
„Das angstfreie Lernen ist eines der wichtigsten Anliegen“
Prof. Dr. Fabian Wittreck ist akademischer Leiter des „unirep“. Im Interview mit André Bednarz erklärt er, warum sich die Fakultät so viel Mühe mit dem eigenen Repetitorium macht, ob sich das lohnt und was die Vorzüge im Vergleich zu kommerziellen Angeboten sind.
Warum bieten Sie den Studierenden Ihrer Fakultät das „unirep“ an?
Weil an der Fakultät Konsens darüber herrscht, dass eine angemessene Vorbereitung unserer Studierenden auf die Abschlussprüfung zu unseren selbstverständlichen Kernaufgaben zählt und nicht an ,Private‘ delegiert werden kann und darf.
Ist es in Deutschland Standard, dass juristische Fakultäten Repetitorien organisieren?
Ganz ohne Angebot kommt praktisch keine Fakultät mehr aus, wobei Umfang und Qualität stark schwanken. Das münstersche Angebot dürfte in den Präsenzkursen wie mit den auf der E-Learningplattform ,unirep-online‘ bereitgestellten Materialien in dieser Form bundesweit das umfangreichste und auch qualitativ anspruchsvollste sein.
Lohnt sich für Ihre Fakultät dieser Aufwand, den sich Privatunternehmen gut bezahlen lassen?
Unbedingt. Der herausragende Ruf des ,unirep‘ ist ein häufiges Argument für Studierende, nach der Zwischenprüfung von anderen Studienorten nach Münster zu wechseln. Und die Examensvorbereitung gehört schlicht zu unserer Verantwortung.
Sicher nicht. Dabei ist uns wichtig, dass wir unser universitäres Projekt nicht besser machen, indem wir das Angebot der ,Privaten‘ schlechtreden. Vielmehr haben wir seit 2008 unsere Prozesse wie Publikationsformen so professionalisiert, dass das ,unirep‘ als kleines ,Privatunternehmen in einer Behörde‘ gelten kann. Einen echten Vorteil haben wir dahingehend, dass wir bei der Zusammenstellung unseres Lehrkörpers unmittelbar auf praktische Prüfungserfahrung zurückgreifen können. Umgekehrt können wir im ,unirep‘ nicht den Service leisten, den sich die Privaten besonders teuer bezahlen lassen: Das Lernen in der sogenannten Kleingruppe – Preisschild circa 250 Euro pro Monat – können wir mit Blick auf unsere Ressourcen nicht abbilden. Dafür ist unser Angebot für die Studierenden komplett kostenlos.
Wie kommt das „unirep“ bei den Studierenden an?
Der Grundton der Rückmeldungen ist positiv und von großer Dankbarkeit geprägt. Die Studierenden wissen es zu schätzen, dass viel Mühe in das Angebot fließt und wir auf sachliche Kritik und Verbesserungsvorschläge zügig reagieren.
Auf Ihrer Website legen Sie offen: ‚Die Fakultät kann Ihnen zwar optimale Bedingungen für einen guten Abschluss Ihrer Ausbildung zur Verfügung stellen – die damit verbundenen Mühen auf sich nehmen müssen Sie jedoch selbst.‘ Was genau bedeutet das?
Hier reden wir über einen abgestuften Prozess. Manches passiert in der großen Gruppe im Hörsaal oder im Seminarraum, manches in der kleineren Lerngruppe, deren Gründung wir dringend empfehlen und unterstützen. Es bleibt aber ein Rest, der letztlich allein in der ,Bib‘ oder am heimischen Schreibtisch (oder per Podcast beim Joggen um den Aasee) verinnerlicht werden muss. Hier ist ,Jura‘ besonders anspruchsvoll, weil der Stoff des gesamten Studiums in einer einzigen Prüfung abgefragt wird, was Überforderungsängste auslöst. Deshalb ist das angstfreie Lernen eines der wichtigsten Anliegen des ,unirep‘: Wir setzen nicht auf immer noch mehr ,Stoff‘, sondern auf die Reduktion auf das Wesentliche und die Vermittlung von Lösungstechniken an der Stelle der Reproduktion von möglichst vielen vorgefertigten Lösungen.
Hintergrund: Das „unirep“
Das universitätseigene Repetitorium gibt es seit den 1980er-Jahren und wurde 2008 im Rahmen einer Landesförderung neukonzipiert, maßgeblich von Volker Reuschenbach, seit vielen Jahren Koordinator des Angebots. Es bietet den münsterschen Studierenden ein umfangreiches Angebot, mit dem sie den Pflichtstoff für das erste Staatsexamen wiederholen können. Das auf eine zwölfmonatige Teilnahme angelegte „Rep“ besteht aus einem Examens- und einem Klausurenkurs, einer Reihe zu aktueller höchstrichterlicher Rechtsprechung, einem Kurs zur Vorbereitung auf die mündliche Prüfung und einer AG. Außerdem bietet die Plattform unirep-online.de den Studierenden, auch denen unteren Semesters, Zugriff auf eine Vielzahl von Skripten, Klausuren, Lösungen, Videos und mehr. Der Einstieg ins „unirep“ ist zu jedem Zeitpunkt im Jahr möglich, die Teilnahme kostenfrei.
Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 1, 29. Januar 2025.