"Islamische Jurisprudenz mit Blick auf bundesdeutsche Verfassungsverhältnisse" (AT)
Projektbeschreibung:
Die Untersuchung widmet sich vor allem folgenden Fragen: Ist es aus verfassungs- sowie islamrechtsdogmatischer Perspektive denkbar den verbreiteten Minderheitenstatus der Muslime zu überwinden und sie bzw. ihren Glauben als gleichwertigen und selbstverständlichen Bestandteil dieser Gesellschaft anzuerkennen? Kann es gar gelingen die scheinbar getrennten »Seiten« zu einer einzigen Fläche zu verschmelzen oder jedenfalls zu verzahnen? Förderlich wäre es insofern nicht von zwei kontradiktorischen (Rechts-) Systemen auszugehen, sondern bei den möglicherweise gleichgelagerten höheren Zielen oder Maximen der Schari´a (maqasid asch-schari´a) sowie der bundesdeutschen Verfassung anzusetzen, also bei verbindenden Prinzipien. Selbstredend ist dabei, dass es hier – unabhängig vom Untersuchungsergebnis – nicht um die Frage eines konkurrierenden praktischen Geltungsvorranges geht. Sowohl islamische Rechtsgelehrte – jedenfalls solche, die einen dauerhaften Aufenthalt in nichtislamischen Gesellschaften islamnormativ rechtfertigen –, als auch das Selbstverständnis der Verfassung gehen von einem indiskutablen faktischen Geltungsvorrang der deutschen Verfassung aus.
In erfolgreichen Forschungsaufenthalten an der Al-Azhar in Kairo sowie in Amman hat sich der Verfasser im Jahre 2013 einschlägige, arabischsprachige islamjuristische Texte erschlossen. Seit Januar 2014 forscht der Verfasser als Visiting Scholar an der Faculty of Divinity der Cambridge University. Eine Rückkehr nach Münster sowie eine schriftliche Auswertung der bisherigen Recherchen sind für Anfang Mai 2014 geplant.