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Münster (upm/ch)
Simulation von Gravitationswellen: Sie werden während der Verschmelzung zweier schwarzer Löcher abgestrahlt.<address>© Foto: S. Ossokine, A. Buonanno (Max Planck Institute for Gravitational Physics), Simulating eXtreme Spacetimes project, D. Steinhauser (Airborne Hydro Mapping)</address>
Simulation von Gravitationswellen: Sie werden während der Verschmelzung zweier schwarzer Löcher abgestrahlt.
© Foto: S. Ossokine, A. Buonanno (Max Planck Institute for Gravitational Physics), Simulating eXtreme Spacetimes project, D. Steinhauser (Airborne Hydro Mapping)

Fachbereich Physik ist 2017 Gastgeber zweier Großveranstaltungen

"Strahlkraft weit über die Stadt hinaus"

Ein offizieller Titel ist es zwar nicht – dennoch: 2017 wird in Münster ein "Jahr der Physik". Mit der Jahrestagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) und dem Wissenschafts-Festival "Highlights der Physik" ist der Fachbereich Physik der WWU Gastgeber gleich zweier Großveranstaltungen. Dabei gibt es nicht nur Programm für Wissenschaftler, sondern auch für die breite Öffentlichkeit. "Für den Fachbereich ist es eine große Ehre, die Jahrestagung der DPG und die 'Highlights der Physik' auszurichten", betont Dekan Prof. Michael Klasen. "Beide Veranstaltungen strahlen weit über die Universität und die Stadt Münster hinaus."

DPG-Tagung: Die Jahrestagung der DPG – gleichzeitig eine DPG-Frühjahrstagung – findet vom 27. bis 31. März an der WWU statt. Unter anderem nehmen Teilchenphysiker, Kernphysiker und Medizinphysiker teil. Insgesamt erwarten die Veranstalter etwa 2000 Teilnehmer. Darunter sind auch viele junge Wissenschaftler, die in Münster ihren ersten öffentlichen Auftritt haben werden. Von besonderem gesellschaftlichem Interesse sind Sitzungen zu Themen wie Energie, Information und Sicherheitspolitik. Neben dem wissenschaftlichen Programm finden auch Veranstaltungen speziell für Laien statt. Beispielsweise gibt es am Tag der Schulphysik (28. März) Workshops für Schüler und Lehrer im Institut für Kernphysik und im Schülerlabor "MExLab Physik", außerdem verschiedene Vorträge für interessierte Bürger. Prof. Martin Winter vom münsterschen Batterieforschungszentrum "MEET" spricht über das Thema "Früher war alles besser – aber nicht die Batterien".

Highlights der Physik: Bei den "Highlights der Physik" (19. bis 23. September) steht der Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit im Fokus. Das Festival, das regelmäßig mehr als 40.000 Besucher anlockt, wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der DPG in Kooperation mit dem jeweiligen Gastgeber ausgerichtet. Es findet seit 2001 jährlich in einer anderen Stadt und zu einem anderen Thema statt. In Münster wird es um physikalische Strukturen und Symmetrien gehen. Für die Veranstaltung wird dann eigens eine "Zeltstadt" auf dem Schlossplatz errichtet, wo ein Großteil des Programms stattfindet.
Traditionell sind bei den "Highlights der Physik" viele Prominente dabei, beispielsweise "Quarks & Co"-Moderator Ranga Yogeshwar. Außerdem sind renommierte Wissenschaftler zu Gast, die Einblicke in ihre Forschungsthemen geben. Das Programm richtet sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene und beinhaltet diverse Formate wie Vorträge, Workshops, Wettbewerbe und Wissenschaftsshows. Der Eintritt ist kostenlos. Das Programm steht noch nicht fest.

Öffentliche Termine bei der DPG-Tagung

27. bis 31. März: Ausstellung "Lise Meitner und ihre Töchter", 8 bis 19 Uhr, Schloss.
28. bis 30. März: Industrie- und Buchausstellung mit nationalen und internationalen Unternehmen, 9 bis 17 Uhr, Aula Vom-Stein-Haus (Schlossplatz 34).
28. März: "Erforschung von Urknallmaterie an der Weltmaschine LHC", Vortrag von Prof. Johanna Stachel (Universität Heidelberg), dieser Vortrag richtet sich besonders auch an Schülerinnen und Schüler, 18.30 Uhr, Aula im Schloss.
28. März: Tag der Schulphysik, ganztägiges Programm für Schüler und Lehrer (Anmeldung erforderlich, Informationen unter http://go.wwu.de/40w4e)
29. März: "Scientific Babel: How science was done before and after global English", Vortrag von Prof. Michael Gordin (Universität Princeton), 20 Uhr, Hörsaal H1.
30. März: "Früher war alles besser – aber nicht die Batterien", Vortrag von Prof. Martin Winter (WWU), 20 Uhr, Hörsaal H1.

Prof. Dr. Karsten Danzmann<address>© N. Michalke/MPI für Gravitationsphysik</address>
Prof. Dr. Karsten Danzmann
© N. Michalke/MPI für Gravitationsphysik
Kurzinterview mit Prof. Karsten Danzmann:

Wissenschaftlern der internationalen "LIGO"-Kollaboration gelang am 14. September 2015 eine Sensation: Sie wiesen erstmals Gravitationswellen nach, und zwar mit Detektoren des "Laser-Interferometer-Gravitationswellen-Observatoriums" (LIGO) in den USA. Aus dem Signal, das in 1,3 Milliarden Lichtjahren Entfernung durch zwei ineinander stürzende schwarze Löcher entstanden war, konnten die Forscher erstmals Informationen zu diesem Verschmelzungsprozess und zu den Eigenschaften der schwarzen Löcher ablesen. An der Entdeckung beteiligt war auch Prof. Karsten Danzmann, Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Hannover und Festredner bei der DPG-Jahrestagung in Münster. Im Kurzinterview gibt der Physiker einen Einblick in die Gravitationswellen-Forschung.

Welche Geheimnisse des Kosmos hoffen Sie, mithilfe von "LIGO" lüften zu können?

Mehr als 99 Prozent des Universums sind dunkel und senden kein "Licht" im weiten Sinne aus, also keine elektromagnetischen Wellen. Sie werden daher wohl niemals mit irgendeiner Art von Licht beobachtbar sein. Aber alles unterliegt der Schwerkraft, und alles, was der Schwerkraft unterliegt und Strukturen bildet, muss Gravitationswellen aussenden. Wir können uns auf weitere Überraschungen gefasst machen. Schon die ersten Ereignisse vom September 2015 waren eine große Überraschung. Denn bis dahin hatten die meisten von uns nicht erwartet, dass so schwere schwarze Löcher mit stellarem Ursprung in unserem heutigen Universum existieren.  

Sie haben einmal gesagt, die Kosmos-Forschung habe dank "LIGO" Ohren bekommen. Was bedeutet das?

Das All ist zwar dunkel, aber laut. Gravitationswellen sind dem Schall sehr ähnlich, nur dass der Schall die Luft quetscht und dehnt – und Gravitationswellen den Raum.

Sind die jetzigen "LIGO"-Detektoren das Ende der Fahnenstange, was die Empfindlichkeit angeht?

Seit über einem Jahrhundert werden Laser-Interferometer alle zehn Jahre um einen Faktor zehn empfindlicher. Und wahrscheinlich wird das auch noch lange Zeit so bleiben. Irgendwann werden wir so empfindlich messen können, dass wir dem Urknall zuhören können.

Autorin: Christina Heimken

Dieser Artikel stammt aus der Universitätszeitung "wissen|leben", 25. Januar 2017.

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