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Münster (upm/jas)
Gerd Schossow<address>© WWU/ Peter Leßmann</address>
Gerd Schossow
© WWU/ Peter Leßmann

Der künstlerische Kopf hinter der Friedensausstellung im Archäologischen Museum

Teil zwei einer Serie zur Ausstellung "Frieden in der Antike"/ Ausstellungsdesigner Gerd Schossow

Mitte März, es ist ein regnerischer Tag. Auf dem Domplatz in Münster sind am frühen Nachmittag nur wenige Fußgänger unterwegs. Schnellen Schrittes eilen sie an den verdunkelten Scheiben des Fürstenberghauses vorbei. Gerd Schossow steht auf der anderen Seite der Glasfront und widmet dem Geschehen einen kurzen Blick, bevor seine Augen wieder das bunt bedruckte Blatt Papier in seiner Hand fixieren. „Draufsicht Friedensausstellung“ steht in großen Buchstaben auf der linken Seite. Knapp sechs Wochen vor Eröffnung der Ausstellung „Eirene / Pax – Frieden in der Antike“ im Archäologischen Museum der Universität Münster gibt es noch viel zu tun für den Ausstellungsdesigner. Er ist an diesem Tag mit Dr. Helge Nieswandt, Kustos des Museums, verabredet.

Dort, wo sonst Abgüsse antiker Skulpturen, Münzen und Hologramme ausgestellt sind, gibt es aktuell Leere. Seit rund zwei Jahren ist das Museum wegen Bauarbeiten geschlossen. Die Sonderausstellung zum Frieden fällt in die letzte Phase des Museumsumbaus. „Wir erfinden alles neu“, erklärt Gerd Schossow und zeigt auf den Lothar-Zelz-Saal, in dem künftig wieder der größte Teil der Ausstellung präsentiert wird. „Der Raum ist viel heller und luftiger geworden, zum Beispiel durch einen neuen cremefarbenen Linoleumboden.“

Enger Zeitplan bis zur Eröffnung

Die meisten geliehenen Exponate treffen vermutlich um den 18. April in Münster ein – zehn Tage vor Ausstellungseröffnung. „Jede Leihgabe kommt mit einem eigenen Kurier“, erklärt Helge Nieswandt. Etwa im gleichen Zeitraum rechnet er mit der Anlieferung der Vitrinen. „Die zuständige Firma aus Süddeutschland hat vorher noch einen Auftrag in New York und kann daher nicht früher“, berichtet der Kustos. Trotz des engen Zeitplans sind er und Gerd Schossow gelassen. Die Exponate stehen soweit fest. Unsicherheiten gäben es nur bei einigen Objekten wie dem Relief-Abguss vom Altar der Gens Augusta aus Tunis. „Falls der nicht kommt, müssen wir improvisieren“, sagt Helge Nieswandt. „Es gibt immer eine Lösung B. Die Besucher merken das am Ende gar nicht.“

Der Kustos und der Designer sind ein eingespieltes Team. Gerd Schossow hat bereits zwölf Ausstellungen im Archäologischen Museum konzeptuell begleitet. Dabei fing alles mit einem Zufall an. Als er vor rund 15 Jahren als Student für visuelle Kommunikation am Museum vorbeiging, missfielen ihm die zu dem Zeitpunkt neuen Lichtschutzfolien an den Scheiben. Prompt ging er hinein und erkundigte sich bei Helge Nieswandt, weshalb man nun von außen nichts mehr sehen könne. Aus dieser Begegnung entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Museum. Gerd Schossow verfasste sogar seine Diplomarbeit über die Corporate Identity des Museums. Gemeinsam mit seiner Frau führt er heute in Münster das Büro „nur│design.text“ und bietet neben Ausstellungsdesign eine breite Produktpalette von Grafik Design über Web Design bis hin zu Textentwicklung an.

Ein spezielles Vitrinensystem sorgt für viel Luft

Während das Team des Archäologischen Museums zum Beispiel die Reihenfolge der Exponate festlegt, ist Gerd Schossow für die Anschaffung der Möbel, die Innenarchitektur sowie alle Printprodukte vom Banner bis zum Beschriftungsschild verantwortlich. Helge Nieswandt weiß die Meinung eines Außenstehenden zu schätzen: „Wir vom Museumsteam denken manchmal zu wissenschaftlich. Da ist es gut, jemanden wie Gerd Schossow zu haben, der das Rezeptionsverhalten der Besucher kennt und mit dem Blick eines Laien an das Thema herangeht.“ „Mittlerweile kenne ich mich allerdings auch ein bisschen mit Archäologie aus“, bemerkt Gerd Schossow und lacht.

Für die Friedensausstellung hat sich der Designer für ein spezielles Vitrinensystem entschieden: Glaskästen, die von allen Seiten durchsichtig sind. „Wir arbeiten mit viel Luft“, sagt Gerd Schossow. „Die Exponate sollen frei im Raum stehen und von allen Seiten betrachtet werden können.“ Ein Großteil der neuen Schaukästen soll nach dem Ende der Sonderausstellung in die Dauerausstellung übernommen werden. „Wir haben darauf geachtet, dass die Möbel sehr flexibel sind. Anstelle von Glas verwenden wir Plexiglas. Das erleichtert die Demontage, was zum Beispiel für Wanderausstellungen von Vorteil ist.“

Besondere Regeln für alte Exponate

Als Ausstellungsdesigner muss Gerd Schossow alles im Blick haben. So gibt es beispielsweise besondere Regeln für alte Exponate. Die Oberflächen, auf denen die Objekte liegen, müssen aus säurefreien Materialien bestehen und mit Ökolacken behandelt werden. Auch die Wahl der richtigen Leuchtmittel in den Vitrinen ist sehr wichtig. „Ich verwende nur LED-Lichter. Zum einen sorgen sie für eine schöne Farbtemperatur, zum anderen erwärmen sie sich nicht“, erklärt Gerd Schossow. „Die Raumtemperatur darf nicht mehr als zwei Grad Celsius steigen, da beispielsweise restaurierte Keramik aus gebrannten Ton oder Gipsabgüsse Risse bekommen könnten“, ergänzt Helge Nieswandt. Auch der Nachhall im Ausstellungssaal muss berücksichtigt werden. „Wir werden das Echo mit den Vitrinenkästen mindern“, erläutert der Designer und zeigt auf den Übersichtsplan. „In drei Ecken des Hauptsaals haben wir spezielle Vitrinen, deren Rückwände mit einem Akustikschaumstoff ausgekleidet sind.“

Gerd Schossow greift zu Materialproben, die er zur Veranschaulichung mitgebracht hat, und breitet sie auf dem Boden aus. Darunter befinden sich zum Beispiel bedruckbare Backlit-Folien für die Vitrinen, deren Farbkraft erst durch gleichmäßige Beleuchtung zur Geltung kommt. Ein spezielles Textilgewebe mit einer selbstklebenden Rückseite wiederum kann direkt auf die Wände geklebt und später mühelos wieder abgezogen werden. Aus diesem Material soll unter anderem eine 4,50 Meter breite Tapete entstehen, die den berühmten römischen Friedenstempel Templum pacis zeigt.

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