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Münster (upm).
Prof. Dr. Joseph Ratzinger auf einer Studentenparty in Münster im Juni 1963.<address>© Marianne Eder, Herrenberg</address>
Prof. Dr. Joseph Ratzinger auf einer Studentenparty in Münster im Juni 1963.
© Marianne Eder, Herrenberg

Theologen und Rektor würdigen Lehrtätigkeit von Benedikt XVI. in Münster

Emeritierter Papst war von 1963 bis 1966 Professor für Dogmatik an der WWU

Katholische Theologen und der Rektor der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster haben an die erfolgreiche Lehrtätigkeit des früheren Papstes Benedikt XVI. an der WWU erinnert – der 95-Jährige starb am Silvestertag im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan. Der Theologe hatte von 1963 bis 1966 Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU gelehrt.

„Als Theologe war Joseph Ratzinger immer herausragend, enorm beschlagen in der Geistesgeschichte, auch wenn man nicht alle Meinungen teilte“, unterstreicht Prof. Dr. Norbert Köster, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU. So habe er mit anderen Geisteswissenschaftlern wie dem Philosophen Jürgen Habermas auf Augenhöhe reden können. „Größe hat Benedikt XVI. auch zum Schluss seiner Amtszeit gezeigt, indem er erkannte, dass er das Amt nicht mehr ausüben konnte.“ Während Joseph Ratzinger in seiner Zeit an der Universität Münster im liberalen Spektrum der Kirchenpolitik angesiedelt gewesen sei, betont der Kirchenhistoriker, habe sich seine Ausrichtung im Laufe der Zeit geändert. So habe er beispielsweise versucht, auf den rechten Rand der Kirche zuzugehen. Umstritten war zudem seine Regensburger Rede, in der er sich kritisch zum Islam äußerte.

„Der frühere Papst Benedikt XVI. hat während seiner Zeit an der Universität Münster bedeutende Impulse gesetzt. Für ihn waren die Universität und die Hörsäle wichtige Orte der Debatten – seine Bereitschaft zum Dialog mit den Studierenden sind eindrücklich dokumentiert", hebt WWU-Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels hervor.

Prof. Dr. Manuel Schlögl von der Kölner Hochschule für Katholische Theologie hat zu Joseph Ratzingers Lehrtätigkeit in Münster geforscht. „Seine Jahre als Professor in Münster waren eine außerordentlich bewegte und produktive Zeit“, sagt der Theologe und Schüler des verstorbenen Papstes Emeritus. Als sogenannter Konzilsperitus, also einem theologischen Berater des Kölner Kardinals Josef Frings habe Joseph Ratzinger seinerzeit an der Erneuerung der Kirche und des Glaubens mitgewirkt. „Nach jeder Konzilssitzung hielt er eine Vorlesung im brechend vollen Hörsaal des Fürstenberghauses, in der er auf die diskutierten Themen zurückblickte.“ Joseph Ratzinger habe sich in Münster sehr wohl gefühlt. „In seinen Erinnerungen spricht er von Münster als einer ,schönen und noblen Stadt‘, deren katholische Tradition und Geschichte er schätzte, aber auch ihre gewisse Weltläufigkeit und nicht zuletzt Gastlichkeit.“ 

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