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Münster (upm/tz).
Dr. Nicole Kirmse steht vor dem großen Freilandgehege, in dem Gnus, Antilopen und Wasserböcke zusammenleben, und schaut in die Kamera<address>© Uni MS - Linus Peikenkamp</address>
Vor der „Afrika-WG“, in der Gnus, Antilopen und Wasserböcke zusammenleben, denkt Dr. Nicole Kirmse an ihr eigenes WG-Leben zurück.
© Uni MS - Linus Peikenkamp

Eine tierische Karriere

Alumna Nicole Kirmse leitet die Zoopädagogik im Allwetterzoo – ein Spaziergang

Während sich am Eingang des Allwetterzoos in Münster lange Menschen-Schlangen bilden, die Pinguine, Tiger und rote Pandas beobachten wollen, betritt Dr. Nicole Kirmse das Gelände durch den Hinterausgang ihres Büros. Sie kennt die Wege durch die verschiedenen Klimazonen auswendig, nicht nur dank ihrer Position als Leiterin der Zoopädagogik. „Ich habe bereits als Studentin Führungen gegeben“, erinnert sie sich. Von 1996 bis 2008 studierte sie Biologie an der Universität Münster und promovierte in der Verhaltensbiologie. „Nahezu alle Studierenden, die zu meiner Zeit als Zooführer tätig waren, kamen aus der Verhaltensbiologie“, erzählt die Alumna. Grund dafür war die enge Beziehung, die Gerti Dücker, die erste Leiterin der Abteilung für Verhaltensforschung, zum Zoo aufgebaut hatte.

Beim Gang durch die Afrika-Anlage begutachtet Nicole Kirmse das Gnu-Jungtier „Gnut“, das im Juli zur Welt kam. Das ist buchstäblich ihre Welt. Als Tochter eines Außendienstlers und einer Bankangestellten wurde ihr das Interesse an Flora und Fauna erst in ihrer Schulzeit nahegebracht. „Ich hatte einen großartigen Biologielehrer, bei dem der Unterricht Spaß gemacht hat“, erklärt sie. Er war der Grund, warum sie den Leistungskurs Biologie belegte und das Fach anschließend studierte. Schon damals wusste die gebürtige Bielefelderin: Wenn sie die Wahl hat, muss es Münster sein. „Meine beste Freundin hatte bereits eine Zusage für einen Studienplatz in Münster, und es war unser Traum, gemeinsam in eine WG zu ziehen“, betont sie. Der Traum ging in Erfüllung. Zunächst wohnten die beiden gemeinsam neben der Mensa am Aasee. Im Anschluss daran ging es in eine 4er-WG an der Steinfurter Straße, bis sie in eine eigene Wohnung zog.

Auf einer schattigen Bank nahe dem Nashorngehege nimmt sie Platz und beschreibt die Stationen, die zu ihrer aktuellen Stelle geführt haben. „Für meine Diplomarbeit arbeitete ich an einem Projekt mit, bei dem die Alzheimer-Erkrankung an Mäusen untersucht wurde.“, berichtet Nicole Kirmse. „Natürlich war das Projekt mit meinem Abschluss nicht vorbei. Deshalb entschied ich mich, eine Doktorarbeit darüber zu schreiben.“ Während ihrer gesamten Studienzeit hielt sie den Kontakt zum Zoo und führte Besuchergruppen durch die spannende Tierwelt. Später koordinierte sie die Zoo- und Eventführungen, um schließlich im Jahr 2020 die Leitung der Zoopädagogik zu übernehmen. „Während meiner Doktorarbeit kam mein erstes Kind zur Welt, kurz danach war ich mit dem zweiten schwanger“, erzählt sie. „Die Führungen konnte ich gut im Homeoffice koordinieren. Ich war froh, dem Allwetterzoo so auch von zuhause aus verbunden zu bleiben.“ Inzwischen ist sie Mutter von drei Kindern.

In der Nähe der neuen Meranti-Halle macht die Biologin an der Zooschule halt. In der Einrichtung bieten Lehrkräfte Unterrichtseinheiten für Schulklassen an. Mit Fragestellungen wie „Wie erkennt man ein Raubtier?“ oder „Was bedeutet Artenschutz und wie kann ein Zoo dazu beitragen?“ werden Schülerinnen und Schüler hier am praktischen Beispiel über den Erhalt von bedrohten Tierarten und ihren Lebensräumen aufgeklärt. Nicole Kirmse koordiniert die Lehrangebote für Schulklassen und vertritt den Zoo im münsterschen Netzwerk Bildung für nachhaltige Entwicklung. „Mit der Aufklärung von Kindern und Jugendlichen tragen wir dazu bei, dass sie als mündige Bürger sinnvolle Entscheidungen zum Artenschutz und Tierwohl treffen können“, betont sie. Auch Nicole Kirmse unterrichtet – allerdings nicht Kinder, sondern pädagogische Fachkräfte. In der Koordinierungsstelle der „Stiftung Kinder forschen“ an der Universität Münster leitet sie Workshops zu MINT-Themen und nachhaltiger Entwicklung. Dafür ließ sie sich zur Trainerin ausbilden.

Als sich der Rundgang dem Ende neigt, erinnert sich Nicole Kirmse erneut an ihr Studium, an die zahlreichen Partys in den münsterschen Kneipenstraßen und an die Sommerabende am Aasee. Vor allem denkt sie aber über die Exkursionen nach, die sie während ihrer Studienzeit erlebt hat. „Es gab viele Angebote für Studienfahrten, aber es war nicht immer einfach, mit auf Exkursion zu fahren. Ich bin ausnahmslos jedes Mal auf der Warteliste gelandet“, sagt sie und lacht. „Aber ich hatte Glück im Unglück und bin bei allen Touren nachgerutscht.“ Während ihres Studiums war die Alumna mehrfach in der meeresbiologischen Wattstation der Universität Münster in Carolinensiel, besuchte die französischen Städte Banyuls-sur-Mer und Wimereux und belegte Insektenkurse in den Alpen. „An diese Reisen habe ich ausschließlich tolle Erinnerungen.“

Zurück im Büro erwähnt Nicole Kirmse, dass sie nun schon seit fast 30 Jahren Wahlmünsteranerin ist. Auch wenn ihre Heimatstadt Bielefeld noch immer einen festen Platz in ihrem Herzen hat, ist sie sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Hier im Münsterland, zwischen Aaseekugeln und Zootieren, ist sie zuhause.

Autor: Tim Zemlicka

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 6, 1. Oktober 2025.

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