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Münster (upm/vl).
Das Bild zeigt Dr. Hendrik Kleinkamp (links) und Lea Möllers im Gespräch. Sie sitzen an einem kleinen runden Tisch in Sesseln und schauen sich an.<address>© Uni MS - Johannes Wulf</address>
Zwei Mathematik-Begeisterte im Gespräch: Dr. Hendrik Kleikamp ist frisch promoviert, Lea Möllers startet nach ihrem Abitur am Kardinal-von-Galen-Gymnasium Hiltrup im Herbst ins Studium.
© Uni MS - Johannes Wulf

„Wettbewerbe sind optimal“

Abiturientin Lea Möllers und Mathematiker Hendrik Kleikamp über die Förderung von MINT-Talenten

Gut ausgebildeter MINT-Nachwuchs wird in vielen Branchen dringend gesucht. Was kann dabei helfen, schon in jungen Jahren das Interesse für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, kurz MINT, zu fördern? Victoria Liesche hat mit der Abiturientin Lea Möllers, die ein Mathematik-Studium an der Universität Münster beginnen wird, und dem jüngst promovierten Mathematiker Dr. Hendrik Kleikamp über ihre Erfahrungen gesprochen. Beide haben in der Schulzeit für ihre MINT-Facharbeit den „Dr. Hans Riegel-Fachpreis“ erhalten.

 

Können Sie sich erinnern, wie Ihr Interesse für MINT-Themen entstanden ist?

Lea Möllers: Ich mochte Mathe und Sachkunde schon in der Grundschule. Den ,Känguru‘-Mathewettbewerb fand ich super. Im Gymnasium war ich in der Chemie-AG und habe viermal zusammen mit Freundinnen bei ,Jugend forscht‘ mitgemacht. Toll war auch die ,Alympiade‘, bei der wir an konkreten Lösungen für Probleme aus der angewandten Mathematik tüfteln mussten. Durch diese Zusatzangebote habe ich die MINT-Fächer ganz anders kennengelernt als im Unterricht. Und es hat einfach Spaß gemacht.

Hendrik Kleikamp: Das ging mir auch so. Wenn man eine gewisse Affinität zu diesen Fächern hat, kann es in der Schule passieren, dass irgendwann die Herausforderungen fehlen. Dann sind solche Wettbewerbe optimal, weil dort komplizierte Fragen aufkommen, über die man anders nachdenken muss, oft auch im Team.

Gibt es Personen, die Sie geprägt haben?

Möllers: Von den Angeboten, die über den normalen Unterricht hinausgehen, erfährt man meistens über die Lehrerinnen und Lehrer. Deswegen hat es eine große Bedeutung, wie stark sie sich einsetzen und, wie beispielsweise mein Chemielehrer, die Schülerinnen und Schüler motivieren, sich intensiv mit Themen zu beschäftigen und an Wettbewerben teilzunehmen.

Kleikamp: Besonders engagiert war meine Mathelehrerin in der Oberstufe, die einen Projektkurs organisiert hat, in dem jeder von uns ein Jahr lang ein selbst gewähltes Thema aus der Mathematik oder Informatik bearbeitet hat, zusätzlich betreut von einem Dozenten vom Fachbereich Mathematik und Informatik. Er hat uns auch an die Uni eingeladen, sodass wir einen Einblick ins Studium bekommen haben. Es wäre hilfreich, wenn im Lehramtsstudium noch mehr Kurse integriert wären, in denen zukünftige Lehrkräfte Ideen bekommen, wie man anwendungsorientierte und aktuelle Fragen – Stichwort künstliche Intelligenz – in den Unterricht oder AGs einbringen kann. Das könnte das Fach Mathematik für viele Schülerinnen und Schüler interessanter machen.

Frau Möllers, wie kam es zu Ihrer Studienentscheidung?

Möllers: Ich war mir sicher, dass ich etwas im MINT-Bereich machen möchte. Da ich noch nicht wusste, was genau, habe ich an vielen Angeboten zur Studienorientierung teilgenommen, zum Beispiel an einem Schnupperstudium in Dortmund, am Hochschultag in Münster und an einem zweitägigen Physik-Probestudium in Osnabrück. Dort habe ich gemerkt, dass ich nicht so viel Lust auf Experimentieren habe und Mathe besser zu mir passt.

Verlief es bei Ihnen ähnlich?

Kleikamp: Mathe stand bei mir als Studienfach schnell fest. Ich fand es attraktiv, dass man damit viele Möglichkeiten hat und noch nicht auf einen Beruf festgelegt ist. Ich habe mir verschiedene Unis angeschaut und mich für Bonn entschieden, da ich gerne einen Schritt aus dem Münsterland hinaus machen wollte. Vor dem Studium war mir nicht bewusst, dass das Mathestudium etwas komplett anderes ist als die Schulmathematik. Es kommt nicht darauf an, dass man gut rechnen kann, sondern eher auf das Verständnis abstrakter Konzepte; man muss anders an Dinge herangehen. Das lernt man mit der Zeit, aber es wäre gut, wenn man in der Schule besser darauf vorbereitet würde.

Wissen Sie beide schon, in welchem Bereich Sie langfristig arbeiten möchten?

Möllers: Ich könnte mir vorstellen, in der IT zu arbeiten. Ich wünsche mir auf jeden Fall eine abwechslungsreiche Arbeitsstelle. Und dass man manchmal knobeln muss, um Probleme zu lösen.

Kleikamp: Ich habe mich schon im Bachelor auf Numerik spezialisiert. In diesem Teilbereich der Mathematik simulieren wir komplexe physikalische Phänomene am Computer und lösen näherungsweise die damit verbundenen komplizierten Gleichungen. Im Verlauf meines Masterstudiums in Münster wuchs die Idee, weiter in dem Bereich zu forschen und am Exzellenzcluster Mathematik Münster zu promovieren. Während der Doktorarbeit braucht man auf jeden Fall viel Durchhaltevermögen. Wenn dann eine Simulation plötzlich funktioniert, nachdem man zwei Monate einen Fehler im Programm gesucht hat, ist das ein großartiges Gefühl. Ich habe jetzt eine Postdoc-Stelle in Graz angenommen, bei der ich mich mehr mit maschinellem Lernen beschäftigen werde. Mal sehen, ob es danach für mich in der Wissenschaft weitergeht oder ob ich in die Wirtschaft gehe, vielleicht in die IT- oder Beratungsbranche. Es geht mir wie Lea: Ich möchte nicht jeden Tag das Gleiche machen, sondern am liebsten etwas, in das ich eigenen Gehirnschmalz hineinstecken muss.

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 5, 16. Juli 2025.

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