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Münster (upm/tz).
Das Bild zeigt Miriam Meckel auf einer Bühne mit einem Headset. Sie gestikuliert und schaut aus dem Bild hinaus ins Publikum.<address>© Julian Huke</address>
Prof. Dr. Miriam Meckel – hier beim „ada lovelace festival 2024“ – interessierte sich schon früh für die Medienwelt: Als Schülerin machte sie ein Praktikum bei einer Zeitung. In ihrer Dissertation widmete sie sich dem Thema „Fernsehen ohne Grenzen? Europas Fernsehen zwischen Integration und Segmentierung“.
© Julian Huke

Auf digitalen Wegen

Alumna Miriam Meckel ist Professorin, Unternehmerin und Autorin

Wenn Prof. Dr. Miriam Meckel auf ihren bisherigen Lebenslauf zurückblickt, ergibt sich ein „logisches Dreieck“, in dem sie immer gearbeitet hat: Kommunikation, Technologie und Transformation. Die Kommunikationswissenschaftlerin studierte und lehrte an der Universität Münster. Heute ist sie Professorin für Corporate Communication an der Universität St. Gallen und Executive Chairwoman eines Unternehmens für digitale Weiterbildungsmaßnahmen. Dabei war ihr ursprüngliches Karriereziel ein komplett anderes: Vor Beginn ihres Studiums setzte Miriam Meckel darauf, irgendwann als Auslandskorrespondentin in China zu arbeiten.

Dieser Gedanke spiegelte sich entsprechend in ihrer Fächerkombination wider. Miriam Meckel studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaft, Sinologie sowie Jura. 1990 verbrachte sie einen Teil ihres Studiums in Taipeh, der Hauptstadt Taiwans. „Das Sinologie-Examen bei Professor Unger war das schwerste meines Studiums“, erzählt sie. „Sein Fokus lag auf dem klassischen Chinesisch. Durch ein Auslandspraktikum konnte ich an die moderne Sprache herangeführt werden.“

Das Studium finanzierte sich Miriam Meckel zum Teil mit der Musik. Sie spielte Posaune und nahm alle „Mucken“ an, die sie kriegen konnte. „Prozessionen waren damals am besten bezahlt“, sagt sie. „Aber ich spielte auch bei Karnevalsumzügen oder Messen mit. In verschiedenen Konstellationen zogen wir außerdem durch Kneipen und ließen dann den Hut rumgehen.“ Obwohl sie in einem 11-Quadratmeter-Zimmer in einer Dreier-WG wohnte, fand Miriam Meckel sogar eine Möglichkeit zum Üben. „Unsere WG lag in einem Haus, in dem nur Studierende wohnten. Posaunenspiel im Zimmer wäre undenkbar gewesen“, erinnert sich die 57-Jährige. „Aber wir hatten einen Pavillon im Garten. Darin konnte ich mit Volldampf üben, ohne jemanden zu stören.“ Heute greift sie nur noch selten zur Posaune, spielt dafür umso mehr Klavier. An das WG-Leben denkt sie mit gemischten Gefühlen zurück. „Das Zusammenleben war super, aber nicht immer komfortabel. Im Winter sind die Leitungen eingefroren, einmal ist eine geplatzt. So saßen wir bibbernd in einer Wohnung, die unter Wasser stand“, sagt sie.

Während ihrer Studienzeit sammelte die Alumna verschiedene Erfahrungen in der Medienbranche. Sie machte Praktika beim ZDF und in Werbeagenturen, war als freie Mitarbeiterin beim WDR und als freie Moderatorin bei verschiedenen Nachrichtenformaten tätig. Die schnelle Entwicklung von Technik und Kommunikation hat Miriam Meckel häufig am eigenen Leib erfahren. Ihre Doktorarbeit druckte sie über Nacht mit einem Nadeldrucker. „Immer, wenn ein Kapitel ausgedruckt war, habe ich das nächste angeschoben und mich wieder schlafen gelegt. Das war bei den lauten Geräuschen gar nicht so einfach.“

Zwei Jahre nach ihrer Promotion bekam sie einen Ruf an die Universität Münster – die Presse thematisierte intensiv die Ernennung der „jüngsten Professorin Deutschlands“. „Ich hatte damals den Vorteil, dass ich schon viel Erfahrung in der Arbeitswelt gesammelt hatte. So konnte ich viele Praxiskurse geben“, betont sie. „An der Schnittstelle zwischen dem Akademischen und dem Praktischen zu arbeiten, war schon immer etwas, das mich begeistert hat.“

Im Jahr 2001 verließ Miriam Meckel die Universität Münster. Sie wurde Staatssekretärin für Medien und Regierungssprecherin in Nordrhein-Westfalen, moderierte eine eigene Sendung bei n-tv und übernahm die Chefredaktion der Wirtschaftswoche, aus der sich ihr aktuelles Unternehmen „ada Learning“ herausgründete. Es bietet Fellowships und Netzwerke für Führungskräfte an und ist nach der britischen Mathematikerin Ada Lovelace benannt, die bereits im 19. Jahrhundert hervorgesehen hatte, dass Computer nicht nur rechnen, sondern auch Gedichte schreiben oder Musik produzieren können. An der Universität St. Gallen lehrt sie nun schon seit 20 Jahren. „Da es sich um eine sehr unternehmerische Universität handelt, fühle ich mich dort mit meiner Kombination aus Wissenschaft und Praxis sehr wohl“, erläutert sie. Als Kommunikationswissenschaftlerin ist Miriam Meckel aktuell intensiv mit dem Thema der künstlichen Intelligenz beschäftigt. „Wir schreiben gerade den Quellcode unserer menschlichen Existenz neu“, meint sie. „Die aktuellen Entwicklungen bieten viele Chancen, insbesondere in Hinblick auf die Arbeitswelt. Aber es gibt ernstzunehmende Bedenken, wie sich beispielsweise Deepfakes auf unser Konzept von Wahrheit auswirken.“

Aktuell pendelt die Alumna zwischen Düsseldorf und St. Gallen, reist aber auch für Fachvorträge und Konferenzen nach Singapur, in die USA oder nach Frankreich. „Das kann anstrengend sein, aber ich bin froh, dass ich selbstbestimmt arbeiten kann und fühle mich mit der Situation sehr wohl“, betont sie. Trotz ihrer erfolgreichen Karriere bleibt ein Ziel unerreicht. „Ich habe viele interessante Dinge in meinem Leben gemacht. Aber der Wunsch, Auslandskorrespondentin in China zu werden, ist nicht in Erfüllung gegangen.“

Autor: Von Tim Zemlicka

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 3, 7. Mai 2025.

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