Netzwerk bietet Unterstützung bei ERC-Anträgen
In vielen Fällen trägt eine finanzielle Unterstützung durch die Europäische Union erheblich zur Qualität und zum Umfang wissenschaftlicher Projekte bei. Der Antragsprozess erscheint jedoch vielen insbesondere bei Anträgen für „Grants“ des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) als Herausforderung. Daher bietet die Universität Münster ab November zum dritten Mal das „EU Mentoring Network“ an, bei dem ein 14-köpfiges Beratungsteam Forscherinnen und Forscher unterstützt. „Wir möchten den Antragsstellerinnen und -stellern die erforderlichen Werkzeuge an die Hand geben, um ihre Erfolgschancen bestmöglich zu erhöhen“, betont Prof. Dr. Ryan Gilmour, der das Programm mit der Prorektorin für Forschung, Prof. Dr. Monika Stoll, gründete und seitdem Vorsitzender des Netzwerks ist. Alle Interessierten können sich ab sofort mit einer konkreten Idee beim Zukunftslabor für die nächste Kohorte bewerben.
Im Vergleich zu nationalen Fördermitteln wie beispielsweise Sachmittelanträgen über die Deutsche Forschungsgemeinschaft bewegen sich ERC-Grants in einer anderen Größenordnung: Sie laufen über fünf Jahre und sind wesentlich höher dotiert – ein Starting Grant bringt im Optimalfall 1,5 Millionen Euro in die Forschungskasse. „Dieses Geld gibt den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern enorme Freiheit, eine Fragestellung intensiver zu bearbeiten“, unterstreicht Mentor und Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Thorsten Quandt. Ryan Gilmour ergänzt: „Sie stärken den Ruf der Universität auf internationaler Bühne und bereichern den Lebenslauf jeder Forscherin und jedes Forschers.“ Der Nachteil: Die Konkurrenz, die um die begehrten ERC-Förderungen kämpft, ist stärker als bei nationalen Ausschreibungen. Oft liegt die Erfolgsquote bei nur rund zehn Prozent. „Dennoch bin ich davon überzeugt, dass mit Herzblut durchgeführte Projekte, die vom Normalprogramm der Forschung abweichen, beim ERC eine gute Chance haben“, fügt Thorsten Quandt, der im Juni einen Advanced Grant zugesprochen bekam, hinzu.
Das Programm sieht vor, dass Personen, die mit ihren Anträgen Erfolg hatten, Interessierte von der Ausformulierung des Forschungsvorhabens bis hin zur Vorbereitung auf das Auswahlinterview begleiten. „Wir wollen unsere Erfahrungen weitergeben und dazu motivieren, den aufwändigen Antragsprozess durchzuziehen“, betont Thorsten Quandt, der acht Jahre lang dem Bewertungsgremium der Consolidator Grants angehörte. Im Rahmen des Mentoringprogramms bietet auch die „European Research Services GmbH“ (ERS) jährlich mehrere unterstützende Schulungen an.
Dr. Line Næsborg, Gruppenleiterin am Organisch-Chemischen Institut, ist Mentee in der aktuellen „Class of 2025“. „Meine größte Herausforderung besteht darin, genügend Zeit am Stück für das Schreiben der Bewerbung zu finden“, betont die zweifache Mutter. „Das Netzwerk hilft, indem es strukturierte, erreichbare Ziele vorgibt und Feedback zu einer Antragsidee gibt.“ Die Chemikerin wird voraussichtlich Ende dieses Jahres einen ERC-Antrag stellen.
Bewerbung:
Die Bewerbung für die „Class of 2026“ ist ab sofort bis zum 1. September für alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Karrierestufen R2 und R3 möglich. Die Bewerberinnen und Bewerber sollten bereits eine konkrete Antragsidee haben. Alle Infos zum Bewerbungsverfahren finden Sie online.
Autor: Linus Peikenkamp
Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 5, 16. Juli 2025.