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Münster (upm/jh).
Das Zentrum für Hochschullehre feiert sein zehnjähriges Bestehen.<address>© WWU - Robert Matzke</address>
Das Zentrum für Hochschullehre feiert sein zehnjähriges Bestehen.
© WWU - Robert Matzke

Strahlkraft in vielerlei Richtungen

Das Zentrum für Hochschullehre widmet sich der Verbesserung der Lehrqualität an der WWU

Lehrmaterialien erstellen, Diskussionen moderieren, Prüfungssituationen gestalten: Hochschullehre umfasst viele Aspekte. Insbesondere Lehr-Einsteiger haben hier viele Fragen. Wie schaffe ich eine angenehme Lernatmosphäre? Welche digitalen Angebote können die Präsenzlehre sinnvoll ergänzen? Wie motiviere ich Studierende? An der WWU ist das Zentrum für Hochschullehre (ZHL) seit zehn Jahren Anlaufstelle für diese Anliegen. Vom Doktoranden bis zur Professorin erhalten alle rund 4.200 wissenschaftlichen Beschäftigten der WWU am ZHL Beratung und Unterstützung – stets mit dem Ziel, die Qualität der Lehre zu verbessern.

Möglich machte dieses zentrale Vorhaben der WWU eine Förderung aus dem Qualitätspakt Lehre, einem milliardenschweren Förderprogramm von Bund und Ländern zur Verbesserung der Studienbedingungen und der Qualität der Lehre in Deutschland, mit dessen Mitteln das ZHL aus der Taufe gehoben wurde. Als zentrale wissenschaftliche Einrichtung ist es seither fest etabliert – die ersten Kurse nahm das ZHL, dessen wissenschaftliche Heimat die Psychologie ist, Anfang 2012 auf.

Forschung und Lehre sind an Universitäten untrennbar miteinander verbunden. Während manche sich mit Leidenschaft in der Lehre engagieren, ist sie für andere eher Pflicht als Kür. „Wir wollen den Forscherinnen und Forschern dabei helfen, sich auch in ihrer Rolle als Lehrende wohlzufühlen“, betont die operative Leiterin des ZHL, Dr. Dorothe Kienhues. Schließlich könne Lehre Strahlkraft in vielerlei Richtungen entwickeln, beispielsweise, wenn Studierende Impulse für die Forschung liefern oder ihre Motivation später selbst als Lehrkräfte an Schülerinnen und Schüler weitergeben. „Durch die Herausforderung, Inhalte fachlich korrekt und verständlich in die Lehre einzubringen, ergibt sich für viele Wissenschaftler zudem eine neue Sicht auf ihr so gut vertrautes Themengebiet“, ergänzt die wissenschaftliche Leiterin des ZHL, Prof. Dr. Regina Jucks. „Viele sind begeistert, dass das, was ihnen wichtig ist – ihr Fachgebiet –, auch Studierende fasziniert.“

Die wohl größte Außenwirkung erzielt das ZHL mit seinem umfangreichen Fortbildungsprogramm, das Themen zu allen Facetten der Hochschullehre aufgreift und die Vernetzung der Lehrenden in den Fokus nimmt. Viele Angebote werden von externen Dozenten umgesetzt, die Perspektive aus der Psychologie wird nur bei den Forschungsaktivitäten des ZHL sichtbar. Rund drei Viertel der Teilnehmer im vergangenen Jahr waren Promovierende, ein Viertel PostDocs und lediglich drei Prozent habilitiert. Die Kurse können nach Bedarf und Interesse gebucht werden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, das nordrhein-westfälische Zertifikatsprogramm „Professionelle Lehrkompetenz für die Hochschule“ zu absolvieren – eine fundierte hochschuldidaktische Qualifizierung.

Eine von knapp 120 WWU-Lehrenden, die das NRW-Zertifikat aus den Händen der WWU bereits in der Tasche haben, ist Dr. Sarah Thieme vom Centrum für Religion und Moderne, die angehende Geschichtslehrkräfte ausbildet. Sie erinnert sich besonders an ein Seminar am ZHL, das eine intensive Überprüfung der eigenen Lehre sowie eine kollegiale Hospitation beinhaltete. „Wir haben uns wechselseitig in unseren Veranstaltungen besucht und uns Feedback zur Gestaltung gegeben. Der Blick von außen, aus einem anderen Fach, war enorm hilfreich und konstruktiv“, berichtet sie. Noch heute tausche sie sich regelmäßig mit ihrer damaligen Kurspartnerin aus der Anglistik aus.

„Gute Lehre setzt ein entsprechendes Selbstverständnis der Lehrenden voraus“, hebt Dorothe Kienhues hervor. Dadurch, dass das Lehrpersonal untereinander im Austausch stehe, könnten wichtige Wechselwirkungen entstehen. „Jeder kann von jedem lernen.“ Im „WWU TeachTank“ beispielsweise, der direkt mit dem Projektaufsatz im Jahr 2012 konzipiert wurde, können sich Lehrende selbstständig vernetzen und gemeinsam Aspekte ihrer Lehre reflektieren. Während der Coronapandemie erhielt dieses Angebot besonderen Aufwind, als plötzlich mehr als je zuvor Kompetenzen in digitaler Lehre gefragt waren.

Als das ZHL vor zehn Jahren an den Start ging, war das Ziel, „eine neue und dauerhafte Lehr- und Lern-Kultur zu etablieren“ und „eine exzellente Lehrqualität zu schaffen“. Wurde dieses Ziel erreicht? „Aus meiner Sicht ist das gelungen. Die Entwicklung der Lehr- und Lern-Kultur ist natürlich eine Daueraufgabe – man ist nie damit fertig. Das ZHL macht dieses Anliegen sichtbar und treibt es durch das hohe Engagement der Lehrenden stetig voran“, bilanziert Regina Jucks. Für die Zukunft sieht sie die Weiterqualifikation für die Wissenschaftskommunikation als wichtige Herausforderung. „Ich hoffe, dass es uns gelingt, Forschung, Lehre und Transfer als verzahntes Fundament einer Lehr- und Lerngemeinschaft zu etablieren.“

 

Das ZHL:

Das Zentrum für Hochschullehre (ZHL) ist eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung der WWU, die seit 2012 Angebote zur Weiterqualifikation des wissenschaftlichen Personals macht und pädagogisch-psychologische Forschung im Themenfeld der Hochschullehre betreibt. Die Arbeitsstelle ZHLdigital wurde 2017 eingerichtet, um zentrale Services (insbesondere Learnweb und eLectures), Beratung und Unterstützung bei der digitalen Lehre anzubieten. Das Angebot des ZHL richtet sich an alle Lehrenden der WWU.

Autorin: Julia Harth

Dieser Beitrag stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 5, 6. Juli 2022.

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