„Bei uns hat die Lehrerbildung gute Aussichten“
Welch ein Coup, welch ein Jubel in der münsterschen Delegation: Die Universität Münster hat den erstmals vom Stifterverband und der „TÜV Süd Stiftung“ ausgelobten „Preis für Exzellenz in der Lehrkräftebildung“ gewonnen. Fast sieben Stunden lang hatten fünf Universitäten und ein Verbund aus Schleswig-Holstein am vergangenen Donnerstag (20. November) rund 100 Gästen im Berliner Quadriga-Forum mit viel Verve und Kreativität ihre jeweiligen Ideen und Perspektiven dargelegt. Um kurz nach 17 Uhr war es endlich so weit: Es war mucksmäuschenstill im Saal, als der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Axel Stepken, verkündete, dass sich die siebenköpfige Jury nach ihrer einstündigen Beratung für die Universität Münster entschieden habe. Jetzt gab es kein Halten mehr. Umarmungen, Händeschütteln und Glückwünsche im Dutzend. Erfreulicherweise bleibt es nicht beim Applaus und dem Lob für die „herausragenden Leistungen“ in der Lehrerausbildung. Der Preis ist mit 100.000 Euro dotiert. „Wir sind glücklich und stolz – es ist das Ergebnis einer großartigen Teamleistung“, jubelte die Prorektorin für Studium und Lehre, Prof. Dr. Ulrike Weyland.
Nachdem die Universität Potsdam ihre Rolle als „Pionierin für zukunftsorientierte Bildungswege“ vorgestellt hatte, hieß es für die Münsteraner auf Präsentations-Platz zwei: Jetzt gilt’s. Was genau verbirgt sich hinter dem Antragstitel „Situiert lernen, professionell handeln – ein skalierbares Modell für exzellente Lehrkräftebildung“? Ulrike Weyland hob hervor, dass die Universität „strategisch agiert und gleichzeitig in Strukturen, Menschen und Innovationen investiert“. Die wissenschaftliche Leiterin des „Zentrums für Lehrkräftebildung“ (ZLB), die Germanistin Prof. Dr. Marion Bönnighausen, legte dar, wie das neu ausgerichtete ZLB als „Scharnierstelle“ für die Lehrerausbildung in der Universität und als „Ort der Begegnung“ dient. Prof. Dr. Elmar Souvignier demonstrierte, wie die Forschung in die Lehrkräftebildung einfließt. Und es wurde noch konkreter: Die Didaktikerin Prof. Dr. Nicola Meschede stellte das breit gefächerte und bundesweit genutzte Angebot von rund 2.500 Unterrichtsvideos vor, der Biologie-Didaktiker Prof. Dr. Benedikt Heuckmann hob den Nutzen der 34 Lehr-Lern-Labore hervor und verwies auf den positiven Umstand, dass anders als an vielen anderen Standorten die Fachdidaktiken an der Universität Münster in den Fachbereichen verortet seien. „Wir konnten mit präzisen und nachvollziehbaren Fakten punkten, die allesamt schon heute wirken“, meinte Prof. Dr. Manfred Holodynski vom Institut für Psychologie in Bildung und Erziehung, der zur Unterstützung und Beratung ebenfalls nach Berlin gereist war.
Und doch setzte die Jury mit gleich sechs Nachfragen vehement nach. Wie genau und mit welchem Effekt werden die Videoportale genutzt? Hält die Universität Münster nach, ob ihre ehemaligen Lehramts-Studierenden „mit der harten Realität in den Schulen klarkommen“? Schließlich sei nicht von der Hand zu weisen, dass nicht selten „der Unterricht der Anfang allen Übels“ sei. Die münstersche Delegation blieb cool – und sie lieferte. „Bei uns“, schloss Marion Bönnighausen mit einem Hinweis darauf, dass das ZLB hoch oben im Iduna-Hochhaus untergebracht ist, „hat die Lehrerbildung gute Aussichten.“
Auch der schiere Umfang der Lehrerausbildung an der Universität Münster sorgte für Eindruck. Aktuell sind rund 10.500 Studierende, also ein Viertel aller Studierenden, in 154 Studiengängen im Lehramt und für alle Lehramtsformen eingeschrieben. Bei der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ konnte die Universität Münster in jüngerer Vergangenheit mit mehreren Projekten punkten. Seit 2024 ist die Universität Mitglied im Leibniz-Forschungsnetzwerk Bildungspotenziale. Formate wie der auch international beachtete „Münstersche Bildungskongress“ und die regelmäßig stattfindenden Tage der Lehrkräftebildung stärken den thematischen Austausch. „Wir gestalten die Lehrkräftebildung unter Mitwirkung der Studierenden und Praxispartner“, heißt es zudem im Antrag. So kooperiert die Hochschule aktuell mit 400 Schulen im Regierungsbezirk Münster.
Und was passiert mit dem Preisgeld? Das Rektorat und das ZLB planen unter anderem den Aufbau eines „Transfer-Hubs“ im ZLB, die Weiterentwicklung von Fallformaten und ein „Qualifizierungsprogramm Hochschuldidaktik“. Zu Beginn hatte der Stiftungsvorstand Axel Stepken betont, dass man mit dem Preis das Ziel verfolge, „Vorbilder zu finden und zu stärken“ – die Universität Münster dient fortan als das erste Vorbild.
Das Präsentations-Team der Universität Münster:
Prof. Dr. Marion Bönnighausen, Professur für Didaktik der deutschen Literatur
Prof. Dr. Benedikt Heuckmann, Professur für Didaktik der Biologie
Prof. Dr. Nicola Mesche, Institut für Didaktik des Sachunterrichts
Prof. Dr. Elmar Souvignier, Professur für Diagnostik und Evaluation im schulischen Kontext
Prof. Dr. Ulrike Weyland, Prorektorin für Studium und Lehre
Zum erweiterten Team zählten außerdem: Prof. Dr. Manfred Holodynski (Institut für Psychologie in Bildung und Erziehung), Prof. Dr. Michael Hemmer (Institut für Didaktik der Geographie und stellv. wissenschaftlicher ZLB-Leiter), Dr. Corinna Lenhardt (Zukunftslabor), Till Rauterberg und Manuel Oellers (Videoexperten am Lehrstuhl Manfred Holodynski).
Autor: Norbert Robers