Buddhistische Kunstwerke zurück in Münster
Zwei bedeutende buddhistische Textil- und Papiermalereien der Religionskundlichen Sammlung sind zurück in Münster. Das aus Tibet stammende Thangka zeigt Ereignisse aus dem Leben des Buddha Shakyamuni, auch Siddharta Gautama oder „historischer Buddha“ genannt, und buddhistische Legenden. Auf dem japanischen Rollbild sind der Gott Yama, japanisch Enma, Emma oder Enra, und einige der buddhistischen Höllen zu sehen.
Die beiden hochformatigen, jeweils circa einen mal anderthalb beziehungsweise zwei Meter großen Werke wurden mit Unterstützung der Universitätsgesellschaft Münster e.V. konservatorisch und restauratorisch aufgearbeitet. Der Restaurator Philip Kochendörfer und die Restauratorin Viola Beier aus Köln haben das tibetische Thangka und das japanische Rollbild bereits im Mai zurück nach Münster gebracht. Am Campus der Religionen, dessen Neubau derzeit an der Robert-Koch-Straße entsteht, werden sie in einem Schaumagazin künftig in der Lehre eingesetzt und auch einem breiteren Publikum zugänglich gemacht. Schon jetzt sind die Objekte in einer audiovisuellen Präsentation online zu sehen. Interessierte können sich auf den Seiten der Religionskundlichen Sammlung virtuell auf Erkundungsreise durch das jugendliche Leben des Buddha und in die buddhistischen Höllen des Yama beziehungsweise Enma begeben: uni.ms/m8woz.
Thangkas werden in Klöstern und in Hausaltären aufgehängt oder an Festtagen öffentlich präsentiert. Auf dem restaurierten Kunstwerk sind Szenen aus der Jugend und der Phase der Suche des Buddha Shakyamuni dargestellt, wie das Verlassen des Elternhauses und der Moment der Weltentsagung, symbolisch durch das Schneiden der Haare markiert. Es stammt aus dem späten 19. Jahrhundert und ist vermutlich Teil einer Serie, die das gesamte Leben des Buddha abbildete.
Das japanische Rollbild zeigt den Gott Yama in buddhistischer Tradition als Richter, der eher ein Bewahrer des kosmischen Gesetzes von Ursache und Wirkung (Dharma) ist und über die Höllen wacht. Diese sind als eine Art Fegefeuer zu verstehen, in denen die Seelen der Verstorbenen ihre Strafe erhalten. Yama ist sowohl in hinduistischen als auch in buddhistischen Traditionen als finstere Todesgottheit bekannt.
Die sichernden Maßnahmen und die Restauration der buddhistischen Malereien wären ohne die finanzielle Unterstützung der Universitätsgesellschaft nicht möglich gewesen. Die Kunstwerke aus Papier und Seide wurden gereinigt und geglättet, Fehlstellen ausgebessert und fragile Bereiche gesichert. Die reversible Fixierung auf Platten erlaubt es, die Objekte nun sicher zu lagern und künftig in den neuen Räumen zu präsentieren.
Die Religionskundliche Sammlung
Die Religionskundliche Sammlung der Universität Münster umfasst derzeit circa 500 Objekte unterschiedlicher religiöser Traditionen und Zeiten. Begründet wurde sie 1957 durch Prof. Dr. Anton Antweiler, den damaligen Direktor des religionswissenschaftlichen Seminars der Katholisch-Theologischen Fakultät. Die Sammlung wird derzeit überwiegend in der Lehre eingesetzt, einzelne Objekte sind Gegenstand von Abschlussarbeiten. Außerdem laufen Forschungen zur Provenienz der älteren Sammlungsobjekte. Im neu entstehenden Hüffer-Campus wird die Religionskundliche Sammlung eigene Flächen mit Schaumagazin erhalten. Über die universitäre Lehre hinaus soll die Sammlung dann auch in Vorträgen und Workshops einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden.
Autorin: Brigitte Heeke
Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 6, 4. Oktober 2023.