Der Umgang mit dem Leid im Islam – von der Theodizee zu einer Theoanthropodizee (Arbeitstitel)

Fa Sabrun JamilunDie Dissertation verfolgt das Ziel einer theologischen Auseinandersetzung mit der Frage der Theodizee aus islamischer Perspektive. War die Frage der Theodizee, nach der Gerechtigkeit Gottes angesichts von Leid und Übel auf der Welt, in der islamischen Tradition bisweilen eine Randthematik oder bestenfalls ein gern genutztes Argument im alten Streit um die Frage der Determination bzw. Willensfreiheit des Menschen im Angesichte Gottes, sollte nun das Ziel verfolgt werden, das Gespräch über Leid und Übel in der Welt in einer Weise zu führen, die weder Gott zur Disposition stellt, noch den Menschen aus der ihm verliehenen verantwortlichen Rolle zu verbannen. Über Ungehörigkeit oder Statthaftigkeit der Theodizee-Frage wurde bereits in Judentum und Christentum diskutiert. Religionsphilosophisch und theologisch sind dabei insbesondere in der Debatte um eine Theologie nach dem Holocaust verschiedene Standpunkte vertreten worden, doch auch Muslime erfahren und haben Leid erfahren: Welche Möglichkeiten des Umgangs mit dem Leid bietet sich Muslimen? Welchen Stellenwert und welche Bedeutung haben in diesem Zusammenhang Begriffe wie Leid und Mitleid, Zweifel und Verzweiflung, Geduld und Standhaftigkeit, Prüfung, Versuchung und Herausforderung, Gottvertrauen und Zuversicht? Stellte oder stellt sich für die islamische Theologie die Frage der nach einer Theodizee oder wird diese Frage, die bei Büchner zum „Fels des Atheismus“ wird, im Islam nicht vielmehr auf den Menschen zurückgeworfen im Sinne einer Theoanthropodizee, der Frage nach der Rechtfertigung des Menschen selbst angesichts Gottes und führt die Frage nach Gott damit nicht vielmehr zur Frage an den Menschen und wird damit am Ende gar zur Vergewisserung über die eigene Geschöpflichkeit und Verantwortlichkeit?