
„Außeneinsatz“ 2025, Teil 2: Studienberatung mit Rundumblick
Hannah Wantia und Andre Beck sind pädagogische Fachkräfte und betreuen an der Universität vor allem die landesweite Initiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“, die den Übergang zwischen Schule und Ausbildung gezielt unterstützt. Messeauftritte wie heute sind für das Team daher keine Seltenheit. „Ich freue mich immer auf diese Termine“, erklärt Andre Beck. „Es tut gut, das Büro zu verlassen, sich zu bewegen und mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen.“ Ein angenehmer Ausgleich zum Büroalltag – auch, weil ihnen die Tätigkeit auf Messen am Herzen liegt. „Viele junge Menschen wissen noch nicht, was sie nach der Schule machen wollen“, erzählt Hannah Wantia, die vor ihrer Stelle bei der ZSB bereits im Jobcenter, in einem Altenheim und in der Erwachsenen- und Weiterbildung am Institut für Erziehungswissenschaft Beratungserfahrungen gesammelt hat. „Es ist ein gutes Gefühl, Menschen bei ihrer wahrscheinlich ersten wegweisenden Entscheidung im Leben zu unterstützen.“ Aus eigener Erfahrung wissen Hannah Wantia und Andre Beck, wie unsicher man sich am Ende der Schulzeit fühlen kann. „Selbst im Studium war ich unschlüssig. Erst habe ich auf Lehramt studiert, dann wollte ich einen wissenschaftlichen Weg einschlagen“, erzählt Andre Beck. „Vermutlich wäre ich selbst ein Fall für die Studienberatung gewesen.“
Um 8.27 Uhr treffen die ersten Teilnehmenden am Stand der Universität Münster ein. „Drei Minuten zu früh“, sagt Andre Beck mit einem Augenzwinkern und fragt sogleich: „Wie kann ich euch weiterhelfen?“ Kurz danach strömen Dutzende weitere Schülerinnen und Schüler in das Gebäude und erkunden das vielfältige Messeangebot. Auch der Stand der ZSB ist nach kurzer Zeit gut besucht. Hannah Wantia und Andre Beck lassen sich vom Getümmel nicht aus der Ruhe bringen. Geduldig beantworten sie die vielen Fragen. Eine Interessierte möchte wissen, was der Unterschied zwischen Ein- und Zwei-Fach-Bachelor ist, eine weitere Schülerin interessiert sich für Sportpsychologie, ein Schüler möchte Medizin studieren, hat aber Sorge, dass sein Abiturschnitt nicht ausreicht. Andre Beck erklärt die Grundlagen des Bewerbungsverfahrens, das bundesweit von anderen Studiengängen abweicht und daher häufig Fragen aufwerfe. Dann verweist er auf die Möglichkeit, mit einem „Freiwilligen Sozialen Jahr“ eine Chance auf zusätzliche Bewerbungspunkte zu bekommen und den Test für medizinische Studiengänge (TMS), der den Notenschnitt aufwerten kann. Zudem bietet er an, einen Termin bei der ZSB zu vereinbaren, um die Fragen und Anforderungen in Ruhe zu besprechen. „Einige Anliegen sind für eine Kurzberatung auf einer Messe zu umfangreich“, erklärt der Studienberater. „Daher regen wir häufig an, Termine bei uns zu vereinbaren.“ Der Schüler bedankt sich und geht einen Stand weiter. Für den Berater bleibt Zeit für einen Schluck Wasser, die nächste Schülerin steht schon bereit.
Ein breites Wissen brauchen die beiden aber auch, wenn sie nicht gerade auf Messen unterwegs sind. „Eine besondere Herausforderung in unserem Job besteht darin, mit vielen verschiedenen Anliegen und Emotionen spontan umzugehen“, erklärt Hannah Wantia mit Blick auf die etwa fünf bis sieben Beratungstermine mit Studieninteressierten und Studierenden, die die Beschäftigten der ZSB am Tag wahrnehmen. Die Ratsuchenden kämen etwa mit Studienzweifeln, Unzufriedenheiten im Studium und Ratlosigkeit bei der Studienwahl auf die ZSB zu, mitunter fließen in den Gesprächen Tränen. Sich auf jeden Gesprächspartner neu einzustellen, sei keine einfache Aufgabe – mache aber gleichzeitig den Reiz und die Abwechslung des Jobs aus, betont die Studienberaterin.
Nach einer knappen Stunde ist der erste Schwung an Interessierten weitergezogen. Es ist Zeit für ein kleines Frühstück. Während Hannah Wantia ihre Brotdose auspackt, geht Andre Beck zum Auto und holt weitere Studienwahlbroschüren. Die etwa 100 Hefte, die sie anfangs auf dem Tisch verteilt hatten, sind nahezu alle vergriffen. „Einen derart großen Andrang erleben wir selten“, freut sich Andre Beck. Doch im weiteren Verlauf des Tages wird es etwas ruhiger. Hin und wieder kommen Interessierte vorbei und informieren sich über Studiengänge. In einer ruhigen Minute kommen zwei Kolleginnen aus Soest vorbei und laden die münstersche ZSB zu einer weiteren Berufs- und Studienbörse ein. „Diese Einladungen nehmen wir in der Regel an“, erklärt Andre Beck, „solange es zeitlich und inhaltlich passt.“
Als er zurückkehrt, bauen die Ersten ihre Stände bereits ab. Nach dem anfänglichen „Ansturm“ ist es deutlich ruhiger geworden, viele Schülerinnen und Schüler folgen den Vorträgen oder sind bereits beim Mittagessen. Ohnehin war die Anzahl der Gäste aufgrund des fehlenden Abiturjahrgangs 2026 etwas geringer als in den Vorjahren. Hannah Wantia und Andre Beck warten noch einige Minuten, bevor auch sie zusammenpacken. Schnell alles ins Auto laden, mit den Kolleginnen der katho eine Currywurst in der Mensa essen, dann geht es zurück nach Münster. Die Materialien müssen sie zunächst nicht zurück ins Botanicum bringen, denn schon in ein paar Tagen steht der nächste Schulbesuch an. Und nach Feierabend? Neben verschiedenen sportlichen Aktivitäten teilen Hannah Wantia und Andre Beck ein Hobby: Nach der Arbeit entspannen sie gerne gemeinsam an der Spielekonsole, vorzugsweise bei Abenteuerspielen aus dem Fantasy-Genre. Die beiden sind im wahrsten Sinne des Wortes ein eingespieltes Team – an der Spielekonsole, vor allem aber in der Beratung.
Autor: Linus Peikenkamp