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Münster (upm)
Das fast ein Kilogramm schwere Stück des Renchen-Meteoriten<address>© Dieter Heinlein (Augsburg)</address>
Das fast ein Kilogramm schwere Stück des Renchen-Meteoriten
© Dieter Heinlein (Augsburg)

Planetologen untersuchen Meteoritenfund von Renchen

Münsteraner liefern erste Forschungsergebnisse nach seltenem Fund in Baden-Württemberg

Für rund vier Sekunden erleuchtete eine kleine Feuerkugel am 10. Juli 2018 den Nachthimmel über Süddeutschland – ein fußballgroßer Meteoroid drang in die Erdatmosphäre ein und leuchtete dabei hell auf. Die ersten vier Bruchstücke des kosmischen Festkörpers wurden in der Nähe des Ortes Renchen in Baden-Württemberg gefunden. Prof. Dr. Addi Bischoff vom Institut für Planetologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) und sein Doktorand Markus Patzek haben nun eine Probe des Fundes untersucht und klassifiziert.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass es sich bei dem Fundstück um einen gewöhnlichen metallarmen Steinmeteoriten handelt, der in Fachkreisen der „L Chondritenklasse“ zugeordnet wird. „Das Innenleben des Meteoriten offenbart deutlich sichtbare Spuren früherer Kollisionen“, berichtet Addi Bischoff. „Unterschiedliche Gesteinsfragmente innerhalb der Probe deuten eindeutig darauf hin, dass diese Fragmente durch Einschlagprozesse auf dem fernen Asteroiden entstanden sind und dieser so entstandene lockere Schutt anschließend wieder verfestigt wurde. Schließlich hat ein weiterer Einschlag ‚unseren Himmelsboten‘ von seinem Mutterkörper losgelöst und auf den Weg zur Erde gebracht.“

Mikroskopische Aufnahme einer sogenannten Gefügeeinheit innerhalb des Renchen-Meteoriten<address>© WWU/Addi Bischoff</address>
Mikroskopische Aufnahme einer sogenannten Gefügeeinheit innerhalb des Renchen-Meteoriten
© WWU/Addi Bischoff
Dr. Pavel Spurny von der Sternwarte in Ondrejov in Tschechien berechnete mithilfe von Kameraaufzeichnungen den Aufschlagpunkt des Meteoriten. Demnach zerplatzte das kosmische Geschoss in der Atmosphäre, und Bruchstücke des Meteoroiden regneten in einem Streufeld rund um Renchen auf die Erdoberfläche. Die Aufzeichnungen zeigen zudem, dass die Hauptmasse, die bis zum Ende der Feuerkugelspur geflogen ist, vermutlich etwa zwei bis drei Kilogramm betrug und in einige Stücke zerbrochen ist. Dieter Heinlein aus Augsburg, technischer Leiter des Feuerkugelnetzes am Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), übergab die Meteoritenprobe an die Experten der WWU Münster.

„Nachdem es in Deutschland 2002 den Meteoritenfall von Neuschwanstein gab, dauerte es über zehn Jahre bis zu den kurz aufeinanderfolgenden Meteoritenfällen von Braunschweig 2013, Stubenberg 2016 und dem aktuellen in Renchen – ein toller Zufall und ein großer Gewinn für die Wissenschaft“, unterstreicht Addi Bischoff.

Meteorite sind Bruchstücke ferner Himmelskörper, insbesondere der Asteroiden, und gelten als die ältesten Gesteine unseres Sonnensystems. Durch die Forschung an Meteoriten wollen Experten etwas über die Entstehung der ersten festen Bestandteile unseres Sonnensystems sowie über die Bildung und Entwicklung kleiner Körper und Planeten lernen.

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