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Münster (upm/kk)
Unter Anleitung von Kursleiterin Johanna Richter lockert Lisa Treskatis ihre Rückenmuskelatur.<address>© WWU - Peter Leßmann</address>
Unter Anleitung von Kursleiterin Johanna Richter lockert Lisa Treskatis ihre Rückenmuskelatur.
© WWU - Peter Leßmann

Ein Sport-Angebot für Bewegungsmuffel

Redakteurin aus der Pressestelle überzeugt sich im Selbstversuch

Der Tag danach! Es ist nicht ganz so schlimm wie befürchtet, den Muskelkater in den Waden spüre ich dennoch. Ein leichtes Ziehen beim Gehen, gerade so stark, dass ich auch ein bisschen stolz bin, bei dem Gesundheitsprojekt „Active Campus Europe“ (ACE) des Hochschulsports der Universität Münster mitgemacht zu haben.

Der Vorabend: Als es soweit ist, habe ich wenig Lust. Nach einem Acht-Stunden-Tag im Büro möchte ich lieber nach Hause radeln und in meiner warmen Bude sitzen. Da der Termin aber nun mal in meinem Kalender steht, setzte ich mich aufs Rad und fahr durch den Regen zum Sportzentrum am Horstmarer Landweg. Ich bin gespannt, was mich erwartet und erinnere mich an den ACE-Werbeflyer: Ein dicker Mann schläft gemütlich auf dem Sofa, in seinen tätowierten Armen hält er einen niedlichen Teddy.

Als ich das Sportzentrum erreiche, warten schon einige Studierende plaudernd vor dem Kursraum. Ich stelle auf den ersten Blick fest: So wie der Typ auf dem Flyer sieht niemand aus. Im Gegenteil. Meine Mitstreiter sind sportlich gekleidet, sie haben kein Übergewicht, und Stofftiere sind nirgends zu sehen. Plötzlich geht die Tür auf – eine Horde von durchgeschwitzten Leuten hetzt raus –, und wir traben zielstrebig hinein. Jörg Verhoeven, Leiter des Hochschulsports, ist gekommen, um mich kurz vorzustellen: „Frau Knüppe verfasst einen Beitrag für die Unizeitung über das ACE-Trainingsprogramm.“ Da ich mich immerhin aktiv am Kurs beteilige, werde ich relativ gleichgültig akzeptiert.

Die Kursleiterinnen Sarah Jansen und Johanna Richter verteilen dicke, harte schwarze Rollen, sogenannte Faszienrollen. So eine habe ich auch zuhause im Schrank – zugestaubt. Die meisten Teilnehmer schauen verdutzt die Rolle an und wissen anscheinend nicht, wozu dieses Gerät dient. „Heute steht Faszientraining auf dem Programm. Die Rolle löst eure Verspannungen im muskulären Bindegewebe“, erklärt Sarah.

Bewaffnet mit Matte und Rolle sucht sich jeder einen Platz im Raum. Es geht entspannt los. Zuerst werden die Fußsohlen „ausgerollt“, dann die Waden, dann die Oberschenkel. Alle Teilnehmer scheinen bester Laune zu sein – bis der mittlere Gesäßmuskel an der Reihe ist. Ein leises, doch deutlich hörbares Stöhnen steigt von fast allen Matten auf. Ich bin beeindruckt. Alle halten durch und führen ihre Übungen vorbildlich zu den ergänzenden Erklärungen von Johanna und Sarah aus. Wenn die beiden Kursleiterinnen nicht gerade inhaltlich etwas erklären, nutzen alle Teilnehmer die Gelegenheit, um miteinander zu sprechen oder zu lachen.

Ein Gute-Laune-Kurs! Neben der körperlichen Fitness und den verschiedenen Trainingseinheiten steht der Spaß beim ACE-Programm im Vordergrund. Das bekräftigt auch Lisa Treskatis, Studentin der Skandinavistik und Niederlandistik. Seit zwei Monaten nimmt sie an dem Programm teil: „Besonders gut finde ich die Gruppendynamik und den Austausch mit den anderen Studierenden. Da fällt es leicht, sich zu motivieren und regelmäßig zum Kurs zu kommen.“

Kathrin Knüppe, Redakteurin in der Pressestelle der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), trainiert tapfer mit der Faszienrolle.<address>© WWU - Peter Leßmann</address>
Kathrin Knüppe, Redakteurin in der Pressestelle der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), trainiert tapfer mit der Faszienrolle.
© WWU - Peter Leßmann
Das Programm ist sehr vielfältig – die Studierenden lernen jede Woche neue Übungen und Sportgeräte kennen. In den vergangenen Wochen hantierten sie mit Hanteln, zogen an Therabändern und Tubes, hüpften auf Gymnastikbällen und schwangen Flexi-Bars. Die Übungen sind so konzipiert, dass die Teilnehmer sie problemlos zuhause nachmachen können. Das bestätigt auch Lukas Jansen, der vor Beginn seines Informatikstudiums viel Sport getrieben hat, aber seit seiner Einschreibung wenig Zeit dafür hatte: „Wir haben vor einigen Wochen Therabänder im Kurs geschenkt bekommen. Damit trainiere ich jetzt regelmäßig zuhause.“ So wie Lukas und Lisa geht es den meisten Teilnehmern des ACE-Programms, berichten Sarah und Johanna. Die Ziele des ganzheitlichen Interventionsprogramm scheinen erreicht.

Nach einer Stunde ist es geschafft. Kurz bevor alle Kursteilnehmer zu den Umkleiden aufbrechen, ruft Sarah: „Und nächste Woche steht Kick-Boxen auf dem Programm.“ Das klingt zwar längst nicht für alle Teilnehmer vertraut, aber offenkundig freuen sich die meisten von ihnen auf diesen Ausflug in den Kampfsport. Und was nehme ich mir vor? Dass ich meinen Alltag wieder aktiver gestalte, damit der Muskelkater das nächste Mal ausbleibt.

 

Dieser Artikel stammt aus der Universitätszeitung "wissen|leben" Nr. 1, 24. Januar 2018

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