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Münster (upm/kn).
Ein Team aus der Psychologie, Biologie, Soziologie, Ökonomie und Philosophie erforscht die individuellen Unterschiede im Sozialverhalten bei Menschen und Tieren.<address>© mpix-foto – stock.adobe.com</address>
Ein Team aus der Psychologie, Biologie, Soziologie, Ökonomie und Philosophie erforscht die individuellen Unterschiede im Sozialverhalten bei Menschen und Tieren.
© mpix-foto – stock.adobe.com

Neuer Ansatz für die Erforschung individueller Unterschiede im Sozialverhalten

Interdisziplinäres Team entwickelt „Linked-Lives“-Modell über Disziplingrenzen, Arten und Kontexte hinweg / Veröffentlichung in „Nature Human Behaviour“

Warum unterscheiden sich Individuen in ihrem Verhalten anderen gegenüber – sowohl bei Menschen als auch bei Tieren? Wie prägen soziale Erfahrungen diese Unterschiede? Und welche Konsequenzen haben soziale Verhaltensunterschiede für einzelne Individuen und soziale Gemeinschaften? Ein interdisziplinäres Forschungsteam unter der Leitung der Psychologen Dr. Niclas Kuper und Prof. Dr. Mitja Back von der Universität Münster stellt in der Fachzeitschrift „Nature Human Behaviour“ einen neuen Ansatz vor, um die Vielfalt individuellen Sozialverhaltens systematisch zu erforschen. Das sogenannte „Linked-Lives“-Modell integriert Erkenntnisse aus Psychologie, Biologie, Soziologie, Ökonomie und Philosophie. Ziel ist es, die individuellen Unterschiede im Sozialverhalten umfassend zu verstehen – über Disziplingrenzen, Arten und Kontexte hinweg.

„Unser Ansatz verbindet bisher getrennte Forschungsstränge und erlaubt es, die komplexen Wechselwirkungen zwischen Individuen und ihrer jeweiligen sozialen Umwelt besser zu begreifen“, erklärt Niclas Kuper. „Wir betrachten soziale Verhaltensweisen nicht isoliert, sondern als Teil eines Netzwerks verknüpfter Leben – eben linked lives“, ergänzt der Erstautor der Studie. Das neue Modell baut auf drei Säulen auf: Welche Formen individueller Unterschiede im Sozialverhalten gibt es – etwa in Dominanz, Wärme, Kooperation oder Aggression? Durch welche genetischen Faktoren, sozialen Erfahrungen und deren Wechselspiel entstehen diese Unterschiede? Welche Konsequenzen haben diese Unterschiede für die Gesundheit, Beziehungen, Leistung oder den gesellschaftlichen Zusammenhalt?

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen dabei die Erkenntnisse aus der Human- und Tierforschung miteinander verbinden. So lassen sich evolutionäre Grundlagen von Individualität ebenso untersuchen wie kulturelle und gesellschaftliche Spezifika. „Unsere Forschung zeigt, dass Individualität kein Störfaktor ist, sondern ein grundlegendes Merkmal sozialen Lebens“, betont Mitja Back. Der Ansatz eröffne darüber hinaus neue Wege für die Entwicklung maßgeschneiderter Reaktionen, etwa in Fragen der Bildung, Arbeitswelt oder Gesundheit. „Wenn wir die Ursachen und Konsequenzen unterschiedlichen Sozialverhaltens verstehen, können wir die Individuen, Gruppen oder ganze Gesellschaften gezielter fördern“, erläutert Niclas Kuper. „Das gilt für den Umgang mit sozialen Konflikten ebenso wie für die Gestaltung von Kooperation und Vertrauen.“

Die Publikation entstand im Rahmen des Kooperationsprojekts „Joint Institute for Individualisation in a Changing Environment (JICE)“ der Universitäten Bielefeld und Münster. Beteiligt sind Forscher aus der Psychologie, Biologie, Wirtschaftswissenschaft, Soziologie, Philosophie und Sportwissenschaft.

Originalpublikation

Kuper, N., Breitmoser, Y., Caspers, B. et al. (2025). An interdisciplinary linked-lives approach to individual differences in social behaviour. Nature Human Behaviour. doi.org/10.1038/s41562-025-02301-7

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