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Münster (upm)
Nina Karidio<address>© WWU/Christina Heimken</address>
Nina Karidio
© WWU/Christina Heimken

"Jeder ist Botschafter für sein eigenes Land"

30 Jahre Eramus: Sandra Wiegand und Nina Karidio vom International Office über die Bedeutung des Programms

Studierendenaustausch, Mitarbeitermobilität oder internationale Hochschulprojekte: Erasmus macht vieles möglich. Unterstützung und Beratung bei der Planung von Auslandsaktivitäten erhalten Studierende und Beschäftigte an der WWU unter anderem bei Nina Karidio und Sandra Wiegand vom International Office. Julia Schwekendiek sprach mit ihnen über das Programm.

Wie wichtig ist Erasmus für die WWU?

Nina Karidio: Es gibt viele Fachbereiche, die vom Erasmus-Gedanken regelrecht durchdrungen sind. Insgesamt hat sich mittlerweile ein weit verzweigtes Netzwerk von mehr als 100 Erasmus-Beauftragten an der WWU entwickelt. Trotzdem ist in einigen Bereichen sicher noch Luft nach oben.

Sandra Wiegand: Vor allem die Bildungsprogramme und Kooperationsprojekte sind noch weniger bekannt als beispielsweise der Studierendenaustausch. Deshalb wollen wir in diesem Bereich mehr Transparenz schaffen und informieren. Es kommt vor allem darauf an, untereinander Erfahrungen weiterzugeben. Schließlich gibt es schon sehr erfolgreiche Projekte wie den Erasmus-Mundus-Studiengang in der Geoinformatik.

Sandra Wiegand<address>© WWU/Christina Heimken</address>
Sandra Wiegand
© WWU/Christina Heimken
Warum ist Auslandsmobilität so wichtig?

Karidio: Mit einem Auslandsaufenthalt erweitert man in erster Linie seinen persönlichen Horizont. Man lernt sein eigenes Fach aus einer anderen Perspektive kennen, erwirbt neue Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenzen. Außerdem sind Auslandsaufenthalte wichtig, damit Europa weiter zusammenwächst. Jeder, der sich auf den Weg ins Ausland macht, ist Botschafter für sein eigenes Land.

Wiegand: An der Gesamtzahl gemessen machen internationale Studierende bei uns noch einen relativ geringen Prozentsatz aus. Wenn viele unserer Studierenden ins Ausland gehen, haben wir die Möglichkeit, auch viele ausländische Studierende aufzunehmen. Damit wirkt das Programm wie eine Art Motor, um die Internationalisierung voranzutreiben.

Wie bekannt ist die WWU im Ausland – und was zieht Studierende und Beschäftigte aus anderen Ländern an die WWU?

Karidio: Tatsächlich könnte die WWU international noch sichtbarer werden. Die meisten kommen nach Münster, weil bereits langjährige Partnerschaften bestehen. Nach jedem Semester evaluieren wir die Zufriedenheit unserer „Incomings“ und schneiden dabei immer sehr gut ab. Positive Mund-zu-Mund-Propaganda zieht dann wieder neue Studierende und Wissenschaftler aus dem Ausland an.

Wiegand: Ich glaube, dass die WWU in speziellen Bereichen der Forschung durchaus sehr sichtbar ist. Die Lehre würde allerdings davon profitieren, wenn es noch mehr internationale Studienprogramme gäbe.

Welchen Beitrag kann Erasmus zu einer europäischen Identität leisten – gerade in europakritischen Zeiten?

Karidio: Wir wären in Europa nicht da, wo wir heute sind, wenn nicht schon Millionen Studierende am Erasmus-Programm teilgenommen hätten. So gesehen ist es das Integrationsprogramm schlechthin. Schwierig ist heutzutage natürlich, Leute an Bord zu bekommen, die eher europakritisch eingestellt sind.

Wiegand: Aber auch dafür gibt es Projekte, die speziell die europäische Integration fördern sollen. Es geht eben nichts über persönliche positive Erfahrungen mit Europa. Deshalb unterstützt das International Office zum Beispiel Vorträge von Studierenden, die über ihre Auslandserfahrungen berichten – sei es in Schulen oder in Seniorenheimen.

Ist Erasmus eine Erfolgsgeschichte?

Karidio: Eindeutig ja. Die Zahlen steigen seit Jahren kontinuierlich an.

Wiegand: In vielen Fachbereichen ist auch die Ausweitung auf den nicht-europäischen Raum sehr gefragt. Damit ist Erasmus aus meiner Sicht das Herz der Internationalisierung.

 

Dieses Interview stammt aus der Universitätszeitung "wissen|leben" Nr. 4, 21. Juni 2017. Darin finden Sie auf einer Themenseite zu "30 Jahre Erasmus" weitere Informationen rund um das Förderprogramm der EU.

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