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Münster (upm)
Ein Blick ins MEET-Labor mit Chemiker Richard Schmuch (4.v.r).<address>© MEET - Judith Kraft</address>
Ein Blick ins MEET-Labor mit Chemiker Richard Schmuch (4.v.r).
© MEET - Judith Kraft

Stark in der Forschung und beim Kickern

Chemiker Dr. Richard Schmuch berichtet über die Anfänge und Entwicklung des MEET

Seit ich vor gut zehn Jahren in die Batterieforschung eingestiegen bin, habe ich viele Entwicklungen in diesem Bereich in Münster miterlebt. Begonnen hat meine Reise zunächst am Institut für Physikalische Chemie im Fachbereich Chemie und Pharmazie am naturwissenschaftlichen Zentrum der Universität Münster, wo sich eine etwa zehnköpfige Gruppe von enthusiastischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern um Prof. Dr. Martin Winter scharte. Martin Winter war kurz zuvor von der TU Graz an die WWU gewechselt einem Ruf auf eine Stiftungsprofessur im Bereich der „Angewandten Materialwissenschaften zur elektrochemischen Energiespeicherung und Energiewandlung“ folgend.

Doch bereits in den Jahren zwischen 1986 und 1992, also einige Jahre vor dem kommerziellen Durchbruch heutiger Lithium-Ionen-Batterien, hatte die WWU mit Prof. Dr. Jürgen O. Besenhard, dem Doktorvater von Martin Winter, einen international anerkannten Batterieforscher vorzuweisen. Mit der Berufung von Martin Winter im Jahr 2008 kehrte die Batterieforschung nach Münster zurück.

Anfangs waren wir nicht nur wenige Mitarbeiter, sondern mussten auch die Labore von Grund auf einrichten. Insbesondere die Anzahl an Messkanälen zur Charakterisierung der Batteriezellen war damals noch überschaubar – und die freien Kanäle waren entsprechend heiß begehrt. Da Untersuchungen zur Langlebigkeit und (Schnell-)Ladefähigkeit von neuen Batteriematerialien zu unseren Kerntätigkeiten zählen, ist es nur logisch, dass die Anzahl der Messkanäle seit der Gründung des MEET Batterieforschungszentrums gegen Ende 2009 auf über 2000 angestiegen ist. Gleichermaßen haben sich die zahlreichen Laborräume nach und nach mit hochmodernen wissenschaftlichen Geräten zur Charakterisierung und Analyse von Batteriekomponenten gefüllt, die zum Teil so klangvolle Namen wie Röntgenphotoelektronenspektroskop oder Rasterelektronenmikroskop tragen.

Auch die Anzahl der Mitarbeiter hat sich mit einer Dynamik entwickelt, die ich anfangs kaum für möglich gehalten hätte. So arbeiten inzwischen allein am MEET in der Corrensstraße 140 Mitarbeiter aus aller Welt an der Entwicklung neuartiger sowie an der weiteren Verbesserung bestehender Batterien und deren Materialien. Entsprechend umfassen unsere Forschungsanstrengungen sowohl die Grundlagenforschung an nachhaltigeren Speicherkonzepten, die ohne die Verwendung von Übergangsmetallen wie Nickel und Kobalt auskommen – zum Beispiel bei Dual-Ionen-Batterien oder organischen Batterien –, als auch die angewandte Forschung an der aktuellen Lithium-Ionen-Technologie, welche seit vielen Jahren den Markt der Hochenergiebatterien dominiert.

Mit der stetig ansteigenden Nachfrage nach leistungsfähigen, bezahlbaren Speicherlösungen für mobile Anwendungen wie Smartphones, E-Bikes oder Elektroautos wird es am MEET nie langweilig. Über die Jahre sind im Rahmen zahlreicher, zumeist öffentlich geförderter Forschungsprojekte nicht nur viele junge Nachwuchswissenschaftler ausgebildet worden, sondern auch eine Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen und Patente entstanden. Darüber hinaus haben wir die gewonnenen Erkenntnisse auf zahlreichen nationalen und internationalen Konferenzen präsentiert, sodass sich das Institut auch international einen sehr guten Namen gemacht hat.

Doch natürlich wird am MEET nicht nur gearbeitet. So bietet der große Sozialraum den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern genügend Möglichkeiten, auch die eine oder andere ausgedehntere Pause kurzweilig zu gestalten. Sowohl am Kickertisch als auch an der Dartscheibe oder der Mini-Tischtennisplatte wurde schon so manches Duell zwischen den Kollegen ausgefochten. Einige von ihnen haben in diesen Disziplinen sogar Turniere oder eine institutsinterne Liga organisiert. Auch im Wettstreit mit anderen Arbeitsgruppen aus dem Fachbereich Chemie und Pharmazie beim jährlich veranstalteten Fußballturnier „ChemCup“ muss sich das MEET mit zahlreichen Siegen nicht verstecken, wobei wir durch unsere Gruppengröße sicherlich Wettbewerbsvorteile haben.

Unter den Lauffreunden am Institut hat sich die jährliche Teilnahme am Leonardo-Campus-Run des Hochschulsports etabliert – gemeinsames Training im Vorfeld inbegriffen. Abseits des Sports bieten auch die regelmäßig ausgerichteten Sommer- und Weihnachtsfeiern die Gelegenheit, die eigenen Kollegen näher kennenzulernen. Ganz von selbst sind so in der Kollegenschaft auch zahlreiche Freundschaften entstanden, die häufig noch nach dem Verlassen des Instituts viele Jahre bestehen bleiben.

Dr. Richard Schmuch<address>© WWU - MEET</address>
Dr. Richard Schmuch
© WWU - MEET
Rückblickend waren die vergangenen zehn Jahre am MEET sicherlich sehr erfolgreich, zumal einem das freundschaftliche und internationale Umfeld die Arbeit abwechslungsreich und angenehm macht. Wir blicken mit Vorfreude auf die spannenden Jahre, die auf uns zukommen!

Dr. Richard Schmuch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Materialien am MEET Batterieforschungszentrum und seit der Gründung dabei. Bereits seinen Studienabschluss als Diplom-Chemiker absolvierte er an der Universität Münster in der Forschergruppe von Prof. Dr. Martin Winter.

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung „wissen|leben“ Nr. 5, 10. Juli 2019.

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