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Münster (upm/lp).
Das Foto zeigt Hannah Wantia von der Zentralen Studienberatung. Sie zeigt einem Schüler etwas in einem Heft.<address>© Uni MS - Linus Peikenkamp</address>
Bei der „Westfälischen Studienbörse“ in Lippstadt berät Hannah Wantia mit ihrem Kollegen Andre Beck Schüler, die kurz vor ihrem Abschluss stehen.
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„Außeneinsatz“ 2025, Teil 2: Studienberatung mit Rundumblick

Auf Messebesuch mit Hannah Wantia und Andre Beck von der Zentralen Studienberatung (ZSB)

Logo der Serie mit dem Schriftzug „Außeneinsatz“ und einer Figur, deren Bewegung stilisiert dargestellt ist.<address>© Uni MS - Linus Peikenkamp</address>
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Auch in den Semesterferien gibt es an der Universität Münster allerhand zu tun. Die Redakteurinnen und Redakteure der Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit nutzen die vorlesungsfreie Zeit, um das eigene Büro zu verlassen und im Außeneinsatz Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität bei ihrer Arbeit zu begleiten, die buchstäblich unterwegs sind.

Das Bild zeigt Andre Beck und Hannah Wantia. Sie tragen einen Tisch. Auf dem Tisch ist eine Tischdecke mit der Aufschrift: Zentrale Studienberatung.<address>© Uni MS - Linus Peikenkamp</address>
Bevor die Schülerinnen und Schüler kommen, bauen Hannah Wantia und Andre Beck den Messestand auf.
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Die sei nicht wirklich ihre Uhrzeit, erzählt Hannah Wantia, als sie um 6.15 Uhr morgens am York-Ring auf ihren Kollegen Andre Beck wartet. Gefrühstückt hat sie noch nicht. Üblicherweise betritt sie ihr Büro im Botanicum erst knapp drei Stunden später. Doch heute steht ein Termin außer der Reihe an: Die beiden Mitarbeiter der Zentralen Studienberatung (ZSB) vertreten die Universität Münster auf der „Westfälischen Studienbörse“ auf dem Universitätscampus in Lippstadt, an der sich Schülerinnen und Schüler aus dem Umland über Studienmöglichkeiten im Münsterland und in Ostwestfalen erkundigen. Als Andre Beck mit dem Auto vorfährt und seine Kollegin einsammelt, erklärt er – beinahe rechtfertigend für die frühe Uhrzeit –, dass er „lieber mit ausreichend Zeitpuffer“ losfahre. Nicht, dass es später beim Aufbau eng wird. Glücklicherweise habe er bereits gestern das Auto aus dem Uni-Fuhrpark abgeholt und eingeladen. Also dann: auf nach Lippstadt.

Hannah Wantia und Andre Beck sind pädagogische Fachkräfte und betreuen an der Universität vor allem die landesweite Initiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“, die den Übergang zwischen Schule und Ausbildung gezielt unterstützt. Messeauftritte wie heute sind für das Team daher keine Seltenheit. „Ich freue mich immer auf diese Termine“, erklärt Andre Beck. „Es tut gut, das Büro zu verlassen, sich zu bewegen und mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen.“ Ein angenehmer Ausgleich zum Büroalltag – auch, weil ihnen die Tätigkeit auf Messen am Herzen liegt. „Viele junge Menschen wissen noch nicht, was sie nach der Schule machen wollen“, erzählt Hannah Wantia, die vor ihrer Stelle bei der ZSB bereits im Jobcenter, in einem Altenheim und in der Erwachsenen- und Weiterbildung am Institut für Erziehungswissenschaft Beratungserfahrungen gesammelt hat. „Es ist ein gutes Gefühl, Menschen bei ihrer wahrscheinlich ersten wegweisenden Entscheidung im Leben zu unterstützen.“ Aus eigener Erfahrung wissen Hannah Wantia und Andre Beck, wie unsicher man sich am Ende der Schulzeit fühlen kann. „Selbst im Studium war ich unschlüssig. Erst habe ich auf Lehramt studiert, dann wollte ich einen wissenschaftlichen Weg einschlagen“, erzählt Andre Beck. „Vermutlich wäre ich selbst ein Fall für die Studienberatung gewesen.“

Das Foto zeigt Hannah Wantia und Andre Beck. Sie verteilen Broschüren auf dem Tisch.<address>© Uni MS - Linus Peikenkamp</address>
Die beiden verteilen Broschüren auf dem Tisch, ...
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Nach etwa 80 Minuten Fahrt steuert Andre Beck auf den Parkplatz der Hochschule Hamm-Lippstadt zu. „Osnabrück ist auch schon da“, sagt er, als er direkt neben einem Bulli der Universität Osnabrück parkt. Mit Rollups und Broschüren unterm Arm betreten der Studienberater und die Studienberaterin das erste Obergeschoss des Messegebäudes. Ihr Stand, Nummer 36, liegt zwischen denen der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe und der Polizei des Landes NRW. In Ruhe bauen sie die Rollups auf und verteilen die Infobroschüren auf dem Tisch. Die ersten Schülerinnen und Schüler kommen in frühestens 20 Minuten. Zeit für ein kurzes Pläuschchen mit den Kolleginnen der Katholischen Hochschule NRW (katho), die ein paar Meter weiter ihren Stand aufbauen. Andre Beck, der seit Herbst 2021 in der ZSB arbeitet, kennt bereits viele Gesichter. Hannah Wantia ist erst seit März vergangenen Jahres dabei. „Ich treffe viele neue Kolleginnen und Kollegen und freue mich immer, wenn ich jemanden wiedererkenne“, sagt die 30-Jährige.

Um 8.27 Uhr treffen die ersten Teilnehmenden am Stand der Universität Münster ein. „Drei Minuten zu früh“, sagt Andre Beck mit einem Augenzwinkern und fragt sogleich: „Wie kann ich euch weiterhelfen?“ Kurz danach strömen Dutzende weitere Schülerinnen und Schüler in das Gebäude und erkunden das vielfältige Messeangebot. Auch der Stand der ZSB ist nach kurzer Zeit gut besucht. Hannah Wantia und Andre Beck lassen sich vom Getümmel nicht aus der Ruhe bringen. Geduldig beantworten sie die vielen Fragen. Eine Interessierte möchte wissen, was der Unterschied zwischen Ein- und Zwei-Fach-Bachelor ist, eine weitere Schülerin interessiert sich für Sportpsychologie, ein Schüler möchte Medizin studieren, hat aber Sorge, dass sein Abiturschnitt nicht ausreicht. Andre Beck erklärt die Grundlagen des Bewerbungsverfahrens, das bundesweit von anderen Studiengängen abweicht und daher häufig Fragen aufwerfe. Dann verweist er auf die Möglichkeit, mit einem „Freiwilligen Sozialen Jahr“ eine Chance auf zusätzliche Bewerbungspunkte zu bekommen und den Test für medizinische Studiengänge (TMS), der den Notenschnitt aufwerten kann. Zudem bietet er an, einen Termin bei der ZSB zu vereinbaren, um die Fragen und Anforderungen in Ruhe zu besprechen. „Einige Anliegen sind für eine Kurzberatung auf einer Messe zu umfangreich“, erklärt der Studienberater. „Daher regen wir häufig an, Termine bei uns zu vereinbaren.“ Der Schüler bedankt sich und geht einen Stand weiter. Für den Berater bleibt Zeit für einen Schluck Wasser, die nächste Schülerin steht schon bereit.

Das Bild zeigt Hannah Wantia und Andre Beck. Sie stehen vor dem Tisch und erklären etwa acht Schülern etwas.<address>© Uni MS - Linus Peikenkamp</address>
... dann kommen auch schon die ersten Schülerinnen und Schüler.
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Besonders eindrücklich ist der große Rundumblick, den Hannah Wantia und Andre Beck über die Studienmöglichkeiten haben. „Wir können über jeden der über 280 Studiengänge der Universität zumindest die grundlegenden Voraussetzungen und Inhalte vermitteln“, betont Hannah Wantia. Gleichwohl betreffen mindestens 90 Prozent der Fragen die größeren Studiengänge, also Medizin, BWL, Psychologie, Jura und das Lehramt. Ob sie gewisse Tipps häufiger geben? Definitiv. „Oft empfehle ich, Praktika in den jeweiligen Interessensbereichen zu machen“, erklärt Andre Beck. „Gleichzeitig ist es wichtig, sich das Modulhandbuch des Studiengangs anzusehen. Viele Studierende sind überrascht, wenn sie während des Studiums Module absolvieren müssen, die sie nicht interessieren.“

Ein breites Wissen brauchen die beiden aber auch, wenn sie nicht gerade auf Messen unterwegs sind. „Eine besondere Herausforderung in unserem Job besteht darin, mit vielen verschiedenen Anliegen und Emotionen spontan umzugehen“, erklärt Hannah Wantia mit Blick auf die etwa fünf bis sieben Beratungstermine mit Studieninteressierten und Studierenden, die die Beschäftigten der ZSB am Tag wahrnehmen. Die Ratsuchenden kämen etwa mit Studienzweifeln, Unzufriedenheiten im Studium und Ratlosigkeit bei der Studienwahl auf die ZSB zu, mitunter fließen in den Gesprächen Tränen. Sich auf jeden Gesprächspartner neu einzustellen, sei keine einfache Aufgabe – mache aber gleichzeitig den Reiz und die Abwechslung des Jobs aus, betont die Studienberaterin.

© Uni MS - Linus Peikenkamp"> Das Bild zeigt Andre Beck. Er spricht mit zwei Schülerinnen.<address>© Uni MS - Linus Peikenkamp</address>
Besonders häufig beantwortet Studienberater Andre Beck Fragen zu den „großen" Studiengängen: Medizin, BWL, Psychologie, Jura und Lehramt.
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Eines sei ihrem Kollegen und ihr besonders wichtig: Sie haben in erster Linie eine beratende Funktion und machen keine Werbung für die Universität. „Wir wollen den Schülerinnen und Schülern kein Studium andrehen“, betont Andre Beck. So kommt es auch an diesem Tag dazu, dass die Studienberater mitunter auf andere Hochschulen verweisen – etwa auf die Fachhochschule Münster, wenn sich junge Menschen zum Beispiel für Architektur oder ingenieurwissenschaftliche Studiengänge interessieren.

Nach einer knappen Stunde ist der erste Schwung an Interessierten weitergezogen. Es ist Zeit für ein kleines Frühstück. Während Hannah Wantia ihre Brotdose auspackt, geht Andre Beck zum Auto und holt weitere Studienwahlbroschüren. Die etwa 100 Hefte, die sie anfangs auf dem Tisch verteilt hatten, sind nahezu alle vergriffen. „Einen derart großen Andrang erleben wir selten“, freut sich Andre Beck. Doch im weiteren Verlauf des Tages wird es etwas ruhiger. Hin und wieder kommen Interessierte vorbei und informieren sich über Studiengänge. In einer ruhigen Minute kommen zwei Kolleginnen aus Soest vorbei und laden die münstersche ZSB zu einer weiteren Berufs- und Studienbörse ein. „Diese Einladungen nehmen wir in der Regel an“, erklärt Andre Beck, „solange es zeitlich und inhaltlich passt.“

Das Foto zeigt Andre Beck. Er zeigt auf eine elektronische Tafel und erklärt etwas. Die Tafel zeigt eine Ansicht der Website der Universität Münster.<address>© Uni MS - Linus Peikenkamp</address>
In einem 30-minütigen Vortrag erklärt Andre Beck, wo man auf der Website der Universität Münster wichtige Informationen zum Studium findet.
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Um 11.15 Uhr geht es zu einem kurzen Sondertermin. Neben den Messeständen hat jede Universität die Möglichkeit, die Studienmöglichkeiten an der jeweiligen Uni in einem 30-minütigen Vortrag vorzustellen. Während Hannah Wantia den Messestand betreut, geht Andre Beck mit seinem Laptop ein Stockwerk tiefer in den Seminarraum, in dem der Vortrag stattfinden soll. „Ich versuch´s möglichst kurzzuhalten“, sagt der 44-Jährige. In der halben Stunde zeigt er zunächst einen kurzen Imagefilm der Universität und erläutert dann, wie sich alle Interessierten mithilfe des Online-Studienführers der ZSB bei der Recherche zurechtfinden können, in welchen Fachbereichen man an der Universität studieren kann und wie das Bewerbungsverfahren über die Plattform „Hochschulstart“ abläuft. Anschließend beantwortet er die Fragen der Schüler, dann geht es zurück zum Messestand.

Als er zurückkehrt, bauen die Ersten ihre Stände bereits ab. Nach dem anfänglichen „Ansturm“ ist es deutlich ruhiger geworden, viele Schülerinnen und Schüler folgen den Vorträgen oder sind bereits beim Mittagessen. Ohnehin war die Anzahl der Gäste aufgrund des fehlenden Abiturjahrgangs 2026 etwas geringer als in den Vorjahren. Hannah Wantia und Andre Beck warten noch einige Minuten, bevor auch sie zusammenpacken. Schnell alles ins Auto laden, mit den Kolleginnen der katho eine Currywurst in der Mensa essen, dann geht es zurück nach Münster. Die Materialien müssen sie zunächst nicht zurück ins Botanicum bringen, denn schon in ein paar Tagen steht der nächste Schulbesuch an. Und nach Feierabend? Neben verschiedenen sportlichen Aktivitäten teilen Hannah Wantia und Andre Beck ein Hobby: Nach der Arbeit entspannen sie gerne gemeinsam an der Spielekonsole, vorzugsweise bei Abenteuerspielen aus dem Fantasy-Genre. Die beiden sind im wahrsten Sinne des Wortes ein eingespieltes Team – an der Spielekonsole, vor allem aber in der Beratung.

Autor: Linus Peikenkamp

 

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