
„Wir wollen alle Fachrichtungen der Planetenforschung ansprechen“
Das Institut für Planetologie (IfP) der Universität Münster ist deutschlandweit eines der bedeutendsten Zentren seiner Fachrichtung. Unter anderem auf Initiative von Dr. Bastian Gundlach, Professor für experimentelle und analytische Planetologie am IfP, treffen sich am 15. Mai (Donnerstag) zahlreiche Fachvertreterinnen und -vertreter im münsterschen Schloss, um die „Deutsche Gesellschaft für Planetenforschung“ (DGP) ins Leben zu rufen. Im Interview mit André Bednarz erklärt der geschäftsführende Direktor des IfP die Hintergründe.
In Deutschland gibt es unzählige Gesellschaften, etwa die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie, für Demokratiepädagogik oder für Ästhetik. Warum gab es bislang keine Gesellschaft für Planetenforschung?
Die Planetenforschung ist ein relativ kleines Fach. Bis jetzt gab es zwar einige Bemühungen, der Planetenforschung in Deutschland mehr Struktur zu geben, zum Beispiel durch eine Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Doch von den bisherigen Vorstößen fühlten sich nicht alle Forscherinnen und Forscher angesprochen. Unsere Vision ist, das zu ändern, indem wir eine Gesellschaft gründen, die alle Fachrichtungen der Planetenforschung anspricht und gewinnt.
Wie sehen die inhaltliche Ausrichtung und die Ziele der DGP aus, um das zu erreichen?
Zum einen möchten wir die Planetenforschungsgemeinschaft in Deutschland besser miteinander vernetzen. Zum anderen möchten wir die Vision aller Beteiligten in sogenannten White Papers, also Denkschriften zusammenführen. So sollen politische Entscheidungsträgerinnen und -träger von uns einen Leitfaden erhalten, der aufzeigt, welche Ziele aus unserer wissenschaftlichen Sicht mit der deutschen Planetenforschung verfolgt werden sollten, etwa zu welchen Himmelskörpern die nächsten Weltraummissionen gesendet werden und welche Instrumente an Bord sein sollten. Zu den weiteren Zielen der Gesellschaft gehört die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, etwa durch Summer Schools. Schließlich möchten wir als nationale Ansprechpartner für internationale Partnergesellschaften wie ,Europlanet‘ auftreten und die deutsche Planetenforschung über unsere Landesgrenzen hinweg sichtbarer machen.
Der Gründungsakt der Gesellschaft findet in Münster statt. Ist das ein Zufall?
Nein, denn unser Institut für Planetologie ist mit seiner Forschungsausrichtung deutschlandweit einzigartig. Einige der an der Gründung beteiligten Planetenforscherinnen und -forscher haben ihre Wurzeln in Münster. So waren beispielsweise der ehemalige Direktor des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, Prof. Dr. Tilman Spohn, oder der Direktor des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung, Prof. Dr. Thorsten Kleine, früher Professoren am IfP. Die Gründung hat somit einen aktuellen wie historischen Hintergrund, der mit Münster verbunden ist.
Zwei beteiligte Forscher und ihre institutionellen Verbindungen haben Sie soeben angesprochen. Wer ist darüber hinaus an der Gründung beteiligt?
Wir haben viele Institute zum Gründungstag eingeladen und freuen uns auf viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Zu ihnen zählen Angehörige der Universität Würzburg, der Freien Universität Berlin, des angesprochenen Max-Planck-Institutes für Sonnensystemforschung aus Göttingen sowie des DLR-Instituts für Weltraumforschung aus Berlin. Durch das Zusammentreffen vieler Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachgebieten erhoffen wir uns einen regen Wissensaustausch und das Entstehen neuer Forschungsideen.