Studienstart: Die Mächtigen und die Medien
Regierungschefs wie Trump, Putin, Erdogan oder Orban greifen derzeit nicht nur einzelne Journalisten und Medien an, sondern insgesamt die Pressefreiheit. Sie werfen damit ein Schlaglicht auf die Bedeutung des Verhältnisses von Politik und Medien auf der höchsten Regierungsebene. Auch in Deutschland war dieses Verhältnis oft spannungsvoll. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert nun ein gemeinsames Forschungsprojekt an den Universitäten Münster und München zu den "Medienbiografien der bundesdeutschen Kanzler und der Kanzlerin" mit 250.000 Euro.
Das auf zwei Jahre angelegte DFG-Kooperationsprojekt wird am münsterschen Institut für Kommunikationswissenschaft von Dr. Thomas Birkner geleitet. Er und sein Münchener Projektpartner Dr. Benjamin Krämer untersuchen mit ihrem Team die Bedeutung der Medien in den Biografien von Konrad Adenauer bis Angela Merkel. Mithilfe kommunikations-, politik- und geschichtswissenschaftlicher Methoden werden verschiedene Quellen ausgewertet, um das Wechselspiel der Kanzler mit den Medien im gesamten Lebensverlauf zu analysieren. Die wichtigsten Daten liefern (Auto-)Biografien, Archive, Medienbeiträge, Reden und Zeitzeugen-Interviews.
Als zentrale politische Funktionsträger sind die deutschen Kanzler die Kristallisationsfiguren der Politikdarstellung in deutschen Medien. Sowohl die Umstände, unter denen die späteren Regierungschefs aufwuchsen, als auch die Art ihrer Erfahrungen mit den Medien unterscheiden sich allein aufgrund des sich wandelnden Mediensystems stark voneinander. Das Projekt befasst sich unter anderem mit den Fragen: "Wie sah das Medienensemble im Elternhaus aus?"; "Waren die Kanzler beziehungsweise die Kanzlerin selbst als Medienproduzenten tätig, bevor sie ihr Amt antraten und hat das ihre Haltung geprägt?"; "Wie haben die Regierungschefs auf den jeweiligen Medienwandel ihrer Zeit reagiert und haben sie ihn durch ihre Medienpolitik mitgestaltet?"