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Münster (upm).
Symbolbild/Grafik: Schrödingers Katze (mit Sonnenbrille) sitzt in einer Kiste, auf der ein Atom abgebildet ist, im Vordergrund ist ein Fernglas gezeichnet<address>© Jonas Willingstorfer/rsm für VolkswagenStiftung</address>
Mit dem Förderangebot „NEXT – Quantum Biology“ möchte die „VolkswagenStiftung“ dazu beitragen, die Existenz von Quanteneffekten in biologischen Systemen nachzuweisen.
© Jonas Willingstorfer/rsm für VolkswagenStiftung

Förderung für neues Quantenbiologie-Projekt an der Universität Münster

Rund zwei Millionen Euro von der „VolkswagenStiftung“ für Physik-Biologie-Kooperation / Wie „Händigkeit“ von Molekülen und Elektronenspin den biologischen Elektronentransport beeinflussen

Kräftiger Anschub für die Forschung in der Quantenbiologie an der Universität Münster: Die „VolkswagenStiftung“ fördert ein Kooperationsprojekt aus Biologie und Physik mit gut zwei Millionen Euro für fünf Jahre. Das Forschungsvorhaben „Quantenspineffekte als Grundlage bioenergetischer Prozesse“ untersucht den Einfluss quantenmechanischer Phänomene auf den biologischen Elektronentransport. Geleitet wird es von Prof. Dr. Michael Hippler (Biologie) und Prof. Dr. Helmut Zacharias (Physik, Center for Soft Nanoscience (SoN)).

Hintergrund ist die Frage, warum es bei vielen Molekülen in lebenden Organismen bestimmte „Händigkeiten“ gibt, also nur eine von zwei möglichen Varianten vorkommt, die Bild und Spiegelbild entsprechen. Aminosäuren beispielsweise treten typischerweise in links- und Zucker in rechtshändiger Form auf. Diese sogenannte Homochiralität ist eine grundlegende Eigenschaft des Lebens auf der Erde. Um sie aufrechtzuerhalten, benötigen die Organismen Energie. Bislang ist es ein Rätsel, wieso die Natur diesen Aufwand betreibt.

Das neue Projekt konzentriert sich auf die mögliche Verbindung zwischen der Homochiralität und dem biologischen Elektronentransport, also der Übertragung von Elektronen bei chemischen Reaktionen in Zellen. Das Team möchte am Beispiel enzymatischer Reaktionen wie der Wasserstofferzeugung in Algen mittels Hydrogenase herausfinden, ob die Homochiralität von Molekülen die Effizienz solcher Prozesse beeinflusst. Dabei untersuchen die Forscher ein kürzlich entdecktes Phänomen, die sogenannte chiralitätsinduzierte Spinselektivität (CISS), wonach der Elektronentransport durch chirale Moleküle mit dem Spin des Elektrons verknüpft ist. Die Quanteneigenschaft „Spin“ scheint also eine wichtige Rolle bei der Bewegung von Elektronen in Biosystemen zu spielen. Die Forscher wollen nun untersuchen, wie CISS den Elektronentransport beeinflusst und welche Auswirkungen Spineigenschaften auf katalytische Prozesse von Enzymen haben. Perspektivisch soll auch der spinselektive Elektronentransport bestimmter Schritte der sehr viel komplexeren Photosynthese analysiert werden.

Prof. Dr. Michael Hippler (links, Brustporträt vor einem Monitor sitzend, seitlich aufgenommen) und Prof. Dr. Helmut Zacharias (rechts, Brustporträt vor hellem Hintergrund in einem Gebäude)<address>© AG Hippler - Lando Lebock / Uni MS - Peter Leßmann</address>
Der Biologe Prof. Dr. Michael Hippler (links) und der Physiker Prof. Dr. Helmut Zacharias (rechts) leiten gemeinsam ein Projekt in der Quantenbiologie.
© AG Hippler - Lando Lebock / Uni MS - Peter Leßmann
Das Projekt ist eine Kooperation mit Prof. Dr. Yossi Paltiel von der Hebräischen Universität Jerusalem (Israel) und Prof. Dr. Martin Bodo Plenio von der Universität Ulm. Die Förderung ist Teil des Programms „NEXT – Quantum Biology“. Die „VolkswagenStiftung“ will damit dazu beitragen, die Existenz von Quanteneffekten in biologischen Systemen nachzuweisen. Der Profilbereich „Exploration“, dem das Vorhaben zugeordnet ist, soll „kreative, wagemutige und neugierige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ermutigen, unkonventionelle Ideen voranzubringen und in bislang unerschlossene Bereiche der Forschung vorzustoßen“.

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