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Münster (upm/ch).
Metallhaltige Verbindungen spielen in der bioanorganischen Chemie eine zentrale Rolle. Ein Beispiel ist der grüne Pflanzenfarbstoff Chlorophyll, der für die Photosynthese nötig ist. Auch in der Krebstherapie werden häufig metallhaltige Wirkstoffe eingesetzt.<address>© adobe.com - Igor</address>
Metallhaltige Verbindungen spielen in der bioanorganischen Chemie eine zentrale Rolle. Ein Beispiel ist der grüne Pflanzenfarbstoff Chlorophyll, der für die Photosynthese nötig ist. Auch in der Krebstherapie werden häufig metallhaltige Wirkstoffe eingesetzt.
© adobe.com - Igor

Universität Münster ist Gastgeberin der Chemie-Tagung „EuroBIC“

Erstmals seit 20 Jahren ist die größte europäische Konferenz zur bioanorganischen Chemie wieder in Deutschland

Die Universität Münster ist vom 25. bis 29. August Gastgeberin der 17. europäischen „Biological Inorganic Chemistry Conference“ (EuroBIC). Die EuroBIC ist die größte europäische Tagung auf dem Gebiet der bioanorganischen Chemie. Sie findet alle zwei Jahre statt, ist in diesem Jahr erstmals seit 20 Jahren wieder in Deutschland und zum ersten Mal in Münster. Mehr als 420 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 38 Ländern haben sich angemeldet. Prof. Dr. Jens Müller und sein Team am Institut für Anorganische und Analytische Chemie organisieren die Konferenz mit Unterstützung zweier Arbeitsgruppen der Ruhr-Universität Bochum und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Im Gespräch mit Christina Hoppenbrock schildert Jens Müller, wie die bioanorganische Chemie etwa bei der Bekämpfung von Krebs und der Energiegewinnung helfen kann.

 

Prof. Dr. Jens Müller leitet die Arbeitsgruppe "Bioinorganic Chemistry" am Institut für Anorganische und Analytische Chemie.<address>© Linus Müller</address>
Prof. Dr. Jens Müller leitet die Arbeitsgruppe "Bioinorganic Chemistry" am Institut für Anorganische und Analytische Chemie.
© Linus Müller
Die Entwicklung von Krebsmedikamenten und eine nachhaltige Energieumwandlung gehören zu den Themen der EuroBIC. Was hat beides miteinander zu tun?

Die Gemeinsamkeit ist die Anwesenheit von Metallen in der Biosphäre.

Was bedeutet das konkret?

Die bioanorganische Chemie beschäftigt sich mit der Rolle von Metallen in der belebten Natur. Auf den ersten Blick ist das ein Widerspruch, weil Metalle anorganisch sind und unser Leben kohlenstoffbasiert ist, also auf organischen Verbindungen beruht. Aber der Sauerstofftransport im Blut ist beispielsweise ohne Eisen nicht möglich. Ein anderes Beispiel ist das Chlorophyll in den Blättern von Pflanzen, das für die Photosynthese unerlässlich ist. Es enthält das Metall Magnesium.

Aber auch synthetische metallhaltige Verbindungen spielen eine Rolle …

Richtig. Beispielsweise geht es bei der Entwicklung von Krebsmedikamenten nicht um existierende biologische Prozesse, sondern darum, Verbindungen, die auf Metallen beruhen, auf ihre physiologische Wirkung hin zu untersuchen. Es gibt eine Reihe metallhaltiger Medikamente. So ist Cisplatin, eine platinbasierte Verbindung, eines der häufigsten Anti-Tumormittel. Es hat aber viele Nebenwirkungen. Je besser man diese versteht, desto nebenwirkungsärmer kann man Medikamente gestalten.

Und wie sieht es mit der Energieumwandlung aus?

Energie wird immer dezentraler hergestellt und muss zwischengespeichert werden. Wenn es gelänge, nach dem Vorbild der Natur geeignete metallhaltige Verbindungen herzustellen, könnte man zum Beispiel auf umweltfreundlicherem Wege Wasserstoff als Energieträger produzieren oder Luftstickstoff zur Düngerproduktion nutzen.

Gibt es Themen, die momentan besonders intensiv diskutiert werden?

Momentan versucht man, metallhaltige Wirkstoffe zu konzipieren, die im Körper gezielt durch Licht aktiviert werden und nur lokal, also unmittelbar am Tumor wirken. Wenn das gelänge, könnte man die Nebenwirkungen solcher Wirkstoffe deutlich reduzieren. Bei der Tagung gibt es zum Beispiel die neuesten Forschungsergebnisse zu Wirkstoffkandidaten, die das Platin-Metall Ruthenium enthalten.

Das Logo der EuroBIC (stilisiertes Schloss der Universität Münster mit stilisiertem DNA-Strang)<address>© Sonja Herres-Pawlis</address>
© Sonja Herres-Pawlis
Die EuroBIC findet zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder in Deutschland statt, damals war sie in Garmisch-Partenkirchen zu Gast. Was hat sich seither getan?

Inhaltlich sind die Unterschiede nicht sehr groß. Allerdings hat man heute zum Teil andere metallhaltige Proteine im Blick als damals, und der Fokus auf nachhaltige Energiekonversion ist deutlich stärker. Außerdem sind die Analysemethoden mittlerweile um Längen besser, man kann die chemischen Prozesse viel detaillierter untersuchen. Eine Strukturbestimmung, die damals mehrere Tage gedauert hat, kann man heute durch die Verfügbarkeit immer intensiverer Röntgenstrahlung in Sekunden machen. Das war damals unvorstellbar.

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