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Gemeinsam gegen Infektionen

Euregionales Qualitätssiegel soll erfolgreichen Kampf gegen Krankenhausinfektionen sichtbar machen

Am 19.11.2009 fand der Startschuss zum neuen Euregio-Projekt "EurSafety Health-net" statt. EurSafety Health-net ist das Folgeprojekt des EUREGIO MRSA-net, das laut Robert Koch Institut mittlerweile bundesweit Vorbildcharakter in der Prävention von Krankenhausinfektionen durch MRSA-Erreger hat. Das Hauptziel des neuen Projektes ist neben dem Schutz vor Infektionen, die grenzüberschreitende Stärkung der Patientensicherheit.

Das Projekt wird in den kommenden fünf Jahren im Rahmen des INTERREG IV A-Programms ‚Deutschland-Nederland' mit 8,1 Mio € gefördert. Fast 6,0 Millionen Euro stellen dabei der Europäische Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) der Europäischen Union sowie die Ministerien für Wirtschaft der Länder Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen und die niederländischen Provinzen Overijssel, Gelderland und Limburg zur Verfügung. Projektleiter ist das Institut für Hygiene der Universität Münster, auf niederländischer Seite das Institut für Verhaltensforschung der Universität Twente.

Konkret soll durch die niederländisch-deutsche Zusammenarbeit der Schutz vor Infektionsgefahren wie z.B. Krankenhauskeime, Durchfallerkrankung, aber auch der Neuen Grippe verstärkt werden. Zum Auftakt starteten bereits Anfang Oktober erste Projektaktivitäten zur Verbesserung der Händehygiene in Schulen der Region Wesel/Nijmegen (www.stopschmuddelfritze.de). Ziel ist hierbei, Schüler für das Thema Hygiene zu gewinnen und eine ungehinderte Ausbreitung der Neuen Influenza H1N1 in Schulen zu reduzieren. Zusätzlich sollen sich der Öffentliche Gesundheitsdienst und die Krankenhäuser zum Umgang mit Grippe-Patienten an der Grenze abstimmen. Neben dem Schutz vor der Grippe sollen vor allem aber Infektionen bekämpft werden, denen Patienten behandlungsbedingt ausgesetzt sind. Hierbei ist insbesondere der Schutz vor Krankenhauskeimen mit Antibiotikaresistenzen (z.B. MRSA) von herausragender Bedeutung, da der Anteil in Deutschland bis zu 20mal höher liegt als in den Niederlanden. Aus diesem Grund sollen durch EurSafety Health-net Lösungsansätze weiter umgesetzt werden, wie bereits im Rahmen von www.mrsa-net.nl (Universität Twente) erfolgreich aufgezeigt wurden.

Dies soll in den kommenden fünf Jahren durch den Aufbau eines euregionalen Qualitätsverbundes mit möglichst vielen Teilnehmern des Gesundheitswesens (Patienten, Krankenhäuser, Arztpraxen, Gesundheitsämter, Labors, Kostenträgern u.a.) realisiert werden. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Projekt „euPrevent MRSA" in der Euregio Maas-Rhein gewährleistet dabei einen fachlichen und inhaltlichen Austausch entlang der gesamten deutsch-niederländisch-belgischen Grenze. Durch die Erfüllung vergleichbarer Qualitätsstandards sollen Krankenhäuser, Arztpraxen, Rehakliniken und Pflegeheime auf beiden Seiten der Grenze ihre erfolgreichen Mehranstrengungen zur Bekämpfung der gefürchteten Krankenhauskeime nach außen dokumentieren können. Zusätzlich werden die Projektpartner das gemeinsame Wissen zum Aufbau eines grenzüberschreitenden Frühwarnsystems für besonders gefährliche Keime nutzen. Hierfür soll das erfolgreiche Konzept der regionalen Netzwerke durch die Gesundheitsämter ausgebaut und durch die grenzüberschreitenden Erfahrungen verbessert werden.

Ein weiteres Hauptaugenmerk liegt auf der intensiven Fortbildung von Personal im Gesundheitswesen zu den Themen „Hygiene" und „Antibiotikaeinsatz". Vor allem beim Antibiotikaeinsatz gibt es deutliche Unterschiede zwischen den beiden Ländern. Bereits in den kommenden zwölf Monaten sind daher von den Projektpartnern in Aurich, Oldenburg, Münster/Enschede und Düsseldorf mehr als 50 Fortbildungen geplant, die einen Wissens- und Erfahrungsaustausch über die Grenze ermöglichen. Daneben werden betroffene Patienten die Möglichkeit haben, im Projekt mitzuwirken. Die deutsch-niederländische Patienteninitiative EPECS (epecs.org) soll Ansprechpartner und Brücke zwischen Patienten und den Experten des Projektes rechts und links der Grenze sein.
Projekt-Koordinatoren sind die Universitätsklinik Groningen, das Canisius Wilhelma Krankenhaus in Nijmegen, das Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit in NRW, das Klinikum Oldenburg, das Niedersächsische Landesgesundheitsamt, das MVZ Labor Münster, das Gesundheitsamt Neuss, die Universitätsklinik Düsseldorf und die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe.

Die hier genannten Koordinatoren werden in den kommenden fünf Jahren die zahlreichen Projektaktivitäten in den Grenz-Euregios bündeln, um den Schutz vor Infektionen zu stärken.

Die Universitäten Twente und Münster arbeiten in einer Vielzahl grenzüberschreitender Projekte zusammen. Das besondere Potenzial der Partnerschaft liegt in der Kombination der münsterschen Forschungsstärke und -vielfalt und der stärker anwendungsorientierten Ausrichtung der Niederländer. Langfristiges Ziel der Rektorate beider Universitäten ist es, die deutsch-niederländische Grenzregion als Wissenschaftsstandort auszubauen und zu vernetzen. Dass dies auf einem guten Weg ist, belegen auch weitere Kooperationen - etwa im Bereich der Nanowissenschaften, in dem Biologen, Mediziner, Physiker, Pharmazeuten und Chemiker beider Länder zusammen arbeiten.

Die euregionale Zusammenarbeit soll die Patientensicherheit und die Qualität der Gesundheitsversorgung auf beiden Seiten der Grenze nachhaltig stärken. Dies ermöglicht letztendlich, dass die Gesundheitsinfrastruktur grenzüberschreitend genutzt werden kann, was zu einem insgesamt besseren Versorgungsangebot bei gleichzeitigen Kosteneinsparungen führt. Letztendlich tragen Patientensicherheit und vergleichbare Qualität in der Gesundheitsversorgung dazu bei, dass sich die Grenz-Euregios einen Standortvorteil in der Gesundheitsversorgung erarbeiten können und somit Vorbildcharakter für andere Regionen Europas haben werden.

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