|
Münster (upm/ch)
Das LIFE-Team beim Auftakttreffen<address>© WWU/ULB</address>
Das LIFE-Team beim Auftakttreffen
© WWU/ULB

Datenschätze effizient nutzen

Universität Münster startet Pilotprojekt zur Verknüpfung wissenschaftlicher Daten

Hier eine Grafik, dort ein Textdokument oder eine Tabelle – Informationen aus verschiedenen Datenquellen lassen sich nur schwer in Beziehung setzen, weil die Daten nur von Hand oder mit sehr viel technischem Aufwand miteinander in Verbindung gesetzt werden können. Das Pilotprojekt "LIFE" an der Universität Münster soll wissenschaftliche Daten unterschiedlicher Quellen nun so aufbereiten, dass sie Nutzern wie in einer einzigen Datenbank zur Verfügung stehen.

Das Kürzel LIFE steht für "Linked Data for eScience Services". Das Projekt, das im Januar startet und im Rahmen der Initiative "LODUM" (Linked Open Data University of Münster) stattfindet, ist ein gemeinsames Vorhaben von Wissenschaftlern des Instituts für Geoinformatik der Universität und der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Münster. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt es für zwei Jahre mit 350.000 Euro. Das Vorhaben hat Pilotcharakter unter den deutschen Bibliotheken, in denen die offene Bereitstellung von Katalogdaten immer wichtiger wird. "LIFE" ist eines der ersten Projekte, welches über das Internet frei verfügbare Daten – "Linked Open Data" – als elementaren Bestandteil der in den Bibliotheken angebotenen Dienste begreift. "Die Flut von Daten, die Wissenschaftlern zur Verfügung stehen, wächst in früher nicht gekanntem Tempo. Immer mehr Informationen sind digital abrufbar. Um diese Datenschätze effizient nutzbar zu machen, ist ein System, das einen einheitlichen Zugriff auf die verschiedenen Daten gewährleistet,  unabdingbar", betont Forschungsprorektor Prof. Dr. Stephan Ludwig.

Zunächst setzen die Beteiligten den Fokus auf die Bereitstellung von wissenschaftlichen Daten mit Raum- und Zeitbezug – das "Steckenpferd" der Geoinformatiker, so auch von Dr. Carsten Keßler, der an dem Projekt beteiligt ist. Er erklärt: "Die ULB ist gerade dabei, ihre Kartensammlung zu digitalisieren und mit Geokoordinaten zu versehen. Es wäre beispielsweise praktisch, wenn man sich künftig nicht nur eine historische Karte vom Münsterland am Rechner anschauen könnte, sondern gleichzeitig alle Literatur angezeigt bekäme, die zu der entsprechenden Epoche über das Münsterland geschrieben wurde. Die Daten existieren jetzt schon, nur muss man sie sich mühsam von Hand zusammensuchen." Holger Przibytzin von der ULB betont: "Es gibt unwahrscheinlich viele Datensammlungen an der Uni, doch der Austausch zwischen den Systemen ist schwierig."

Anhand von Fällen aus der Praxis will das LIFE-Team sein Konzept umsetzen. Ein Beispiel ist das Institut für vergleichende Städtegeschichte. "Wir haben Datenbanken für Literatur, geografische Karten und für historische Ansichtskarten. Bislang muss ich drei Suchanfragen starten, wenn ich Informationen über Lübeck suche, künftig reicht eine", erklärt Volkskundlerin Dr. Kirsten Bernhardt. "Ein weiterer Vorteil von Datenverknüpfung ist, dass man Ergebnisse findet, nach denen man gar nicht gesucht hat – weil man nicht auf die Idee gekommen ist. Wer zum Beispiel nicht weiß, dass wir historische Ansichtskarten im Archiv haben, sucht natürlich nicht danach."

Die Anbindung der verschiedenen Datenquellen soll mit technisch erprobten Werkzeugen geschehen. So sollen die Daten, die zunächst in ein einheitliches Format umgewandelt werden, nach dem "Linked Open Data" (LOD) -Prinzip bereitgestellt werden. So lassen sich die Daten der WWU mit allen weltweit verfügbaren LOD-Datenquellen in Beziehung setzen. Damit wird eine Grundlage zur übergreifenden Nutzung wissenschaftlicher Daten geschaffen, die die Bearbeitung von Forschungsfragen in zum Teil neuen Kontexten ermöglicht.

LODUM

Die Initiative LODUM wurde im Rahmen des Zukunftskonzepts der Universität Münster ins Leben gerufen. Sie befasst sich mit der Frage der Zugänglichkeit und Vernetzung von Wissens- und Informationsstrukturen. Zu dieser Initiative gehört auch die universitätsweite Forschungsdatenbank "CRIS@WWU", die Informationen zu Personen, Projekten, Publikationen, Preisen und Patenten bereitstellt und in Beziehung zueinander setzt. "Wir freuen uns, dass mit LIFE nun eines der LODUM-Projekte in eine externe Förderung überführt werden konnte", unterstreicht Prorektor Stephan Ludwig.

Links zu dieser Meldung