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Münster (upm/jah)
Das Learnweb, die zentrale E-Learning-Plattform, läuft auf Hochtouren.<address>© Marius Haack</address>
Das Learnweb, die zentrale E-Learning-Plattform, läuft auf Hochtouren.
© Marius Haack

Technische Pannen und positive Überraschungen

Wie Studierende die ersten Wochen des Sommersemesters gemeistert haben

„Bitte warten Sie, bis der Host der Veranstaltung beigetreten ist.“ Mit diesen Worten begann am 20. April für zehn Studierende der Wirtschaftsinformatik eines der ersten Online-Seminare in diesem außergewöhnlichen Sommersemester. Dabei war der „Host“, also der Moderator der Videokonferenz, Dr. Jens Lechtenbörger, der Veranstaltung bereits beigetreten. Ein zehnminütiges Chaos, einige Mails und Learnweb-Nachrichten später waren schließlich alle Studierenden zum ersten Termin des Kurses „Tracking und Tracing“ im virtuellen Jitsi-Raum angekommen.

So oder so ähnlich erging es wahrscheinlich vielen Studierenden und Lehrenden an der WWU in ihren ersten Online-Seminaren oder -Vorlesungen. Sie alle mussten sich in die vielen Möglichkeiten der Online-Lehre einfinden. Neben Jitsi und Zoom als Videokonferenzsystem für kleinere Gruppen stellt die WWU zusätzlich reine Audiokonferenzsysteme und verschiedene Chatsysteme zur Verfügung. Ein vielseitiges Angebot, das auch Onur Köybas lobt. „Ich bin nicht nur positiv davon überrascht, wie interaktiv das Seminar war, sondern auch darüber, dass die WWU verschiedene Tools bereitstellt, die man kombinieren kann, um die Herausforderungen zu bewältigen“, berichtet der Wirtschaftsinformatik-Student.

Insgesamt fällt das Fazit der Studierenden nach ihrem ersten Jitsi-Meeting überwiegend positiv aus. Alexander Rotherm und Patrick Nguyen gefällt vor allem, dass sie sich von Zuhause oder unterwegs zuschalten können und damit nicht mehr an einen Ort gebunden sind. „Man ist allerdings sehr von der Technik abhängig. Wenn beispielsweise bei Bauarbeiten das Internetkabel beschädigt wird, wie es bei mir der Fall war, kann man nicht teilnehmen“, mahnt Patrick Nguyen an. Die Bilanz von Dozent Jens Lechtenbörger hingegen ist gemischt. „Die Veranstaltung war deutlich anstrengender als ein Präsenztermin, was sicher mit an den technischen Schwierigkeiten lag. Zudem war ich überrascht, wie sehr mir der Blick durch den Hörsaal fehlt“, erzählt er. Dennoch freue er sich über das umfangreiche Angebot von der WWU betriebener und damit vertrauenswürdiger Systeme.

Elina Boxberger stand bei ihrem Semesterstart vor ganz anderen Herausforderungen. Sie studiert Humanmedizin und ist Mutter eines neunjährigen Sohnes. Als die Schulen Ende März schlossen, musste sie nicht nur für das bevorstehende Semester lernen, sondern auch für ihren Sohn die Rolle der Lehrerin übernehmen. „Leider waren zum Semesterstart noch viele Fragen offen. Wir wussten nicht, wie die Praktika ablaufen würden, da man nicht vor Ort sein konnte. Zudem war mir nicht klar, ob ich den Online-Kurs einfach verlassen kann, wenn mein Kind mich braucht“, erzählt sie. Daher gab sie ihren Sohn trotz einiger Bedenken zu ihren Eltern, die zur Risikogruppe gehören.

Mittlerweile hat sich die Situation eingespielt, und Elina Boxberger schätzt das Online-Semester und die damit einhergehende Flexibilität sehr. „Man sollte gerade studierenden Müttern auch nach der Corona-Krise die Möglichkeit geben, online oder vor Ort zu studieren. Das würde für mich vieles einfacher machen.“

Umfrage: Was erwarten Studierende vom Online-Semester?

Keine Präsenzlehre, keine Exkursionen und keine Lerngruppen in der Bibliothek. Stattdessen Video-Seminare, E-Lectures und Diskussionsforen im Learnweb. Das Online-Semester stellt den Alltag der Studierenden auf den Kopf. Denn obwohl die meisten zu den „Digital Natives“ gehören, ist digitales Lernen auch für sie größtenteils Neuland. Damit das Sommersemester dennoch gelingt und für alle ein Erfolg wird, muss nicht nur die Technik funktionieren. Jana Haack hat nachgefragt, was Studierende vom Online-Semester an der WWU erwarten.

Tim Zemlicka<address>© privat</address>
Tim Zemlicka
© privat
Tim Zemlicka, 1. Semester, Katholische Theologie:

Von den Lehrenden erwarte ich, dass sie sich angemessen auf die Online-Seminare vorbereitet haben und mit der Technik umgehen können. So können die Kurse hoffentlich möglichst reibungslos ablaufen und es entstehen keine Nachteile zum Regelbetrieb, weil Studierende sich aufgrund technischer Probleme nicht auf ihre Prüfungen vorbereiten können. Ich hoffe, die WWU kann in diesem Semester Erfahrungen sammeln und diese nutzen, um in Zukunft ein besseres Online-Angebot zu schaffen. Das würde insbesondere in ihrer Mobilität eingeschränkten Studierenden und Studierenden mit einem langen Pendelweg helfen.

 

 

 

Mareike Sichelschmidt<address>© privat</address>
Mareike Sichelschmidt
© privat
Mareike Sichelschmidt, 6. Semester, Lehramt:

Vom Online-Semester erhoffe ich mir vor allem Flexibilität. Mir ist es sehr wichtig, mir meine Aufgaben selbstständig einzuteilen und eigenverantwortlich zu bearbeiten und ich erwarte, dass das auch im Online-Semester so bleibt. Gerade jetzt ist es umso wichtiger, da man sich mit den neuen Abläufen und der Technik erst vertraut machen und sich einarbeiten muss. Von den Dozenten erwarte ich daher auch Vertrauen in die Studierenden und ihre Eigenverantwortlichkeit. Perspektivisch erhoffe ich mir insgesamt einen geringeren Zeitaufwand, weil man nicht mehr dazu gezwungen ist, zum Institutsgebäude zu fahren.

 

 

 

Valyaine Kassurka<address>© privat</address>
Valyaine Kassurka
© privat
Valyaine Kassurka, 10. Semester, Lehramt Geschichte/Kath. Religionslehre:

In meinen Fächern läuft das Online-Semester bisher einwandfrei. In den Seminaren gibt es Videokonferenzen über Zoom. Der Ablauf ist so wie bei einer Präsenzveranstaltung. Für mich als Pendlerin ist es sehr entspannt, um 8 Uhr zu Hause der Vorlesung zu lauschen. Allerdings gibt es auch Dozenten, die keine Webinare anbieten und die fehlende Anwesenheitspflicht durch zusätzliche Aufgaben kompensieren. Ich hoffe, dass die restliche Vorlesungszeit weiterhin digital verläuft. Seitens der Uni erwarte ich eine sichere Planung der Prüfungen. Daher plädiere ich für Alternativ-Lösungen, wie dem Einreichen von kurzen Essays.

 

 

Autorin: Jana Haack

Diese Artikel stammen aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 3, Mai 2020.

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