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Münster (upm/bn).
Kopfschmuck, Tragetaschen und Feldhacken: Die Ausstellung zeigt unter anderem Objekte aus Ozeanien.<address>© Bibelmuseum Münster</address>
Kopfschmuck, Tragetaschen und Feldhacken: Die Ausstellung zeigt unter anderem Objekte aus Ozeanien.
© Bibelmuseum Münster

Ausstellung: Bibelübersetzungen in Ozeanien, Westafrika und der Arktis

Bibelmuseum Münster beleuchtet ab 10. Oktober die Verbreitung in indigenen Sprachen

Bereits in der Antike wagten sich Gelehrte an die Übersetzung des hebräischen Alten Testaments und des griechischen Neuen Testaments ins Lateinische, Koptische oder auch Syrische. Dies stellte sie vor viele sprachliche Probleme, da eine komplexe Schriftsprache nicht Wort für Wort übertragen werden kann. Hinter einzelnen Wörtern können sich unterschiedliche Lebenswelten und Glaubenssysteme verbergen, die den Übersetzern zunächst unbekannt erschienen, obwohl die antiken Länder nahe beieinander lagen und einen lebhaften Austausch pflegten.

Wie viel schwieriger muss es deshalb für die deutschen und englischen Missionare im 19. Jahrhundert gewesen sein, indigene Völker, die meist keine Schriftsprache kannten, zu erreichen? Die Sonderausstellung „Global Bible. Vermächtnisse von (post)kolonialen Bibelübersetzungen in der Arktis, Ozeanien und Westafrika“, die vom 10. Oktober 2025 bis zum 1. März 2026 im Bibelmuseum der Universität Münster zu sehen ist, zeigt die historischen Prozesse, Akteure und Netzwerke, die die Übersetzung und Verbreitung der Bibel in verschiedene indigene Sprachen während der zunehmenden westlichen Expansion vorangetrieben haben.

Über die Christianisierung hinaus dienten die Bibelübersetzungen auch als Mittel der kolonialen Herrschaft. Durch die Alphabetisierung der Bevölkerung konnten die Kolonialverwaltungen indigene Kulturen und Sprachen besser verstehen und kontrollieren. Bislang wurde dieser komplexe Vorgang, der je nach Region und Kontext unterschiedlich ablief, als einseitig von den Europäern ausgehend beschrieben. Das dreijährige internationale Forschungsprojekt „GloBil“ an der Universität Münster, auf dessen Arbeit die Ausstellung fußt, hat erstmals die Beiträge indigener Übersetzer zum Erfolg der Bibelübersetzungsprojekte der Missionare in den Fokus gerückt.

Manfred Wkeng Aseng, ein Künstler aus Neuguinea, hat für die Ausstellung Bilder gemalt.<address>© Bibelmuseum Münster</address>
Manfred Wkeng Aseng, ein Künstler aus Neuguinea, hat für die Ausstellung Bilder gemalt.
© Bibelmuseum Münster
In der Ausstellung sind alte Manuskripte, übersetzte Bibeln und Bibelteile in europäischen, arktischen, ozeanischen und westafrikanischen Sprachen zu sehen. Materialien wie Grammatiken, Wörterbücher, Lehrbücher und andere Gegenstände verdeutlichen den mehrstufigen Prozess hinter missionarischen Bibelübersetzungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Da die Sprachen, in die Missionare und ihre lokalen Mitarbeiter die christlichen Schriften übersetzen wollten, ursprünglich in mündlicher Form existierten, waren die Sammlung von Wörtern, die Schaffung von Grammatiken, Fibeln und Wörterbüchern unerlässliche Vorarbeiten vor der Übersetzung der Bibel.

Darüber hinaus zeigt die Ausstellung ethnographische Artefakte aus den drei Regionen, die die Milieus beleuchten, in denen die Missionare lebten und die Bibel übersetzten. Von der Britisch-Kamerunerin Leeza Awojobi ist eine Videoinstallation zu sehen, Manfred Wkeng Aseng aus Neuguinea zeigt drei Zeichnungen. Eine digitalisierte Karte der globalen Bibelbewegung und eine Open-Access-Datenbank, die vom Service-Center für Digitale Geisteswissenschaften der Universität Münster erstellt wurden, runden schließlich die Ausstellung ab.

 

Die Ausstellung „Global Bible“ ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr im Bibelmuseum, Pferdegasse 1, 48143 Münster, zu sehen. Sonntags finden um 15 Uhr Führungen statt, für die keine Anmeldung erforderlich ist. Zur Ausstellung ist ein zweisprachiger Katalog erschienen, der im Bibelmuseum zum Preis von 24,90 Euro erhältlich ist.

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