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Münster (upm/kw/nor)
Wolfgang Fritsch-Albert erhielt eine Universitätsmedaille.© WWU - Peter Grewer
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Schwarmintelligenz als Erfolgsrezept

Neujahrsempfang: Rektorat verleiht Universitätspreise und Medaillen / Showchemie und Jahresrückblick mit 400 Gästen

Eine flammende und knallige Chemie-Kurzvorlesung, ein Rück- und Ausblick unter besonderer Berücksichtigung der Schwarmintelligenz einer Hochschule, reichlich Preise, dazu Musik von Duke Ellington, Aretha Franklin und Giacomo Puccini: Rund 400 Gäste genossen am heutigen Abend den ebenso inhalts- wie auch abwechslungreichen Neujahrsempfang der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) im münsterschen Schloss.

Im Prinzip, betonte Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles, funktioniere eine solch große Universität wie die WWU nicht anders als ein großer Ameisenverbund: Deren großartige Leistungen beruhten einzig und allein auf dem Fleiß und dem Engagement jeder Einzelnen. So wie auch die WWU davon profitiere, dass mit dem Ende der letztjährigen Runde der Exzellenzinitiative 14 der 15 WWU-Fachbereiche an den beiden Exzellenzclustern beteiligt seien - eine Auszeichnung für viele einzelne Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, aber auch für die Universität Münster insgesamt.

Zuvor hatte Prof. Dr. Hans-Dieter Barke eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass Chemie auch für Laien eine kurzweilige Angelegenheit ist. Er brachte mit Wasserstoff gefüllte bunte Luftballons und Dosen zum Platzen - am Ende wussten alle Zuhörer, warum der Chemie-Didaktiker vor einigen Jahren von einem afrikanischen Stamm fast zum Medizinmann gekürt worden war.

Auch für Prof. Dr. Cornelia Denz war es ein besonderer Abend. Die Prorektorin für wissenschaftlichen Nachwuchs und Internationales war nicht nur bei der Preisvergabe als Laudatorin mehrfach gefordert. Sie stand auch selbst im Mittelpunkt einer Ehrung: Das Magazin "Unicum" kürte die Physikerin zur Professorin des Jahres.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand jedoch die Verleihung folgender Universitätspreise:

Prof. Dr. Dr. h. c. Helge Karch vom Institut für Hygiene der Medizinischen Fakultät hat den mit 30.000 Euro dotierten Forschungspreis 2012 der WWU erhalten. Damit würdig die Universität seine herausragenden Leistungen bei der Erforschung von EHEC-Bakterien, der er sich seit fast 30 Jahren widmet. Gemeinsam mit seinem Team habe der Mikrobiologe Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in hervorragender Weise in die klinische Praxis umgesetzt – und dies bei dem EHEC-Ausbruch 2011 in Deutschland eindrucksvoll unter Beweis gestellt, heißt es in der Begründung. Damals hatten sich über 4000 Menschen mit EHEC-Bakterien infiziert, mehr als 50 Patienten starben bundesweit an den Folgen der Infektion. Der Arbeitsgruppe von Helge Karch gelang in "Rekordzeit" die Identifizierung des Ausbruchstamms sowie die Etablierung eines Erreger-spezifischen Schnelltests, was für die Bekämpfung der Epidemie extrem wichtig war. Helge Karch konnte belegen, dass es sich beim Ausbruchstamm um eine außergewöhnliche und extrem seltene EHEC-Variante handelte. Aktuell ist er an einer Reihe von Forschungsprojekten zum Thema EHEC maßgeblich beteiligt. Unter anderem fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft drei von ihm geleitete Projekte zu diesem Schwerpunkt, darunter ein Teilprojekt im 2012 eingerichteten Sonderforschungsbereich 1009 "Breaking Barriers". Der Forschungspreis der WWU wird alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Lehrpreis verliehen.

Die Universitätsmedaille haben Jochen Herwig und Wolfgang Fritsch-Albert erhalten.

Jochen Herwig erhielt die Auszeichnung für sein Engagement um die Universität als langjähriger Vorsitzender des Förderkreises der Universität Münster (inzwischen umbenannt in Universitätsgesellschaft Münster). Er hat sich dem Kreis "in schwierigen Zeiten zur Verfügung gestellt", heißt es in der Begründung, und "die Zusammenarbeit zwischen Föderkreis und Universität intensiviert" sowie "eine strategische Neuausrichtung" eingeleitet, die den Kreis bekannter machen und die Mitgliederstruktur stärken soll. Dazu gehören die Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit, die aktive Mitgliederwerbung, der Ausbau der Kooperation mit dem Kuratorium des Förderkreises sowie die Professionalisierung der Geschäftsstelle. Jochen Herwig studierte Betriebswissenschaft an der Universität Münster und begann 1974 seinen beruflichen Werdegang beim Landwirtschaftlichen Versicherungsverein Münster (LVM). Seit Februar 2011 ist er Vorstandsvorsitzender der LVM-Versicherungen. Von 2007 bis 2012 war er Vorsitzender des Förderkreises beziehungsweise der Universitätsgesellschaft Münster. Zudem ist er seit vielen Jahren der Universität Münster als stellvertretender Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Forschungsstelle für Versicherungswesen der Universität Münster eng verbunden.

Wolfgang Fritsch-Albert, Vorstandsvorsitzender der Westfalen AG, ist der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) seit vielen Jahren ideell und finanziell verbunden. Vor allem die naturwissenschaftlichen Fachbereiche profitieren seit über 20 Jahren von der kostenfreien Versorgung mit flüssigem Stickstoff und anderen Gasen. Darüber hinaus unterstützte Wolfgang Fritsch-Albert in der Vergangenheit zahlreiche Forschungsansätze der Universität Münster - beispielsweise mit dem Einsatz von Verfahrenstechnologien und der Bereitstellung von speziellen Gasprodukten. Die Westfalen AG in Person von Wolfgang Fritsch-Albert hat der WWU mit der kontinuierlichen Unterstützung herausragende Dienste geleistet.

 

Die WWU hat sechs Absolventen mit einem Dissertationspreis ausgezeichnet (Dotierung: jeweils 7500 Euro):

Katholisch-Theologische Fakultät: Dr. Julia Enxing (Thema der Dissertation: "Gott im Werden. Die Prozesstheologie Charles Hartshornes")

Rechtswissenschaftliche Fakultät: Dr. Sebastian Neurauter ("Das Bauhaus und die Verwertungsrechte. Eine Untersuchung zur Praxis der Rechteverwertung am Bauhaus 1919-1933")

Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät: Dr. Thomas Kick ("Essays on Bank Rating, Stress Testing and Financial Stability")

Medizinische Fakultät: Dr. Paola Koenen ("Endothelial cells present an innate resistance to glucocorticoid treatment: implications for therapy of primary vasculitits")

Philosophische Fakultät: Dr. Martin Pleitz (" 'This Sentence'. The Liar Paradox from Viewpoint of Logic, Semantics and Metaphysics" - Fachbereich: Geschichte/Philosophie)

Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät: Dr. Petra Dieker ("Impact of the global change drivers climate and land-use on two high mountain burnet moth species - uphill shifts, habitat requirements and genetic variability" - Fachbereich: Geowissenschaften)

 

Der Studierendenpreis für außergewöhnliches studentisches Engagement, dotiert mit 7500 Euro, ging an die Studierendeninitiative "Rock your life! Münster e.V.". Der Vorsitzende der Initiative, Mirko Kerkhoff, nahm die Auszeichnung stellvertretend für die Gruppe entgegen. Die Initiative setzt sich für Bildungsgerechtigkeit, Chancengleichheit und soziale Mobilität in Münster ein. Dabei begleiten Studierende jeweils einen Hauptschüler in den letzten beiden Schuljahren (Eins-zu-Eins-Coaching). Die Schüler werden darin unterstützt, ihre Fähigkeiten und Talente auszubauen - ein wichtiger Baustein auf ihrem Weg in den Beruf. Die Studierenden erwerben ihrerseits praktische Fähigkeiten für den Einstieg ins Berufsleben. "Rock your life! Münster e.V." bildet die Studierenden für die Teilnahme am Projekt aus. Das Projekt wird von einem Unternehmensnetzwerk unterstützt.

Der Förderpreis der Sibylle-Hahne-Stiftung ging im Bereich Naturwissenschaften, Medizin und Technik an Dr. Karin Kleigrewe (Institut für Lebensmittelchemie, Arbeitsgruppe Prof. Dr. Hans-Ulrich Humpf) für ihre Dissertation mit dem Titel "Vorkommen von Fusarin-C-Mykotoxinen in Lebensmitteln und Strukturaufklärung neuer Fusarin-Analoga". Den Sibylle-Hahne-Preis für Geistes- und Sozialwissenschaften erhielt Dr. Kerstin Thummes (Institut für Kommunikationswissenschaft, Prof. Dr. Ulrike Röttger) für ihre Dissertation mit dem Titel "Täuschung in der strategischen Kommunikation. Eine kommunikationswissenschaftliche Analyse der Grenzen und Potenziale organisationaler Täuschungshandlungen". Die Nachwuchsförderung durch die Stiftung ist mit einem Preisgeld von jeweils 10.000 Euro verbunden.