
„Katalyse reduziert den ökologischen Fußabdruck“
Nachhaltige Entwicklung ist eine Herausforderung, der sich auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Münster stellen. Der Chemiker Prof. Dr. Frank Glorius organisiert mit seiner Arbeitsgruppe bereits zum dritten Mal ein internationales Symposium zu Fragen der Nachhaltigkeit in der Chemie. Es findet am 21. August im Schloss der Universität statt. Schwerpunktthema ist die Katalyse. Interessierte sind willkommen, eine Online-Anmeldung ist erforderlich, da die Plätze begrenzt sind. Bislang haben sich rund 300 Personen angemeldet. Frank Glorius gibt im Interview mit Brigitte Heeke Einblicke und erläutert, warum der Wandel in der Chemie so wichtig ist.
Schwerpunktthema der kommenden Tagung ist die Katalyse, die dazu dient, Reaktionen zu steuern und zu beschleunigen. Kann diese Technologie einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Chemie leisten?
Als eines von zwölf Prinzipien der ‚grünen Chemie‘, zu denen beispielsweise die Vermeidung von Abfall gehört, erlaubt die Katalyse eine ressourcenschonendere Herstellung. Ein Medikament, das man nimmt, ein Kosmetikprodukt, das man aufträgt, Kunstfasern in der Funktionskleidung, die man anzieht: All dies muss chemisch hergestellt werden. Katalyse reduziert den ökologischen Fußabdruck, indem weniger Energie für solche Produktionsprozesse benötigt wird. Für diese Schlüsseltechnologie gab es bereits zahlreiche Nobelpreise, es ist ein „hot topic“ in der Wissenschaft.
Die Universität Münster ist zum dritten Mal Gastgeberin der ,Dream Reactions‘. Was erwarten Sie an Neuigkeiten?
Zum ersten Mal verleihen wir einen zum Symposium zugehörigen Nachhaltigkeitspreis, den ,Green Dream Reaction Award‘. Die Preisträgerin Francesca Grisoni von der niederländischen Eindhoven University of Technology hat Methoden des maschinellen Lernens für das sogenannte de-novo-Design von Funktionsmolekülen entwickelt und sich damit um das Schwerpunktthema verdient gemacht.
Und von welchen Rednern erwarten Sie besondere Impulse?
Eröffnungsredner Matthias Beller vom Katalyseinstitut LIKAT in Rostock und Javier Pérez-Ramírez von der ETH Zürich werden zeigen, wie chemische Transformationen einen wesentlichen Einfluss auf eine nachhaltige chemische Produktion haben können, bis hin zur ,planetaren Skala‘ – entsprechend dem Spruch ,denk global, handle lokal‘. Haritz Sardon, der an der spanischen Polymat-University of Basque Country forscht, erläutert, wie das Recycling von Plastik verbessert werden kann. Francesca Grisoni wird sich schließlich in ihrem Vortrag mit dem Potenzial bisher unentdeckter beziehungsweise noch nicht charakterisierter Stoffe befassen. Wir alle sind gespannt auf diese Erkenntnisse.