Dreifache Würdigung für exzellente Kommunikation
Die Universitätsgesellschaft Münster e. V. hat zum vierten Mal den von ihr ausgelobten „Preis für Wissenschaftskommunikation – wissen.kommuniziert“ verliehen. Dr. Anna-Maria Balbach, Sprachwissenschaftlerin am Germanistischen Institut, sowie Dr. Barbara Schüler und Jana Haack vom Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte nahmen die Auszeichnung für ihre herausragenden Leistungen in der Wissenschaftskommunikation entgegen. Die Wissenschaftlerinnen verstehen es laut Jury, „komplexe wissenschaftliche Inhalte verständlich zu vermitteln und so ein breites Publikum mit ihrer Arbeit zu erreichen“. Für gewöhnlich mit 10.000 Euro dotiert, hatte sich die Universitätsgesellschaft aufgrund der starken Nominierungen in diesem Jahr dazu entschieden, das Preisgeld auf 15.000 Euro zu erhöhen. Dieses teilen sich die Preisträgerinnen zu gleichen Teilen.
In der voll besetzten Studiobühne überreichten Dr. Paul-Josef Patt, Vorstandsvorsitzender der Universitätsgesellschaft, und Prorektorin Prof. Dr. Ulrike Weyland den Preis auf Empfehlung eines vierköpfigen Auswahlgremiums. „Forschung darf nicht im Elfenbeinturm bleiben“, betonte Paul-Josef Patt. „Wissenschaft lebt vom Dialog mit der Gesellschaft. Die diesjährigen Preisträgerinnen leisten mit ihrer eindrucksvollen Wissenschaftskommunikation einen wichtigen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen. Dass wir gleich drei Personen auszeichnen, spricht für die herausragende Qualität der Nominierungen.“ Auch Ulrike Weyland zeigte sich beeindruckt. „Als Universität sind wir stolz darauf, dass die Preisträgerinnen ihre Forschung mit Begeisterung für Wissenschaftskommunikation verbinden und uns so auf abwechslungsreiche und informative Weise an ihrer Arbeit teilhaben lassen.“ 2018 ins Leben gerufen, vergibt die Universitätsgesellschaft den Preis für Wissenschaftskommunikation alle zwei Jahre.
Die Preisträgerinnen:
Dr. Barbara Schüler verschreibt sich seit vielen Jahren mit Leidenschaft der Aufgabe, wissenschaftliche Inhalte einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Nach ihrem Studium der Germanistik, Geschichte und Pädagogik sowie einer Promotion über die „Weiße Rose“ war sie zunächst wissenschaftlich und politisch tätig, bevor sie an die Universität Münster wechselte.
Seit 2005 verantwortet sie am Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte die Wissenschaftskommunikation und das Wissenschaftsmanagement. Im Projekt „Asking the Pope for Help“, das rund 10.000 Bittschreiben jüdischer Menschen während des Nationalsozialismus untersucht, verantwortet Barbara Schüler die Kommunikationsstrategie. Ihre Arbeit verbindet mediale Vermittlung, internationale Sichtbarkeit und gesellschaftliche Relevanz. Zahlreiche Beiträge in Fernsehen, Radio und Print haben dazu beigetragen, dass das Projekt weit über die Fachgrenzen hinaus Beachtung findet. Dabei versteht es Barbara Schüler, die wissenschaftlichen Erkenntnisse verständlich, historisch fundiert und zugleich aktuell zu vermitteln. Mit ihrem nachhaltigen Wirken hat sie die Wissenschaftskommunikation an der Fakultät entscheidend geprägt.
Jana Haack verbindet wissenschaftliche Exzellenz mit ihrem Gespür für die Vermittlung komplexer Forschung. Nach ihrem Studium der Kommunikationswissenschaft dem sie von 2019 bis 2022 als Volontärin und Redakteurin in der Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der Universität Münster tätig war, widmet sie sich seitdem am Seminar für Mittlere und Neue Kirchengeschichte der Wissenschaftskommunikation.
Dort entwickelt sie im Zuge von „Asking the Pope for Help“ Bildungsprojekte und Formate, die Forschungsergebnisse einem breiten Publikum zugänglich machen. Dazu gehören Schulbesuche, szenische Lesungen oder Social-Media-Kampagnen. Ihre Arbeit zeichnet sich durch Kreativität, methodische Vielfalt und eine klare Ausrichtung auf Verständlichkeit und gesellschaftliche Relevanz aus. Mit ihrem Engagement trägt sie dazu bei, wissenschaftliche Erkenntnisse über historische Quellen und deren heutige Bedeutung auf innovative Art in die Öffentlichkeit zu bringen.
Dr. Anna-Maria Balbach ist Sprachwissenschaftlerin und spezialisiert auf die Verknüpfung von Sprache, Religion und Kultur – ein Thema, das sie bereits in ihrer preisgekrönten Dissertation zur Frühen Neuzeit behandelt hat. Internationale Forschungsaufenthalte führten sie unter anderem an die Yale University und nach Harvard, wo sie die sprachgeschichtliche Entwicklung afro-amerikanischer Vornamen unter dem Einfluss von Kultur, Religion und Ethnie untersuchte.
Von 2019 bis 2025 leitete sie an der Universität Münster ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Erforschung des Zusammenhangs von „Sprache und Konfession in Radiopredigten“. Mit ihrem Team baute sie mit mehr als 29.000 Predigten das bislang größte digitale Korpus deutschsprachiger Radiopredigten auf. Mit ihrer Arbeit erweitert sie die deutsche Sprachgeschichte um ein zentrales Kapitel. Nicht zuletzt im Jubiläumsjahr „100 Jahre Kirche im Radio“ (2024) stellte Anna-Maria Balbach unter Beweis, dass sie ihre komplexe linguistische Forschung verständlich, lebendig und ansprechend vermitteln kann – in klassischen Medien, Video-Beiträgen, auf ihrem Instagram-Kanal sprache_und_konfession, durch Beiträge auf dem Forschungsschiff MS Wissenschaft oder mit kreativen Aktionen wie Friedenslichtern und Sticker-Kampagnen.