Schülerinnen und Schüler kamen als angemeldet, mussten Räume getauscht und Workshops angepasst werden. Ein Hausmeister kam kurzfristig an einem Sonntag, um uns bei der Vorbereitung zu unterstützen, während das Team der Universität Batumi für den bevorstehenden Workshop-Tag die Fensterbänke mit Blumen schmückte. Mich beeindruckte dieses kreative und unkomplizierte Miteinander und freiwillige Engagement aller Beteiligten – es hat mir gezeigt, was möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen.

Außerhalb der universitären Workshops hatten wir die Möglichkeit, das Land und die Menschen vor Ort kennenzulernen. Eindrücklich war die Fahrt mit einem jungen Taxifahrer, dessen Auto mit Europa-Fähnchen geschmückt war. Auf einer 45-minütigen Fahrt haben wir uns über die politische Situation und die Einstellung der Menschen in Georgien unterhalten. Dort wurde die Generationenspaltung zwischen der proeuropäischen Jugend und einer eher skeptischen älteren Generation deutlich. Besonders emotional war auch die Begegnung mit Müttern, die ihre Kinder aus den umliegenden Dörfern zur „Spring School“ begleiteten, um ihnen den ersten Kontakt mit Gästen aus Deutschland zu ermöglichen. Als sie mitgebrachtes georgisches Käsebrot mit uns teilten, spürten wir, wie Zusammenhalt und Gastfreundschaft in Georgien gelebt werden.

Nach einer ereignisreichen Zeit, die geprägt war von kulturellem Austausch, intensivem gemeinsamen Lernen und der Stärkung einer liebgewonnenen Kooperation, nehme ich nach Münster mit, dass Austausch nur gelingt, wenn man ihn gemeinsam und offen gestaltet. Diese Erfahrung prägt seither meine Beratung: Ich gehe sensibler auf Perspektiven ein, ermutige Studierende zu Auslandsaufenthalten und stärke mit meinem Team eine Beratungskultur, die Begegnungen als Bereicherung versteht. Es lohnt sich, über den deutschen Tellerrand zu blicken, um zu sehen, wie gewisse Dinge auch ganz anders umgesetzt werden können als bei uns.

Albina Haas, Koordinatorin für den internationalen Austausch am Germanistischen Institut

 

Englisch als Zeichen der Wertschätzung

Das Bild zeigt die Außenansicht des Gebäudes der Sprachschule in Dublin, davor ist ein Fluss.<address>© privat</address>
Stefan Peters besuchte eine Sprachschule in Dublin, um seine Englischkenntnisse zu verbessern.
© privat
Englisch ist an der Universität allgegenwärtig. Ich finde es wichtig, mich in dieser Sprache sicher zu fühlen: Man entwickelt eine bessere Beziehung zu internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, und die Zusammenarbeit gelingt besser. Genauso wichtig finde ich, dass sich alle Menschen, die aus dem Ausland an die Universität Münster kommen, in einem verständlichen Sprachumfeld bewegen können. Englisch zu sprechen ist für mich ein Zeichen meiner Wertschätzung gegenüber Gästen. Mein Vorgesetzter unterstützt es, wenn Beschäftigte sich weiterbilden; Erasmus+ liefert dafür ein auskömmliches finanzielles Polster. Aus all diesen Gründen habe ich mich zu einem einwöchigen Englischkurs in Irland angemeldet, denn Sprachen lernt man leichter dort, wo sie im Alltag gesprochen werden.

Der 26-stündige Kurs bei einer Sprachschule in Dublin richtete sich speziell an Unimitarbeiter. Da ich in der Nebensaison gereist bin, lernte ich leider keine anderen Hochschulbeschäftigten kennen. Der Kontakt zu Sprachschülerinnen und -schülern aus Südamerika, Asien und europäischen Ländern war trotzdem eine Bereicherung. In meiner Sprachschule schien der Kurs die „wichtigste Nebensache“ zu sein. Am wichtigsten war es den Lehrkräften, durch gemeinsame Ausflüge, Besichtigungen und Gesprächseinheiten am Nachmittag Kontakte zu fördern. Es war also ganz leicht, von Frühstück bis zum abendlichen Pub-Besuch Englisch zu sprechen.

Porträt von Stefan Peters in einem Hörsaal<address>© Uni MS - Linus Peikenkamp</address>
Stefan Peters
© Uni MS - Linus Peikenkamp
Dublin ist eine sehr sehenswerte Stadt in einem historisch spannenden Land. Es ist eine Stadt der Ankünfte und Migration. Deshalb ist es auch leicht und selbstverständlich, sich dort als Fremder zu bewegen und in das städtische Leben zu integrieren. Während und nach dem Kurs haben sich Menschen mit unterschiedlichen Biografien getroffen, die sich unter normalen Umständen nie begegnen wären. Das hat mein Verständnis von Diversität und Kulturen bereichert und es bestätigt den europäischen Fördergedanken von Erasmus: Diese Mobilität ist teuer, aber sie baut Brücken zwischen den Kulturen.

Wer seine Sprachkenntnisse verbessern möchte, dem lege ich einen Erasmus+-Aufenthalt ans Herz. Meine Lehrerinnen und Lehrer spielten mit großer Freude mit Worten und vermittelten ihre Liebe zum Englischen. Wenn das Lernen Spaß macht, folgt auch der Spracheinsatz auf dem Fuße.

Stefan Peters, Leiter der Abteilung Strategisches Flächenmanagement und Projektentwicklung

 

<address>© Designservice</address>
© Designservice
Serie: Aus der Uni in die Welt

Immer schön im eigenen Saft schmoren, mit Scheuklappen durch den Lernmarathon, forschen ohne Kontakt zur Außenwelt? Nicht an der Uni Münster! Die Universität legt Wert auf Internationalität und eine weltoffene Atmosphäre. Wer eine Zeit lang im Ausland forscht oder lehrt, bringt viele Geschichten mit. Einige davon erzählen wir in dieser Serie.

 

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 7, 5. November 2025.

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