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Münster (upm/jh).
Auf dem Gruppenfoto sind fünf junge Menschen zu sehen, vier Frauen und einen Mann, im Schlossgarten vor der Kulisse des Schlosses. Sie tragen helle Oberteile und dunkle Hosen und schauen in die Kamera.<address>© campus relations/Julian Wortmann</address>
Zum aktuellen Vorstand von „campus relations“ gehören (v. l.): Nele Leopold, Lani Blieffert, Kai Naumann, Lena Hallermeyer und Kora Meise.
© campus relations/Julian Wortmann

Über den eigenen Horizont hinaus

Die Studierendeninitiative „campus relations“ verbindet seit 30 Jahren universitäre Theorie mit beruflicher Praxis

Thinking outside the box – dieses Leitmotiv ist bei „campus relations e. V.” Programm. Seit 30 Jahren ist die Studierendeninitiative für Public Relations (PR) an der Universität Münster ein Musterbeispiel dafür, wie studentisches Engagement die Lücke zwischen universitärer Theorie und beruflicher Praxis schließen kann. 1995 als „PR-Forum“ am Institut für Kommunikationswissenschaft entstanden, hat sich die Hochschulgruppe seither stetig weiterentwickelt. Inzwischen zählt der Verein mehr als 40 aktive Mitglieder, die gemäß dem Motto über den eigenen Horizont hinausblicken, innovative Konzepte erarbeiten und damit die Weichen für ihre berufliche Zukunft stellen.

„Das kommunikationswissenschaftliche Studium ist stark auf theoretische Inhalte fokussiert. Deshalb war es uns ein Anliegen, einen höheren Praxisbezug herzustellen“, erinnert sich Tobias Pöschl. Als Gründungsvorstand war er 2003 maßgeblich daran beteiligt, dass aus der informellen Initiative ein eingetragener Verein wurde. Im „PR-Forum“ organisierten die Studierenden zunächst vor allem Vorträge. Mit der Umbenennung in „campus relations“ stellte sich die Gruppe 1999 breiter auf: Hinzu kamen Workshops, Exkursionen und PR-Projekte mit Unternehmen. „Dass der Verein so groß wird und so lange Bestand hat, hätten wir nie gedacht“, meint Tobias Pöschl.

Für Nele Leopold, Lena Hallermeyer und Kai Naumann bietet „campus relations“ vor allem die Möglichkeit, sich mit Studierenden aus verschiedenen Semestern zu vernetzen, neue Perspektiven zu entdecken und Berufserfahrungen zu sammeln. Alle drei studieren Kommunikationswissenschaft im Bachelor und engagieren sich derzeit im Vorstand – mit unterschiedlichen Schwerpunkten. „Vieles ist Learning by Doing“, sagt Kai Naumann. „Alle können sich kreativ ausprobieren und schauen, ob PR das passende Berufsfeld für sie ist“, ergänzt Lena Hallermeyer.

Innerhalb des Vereins gibt es verschiedene Teams, die sich während des Semesters zum wöchentlichen Austausch treffen. In diesem Semester arbeitet „campus relations“ mit mehreren externen Partnern zusammen, zum Beispiel der Provinzial und dem münsterschen Möbel-Start-Up eudemia. Zudem gibt es pro Semester zwei interne Projekte. Dabei ist ein Team für die Planung der vereinseigenen Karriere- und Netzwerkmesse „create imPRessions“ zuständig, ein weiteres kümmert sich um die externe Kommunikation über Social Media und die Website. Regelmäßig kommen alle im großen Plenum zusammen. Gleich ob erfahrener Hase oder Neuling – alle können sich mit Ideen einbringen, betonen die drei Vorstandsmitglieder. In erster Linie richtet sich die Hochschulgruppe an Studierende der Kommunikationswissenschaft, es seien aber auch Studierende anderer Fachrichtungen willkommen. Bei Bedarf stehen die Professorinnen und Professoren des Instituts beratend zur Seite.

Die Zusammenarbeit mit Firmen, Vereinen oder Organisationen aus dem Umland dauert meist ein Semester. Mit den Partnern entwickeln und überarbeiten die Studierenden deren PR-Konzepte und Kommunikationskampagnen – eine Win-win-Situation für beide Seiten. „Die Unternehmen profitieren von einem jungen, engagierten und fachlich versierten Team mit frischen Perspektiven. Für uns sind es wertvolle Netzwerkmöglichkeiten und Praxiserfahrungen“, betont Kai Naumann.

Höhepunkt der Vereinsarbeit ist die jährliche Messe „create imPRessions“, die Studierenden aller Fächer Gelegenheit gibt, sich mit aktuellen Themen der Öffentlichkeitsarbeit zu beschäftigen und mit Fachleuten der Branche in Kontakt zu treten. Unternehmen können durch ihre Teilnahme Nachwuchstalente kennenlernen und für ihre Vorhaben gewinnen. „Die Workshops und das Business-Speeddating sind besonders beliebt“, berichtet Nele Leopold. Die nächste Messe findet am 14. Juni unter dem Motto „PRovoke – Mut zum Diskurs“ im Schloss Münster statt.

Rückblickend habe er durch sein Engagement bei „campus relations“ vor allem Selbstorganisation und Zeitmanagement gelernt, sagt Tobias Pöschl, der seit vielen Jahren als PR-Experte bei einem großen Konzern in Bochum arbeitet und ehrenamtlich Kommunikationsworkshops für Vereine anbietet. „Für mich war die Zeit bei ‚campus relations‘ eine der prägendsten Erfahrungen meines Studiums. Auf kleinem Level kann man hier Dinge ausprobieren, die Branche erkunden und sogar eigene Kampagnen entwickeln. In einem herkömmlichen Praktikum würde man solch eine Verantwortung wahrscheinlich nicht übernehmen.“

Für Nele Leopold ist die Vereinsarbeit „die perfekte Ergänzung zum Studium“. Manche hätten durch die Projekte bereits Angebote für Praktika oder Jobs erhalten. „Dabei muss man auch mal ins kalte Wasser springen“, unterstreicht sie. Obwohl die Arbeit zuweilen sehr zeitintensiv sei, komme der Spaß nie zu kurz. Das bestätigt auch Kai Naumann: „Das Beste ist die Zusammenarbeit im Team, und dass man nebenbei etwas für den Berufseinstieg und den Lebenslauf tut.“ Auf diese Weise tragen die Mitglieder auch nach drei Jahrzehnten dem Gedanken der Vereinsgründung Rechnung, indem sie mit innovativen Ansätzen die Berufswelt ins Studium integrieren.

Autorin: Julia Harth

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 4, 12. Juni 2025.

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