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Münster (upm/ap).
Blick auf die neue Kälteanlage im Heizkraftwerk.<address>© Uni MS - Johannes Wulf</address>
Die neue Kälteanlage des Heizkraftwerks verbessert die Energiebilanz der Universität Münster deutlich.
© Uni MS - Johannes Wulf

So spart die Uni Energie

Austausch von Lampen, neue Kälteanlagen, Jobräder: Klimaneutralität als Ziel

Mit einem Anteil von knapp 30 Prozent war der Energieverbrauch 2024 der größte Posten der Treibhausgasemissionen in Deutschland. So wundert es nicht, dass das Thema Energiesparen im Klimaschutzmanagement der Universität Münster eine zentrale Rolle spielt. „Es ist natürlich am besten, wenn Energie gar nicht erst verbraucht wird“, betont die Klimaschutzmanagerin der Universität, Dr. Leandra Praetzel. „Das zweite wichtige Ziel besteht darin, die Energie möglichst effizient zu nutzen.“ Die größte Herausforderung liege dabei in der Gebäudestruktur, erläutert ihr Kollege David Berger. „Die Universität nutzt rund 200 Gebäude, von denen einige schon älter und sanierungsbedürftig sind. Viel Wärme geht daher durch die Gebäudehülle verloren.“ Gerade vor diesem Hintergrund setzt die Universität auf moderne Technik, um dem Ziel der Klimaneutralität im Sinne der von der Bundesregierung geförderten nationalen Klimaschutzinitiative möglichst schnell möglichst nahezukommen.

Ein Meilenstein auf diesem Weg sind die neue Kälteanlagen im Heizkraftwerk, die im vergangenen Jahr in Betrieb genommen wurden. Das dort erzeugte sechs Grad kalte Wasser kühlt unter anderem die Serverräume. Da die Sommermonate immer wärmer werden, wird die Kälteerzeugung in der Energieerzeugung des Kraftwerks immer wichtiger. „Wir erzeugen jedoch keine Kälte, sondern wir entziehen Wärme“, korrigiert Heiko Blum. „Dazu wird Kältemittel in einem geschlossenen Kreislauf abwechselnd verflüssigt und verdampft“, erläutert der Leiter des Heizkraftwerks. „Dem Wasser wird die Wärme entzogen und abgekühlt.“ Damit sei Kälte die teuerste Form der Energieerzeugung. Umso beeindruckender ist die Effizienz der neuen Anlage. Beim Vorgängermodell sei etwa die Hälfte der eingespeisten Energie verpufft. „Jetzt können wir aus einer Kilowattstunde bis zu acht Kilowattstunden Kälte gewinnen. Das ist das leistungsstärkste Modell auf dem Markt“, betont Heiko Blum. Das Kraftwerk sei der größte Hebel in puncto Energiesparen, an zweiter Stelle stehe das Versorgungsnetz, an dritter die einzelnen Gebäude. Daher arbeiten im Gebäudemanagement-Dezernat viele Expertinnen und Experten engmaschig zusammen.

„In den vergangenen zwei Jahren haben wir mindestens 26.000 Leuchten im Wert von zwölf Millionen Euro ausgewechselt“, berichtet Mustafa Caliskan, der für die elektrische Ausstattung zuständig ist. Die laufende Umrüstung auf LED-Beleuchtung ist eine Folge des Leuchtmittelverbots, das 2021 in Kraft trat und 2023 verschärft wurde. Seitdem dürfen bestimmte Leuchtstoffröhren oder Halogenlampen nicht mehr verkauft werden. Insgesamt leuchtet es an etwa 100.000 bis 150.000 Stellen an der Universität; mit der Umrüstung sinkt deren Energiebedarf um rund 50 Prozent.

Energiemanagerin Julia Strietholt ist zudem intensiv mit der Zertifizierung eines Rechenzentrums beschäftigt, die bis zum Jahresende abgeschlossen sein soll. Auch hier lautet das Ziel: möglichst viel Energie einsparen und damit die Emissionen von Treibhausgasen reduzieren. „Die Erkenntnisse aus diesem Projekt werden im Anschluss flächendeckend an der Universität eingeführt“, gibt Julia Strietholt einen Ausblick. „Dank der neuen Kälteanlage konnten wir den Effizienzkennwert vom Rechenzentrum von 1,55 auf circa 1,25 verbessern. Gesetzlich gefordert ist eine Mindesteffizienz bis 2030 von 1,3. Somit sind wir schon fünf Jahre vor der Frist unterhalb des geforderten Wertes.“

Das Klimaschutzmanagement-Team treibt neben strukturellen Veränderungen die Frage um, wie man energieeffizientes individuelles Verhalten fördern kann. Ein Beispiel dafür ist der Pendelverkehr. „Wir müssen Anreize schaffen und beispielsweise Jobräder, genug Fahrradstellplätze und E-Ladesäulen anbieten“, sagt Leandra Praetzel. Bei der Entwicklung konkreter Maßnahmen würden stets drei Aspekte berücksichtigt: Umsetzbarkeit, Akzeptanz und die größtmögliche CO₂-Einsparung. „Es kann auch Initiativen geben, die nicht so viel Ersparnis bringen, aber auf breite Akzeptanz stoßen und dadurch eine große Wirkung haben. Was zählt, ist die Gesamtbilanz“, erläutert David Berger. Das Team arbeitet derzeit an einem uniweiten Klimaschutzkonzept, im nächsten Jahr ist das erste Pilotprojekt geplant.

Autorin: Anke Poppen

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 4, 12. Juni 2025.

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