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Münster (upm/nor)
Einige Tage vor dem Neujahrsempfang empfing Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels (5. v. l.) die Preisträger in der Aula des Schlosses.© WWU - Peter Leßmann
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Digitaler Neujahrsempfang: Rektorat vergibt vier Universitätspreise

Mit Rückenwind und viel Zuversicht ins Jahr 2022

Einen breit gefächerten Einblick in das vergangene Jahr und einen zuversichtlichen Ausblick auf 2022 bot der Neujahrsempfang der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster am Freitagabend. Mehrere hundert Gäste verfolgten den öffentlichen Videostream live im Netz – und sie bekamen über eine Stunde lang ein abwechslungsreiches und kurzweiliges Programm geboten.

In seiner Rede wies Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels auf die Vielzahl von Erfolgen der WWU im vergangenen Jahr hin. „Die Corona-Pandemie hat uns allen viel abverlangt“, betonte er. „Vor diesem Hintergrund dürfen wir alle sehr froh und auch stolz darauf sein, was wir an individuellen und gemeinschaftlichen Leistungen erlebt haben.“ Der Rektor erwähnte in diesem Zusammenhang beispielsweise den Start von neuen und die Verlängerung bestehender Sonderforschungsbereiche, die für jede Universität ein Zeichen für ein exzellentes Forschungsumfeld seien. Bei der Entwicklung der Forschungsfertigung Batteriezelle, an der das MEET Batterieforschungszentrum der WWU entscheidend beteiligt ist, habe es substanzielle Fortschritte gegeben, die Nominierung des Pflanzenbiologen Prof. Dr. Prüfer und seines Teams („Nachhaltige Reifen durch Löwenzahn“) als eines von drei Projekten für den vom Bundespräsidenten vergebenen Deutschen Zukunftspreis sei eine herausragende Auszeichnung für Dirk Prüfer, aber auch für die WWU insgesamt gewesen. Mit der Bewilligung des „Centre of Mathematics Münster“ sei es schließlich ein weiteres Mal gelungen, ein neues Forschungsgebäude einzuwerben und damit die Forschungs-Infrastruktur der Universität Münster erneut zu stärken.

Johannes Wessels ging auch auf den von der Universität und der Stadt geplanten Musik-Campus als neue Heimstätte für die WWU-Musikhochschule, die Westfälische Schule für Musik und das städtische Sinfonieorchester ein. „Das letztjährige Treffen aller Beteiligten mit den nordrhein-westfälischen Wissenschaft- und Bau-Ministerinnen Isabel Pfeifer-Poensgen und Ina Scharrenbach hat uns enormen Rückenwind gegeben, und den sollten wir jetzt nutzen“, unterstrich er. "Jetzt brauchen wir dringend den Beschluss des Stadtrates, an diesem gemeinsamen Vorgehen bei der Realisierung festzuhalten. Nur so können wir Fortschritte bei der Konkretisierung der Fördermöglichkeiten durch Land und Bund machen.“ Der Rektor wies dabei auch darauf hin, dass er seit mehreren Jahren gegenüber den Studierenden und Beschäftigten der Musikhochschule im Wort stehe, einen Neubau zu realisieren. „Dem fühle ich mich verpflichtet – aber ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass die Idee des Musik-Campus für die Hochschule, für die Stadt und die Region eine Jahrhundert-Chance darstellt, bei der wir jetzt beherzt zugreifen sollten.“

Anstelle eines regulären Bühnenprogramms machten Studierende der Musikhochschule und Tänzerinnen vom Performance-Team Münster mit einem spektakulären Video zahlreiche Orte der Universität zur Bühne. In einem weiteren Video sorgten Ching-Yi Chan am Klavier und Ting-Yu Liu an der Posaune, beide Studierende an der WWU-Musikhochschule, für die musikalische Begleitung.

Der Neujahrsempfang bildete auch in diesem Jahr den festlichen Rahmen, um mehrere Universitätspreise zu vergeben, die jeweils in einem Video vorgestellt wurden. Die ausgezeichneten Projekte im Kurzporträt:

Lehrpreis

Der mit 30.000 Euro dotierte Lehrpreis 2021 ging an Dr. Markus Holling von der Klinik für Neurochirurgie (Universitätsklinikum Münster, Medizinische Fakultät), Prof. Dr. Benjamin Risse und Pascal Kockwelp vom Institut für Informatik sowie an Dr. Anna Schloßbauer vom Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten der Medizinischen Fakultät. Das interdisziplinäre Team entwickelte ein deutschlandweit einzigartiges neues Lehrformat für angehende Medizinerinnen und Mediziner. In einer überfachlichen Kooperation vereint es aktuelle Entwicklungen in der Informatik mit einer modernen medizinischen Ausbildung in der curricularen Lehre.

Bislang fand die Diagnostik eines Hirntodes in der klinischen Lehre aus nachvollziehbaren Gründen ausschließlich theoretisch statt. Dank Virtual Reality (kurz: VR, zu Deutsch: virtuelle Realität) können die Studierenden nun in ein neuartiges und interaktives Szenario der Intensivmedizin „eintauchen“. Die interaktive und virtuelle Umgebung ermöglicht es, selbstständig einen Hirntod zu diagnostizieren. Die neue Lehrmethode fördert die notwendige Gewissenhaftigkeit, Verantwortung und Professionalität ärztlichen Handelns. In einem Kommunikationstraining mit künstlichen Simulationspatienten erwerben die Studierenden darüber hinaus Kompetenzen, die beispielsweise notwendig für die Übermittlung schlechter Nachrichten sind. Das Team setzt mit dem Lehrprojekt neue Impulse für die Weiterentwicklung der klinischen Hochschulausbildung – vor allem während der aktuellen Coronapandemie, in der die medizinische Lehre auf Patientenkontakt angewiesen ist. Die Teilnehmer bescheinigten dem Projekt im Juli 2021 eine signifikante Verbesserung der Lehrleistungen.

Studierendenpreis

Studierende der Landschaftsökologie setzen sich dafür ein, landwirtschaftliche Flächen mit Hilfe der „Agroforstwirtschaft“ künftig nachhaltiger zu gestalten. Bei dieser Methode ergänzen passende Gehölze die ackerbauliche Nutzung. Die Initiative für landwirtschaftlichen Wissensaustausch (ILWA) soll dazu beitragen. Das Rektorat zeichnete stellvertretend für das Team Julia Binder und Thomas Middelanis mit dem Studierendenpreis 2021 aus, der mit 7.500 Euro dotiert ist.

Ob Streuobstwiesen in Deutschland oder die Korkeichen- und Olivenhaine im Mittelmeerraum: Der Anbau und die Nutzung von Gehölzen auf landwirtschaftlichen Flächen hat in Europa eine lange Tradition, ging in den vergangenen Jahrzehnten jedoch zurück. Wegen des Klimawandels und um die biologische Artenvielfalt zu schützen, erfährt die Agroforstwirtschaft gerade einen neuen Aufschwung. Das ausgezeichnete Team baut derzeit ein Kooperationsnetzwerk zwischen Wissenschaft und lokalen Interessensgemeinschaften in mehreren Regionen in Deutschland auf, in denen Landwirte Teile ihrer Flächen zu Agroforst-Systemen umgewandelt haben. Von der Arbeit profitieren Lehre und Forschung ebenso wie die Landwirtschaft. Die Studierenden stehen in intensivem Austausch mit Bürgerwissenschaftlern. Für ihr Forschungsprojekt „Begegnungspunkte von Landwirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft“ hatte die ILWA bereits 2020 den "Citizen-Science-Preis" der Universität Münster erhalten.

Gleichstellungspreis

Den WWU-Gleichstellungspreis erhielten in diesem Jahr zwei Projekte: zum einen die „Sommerakademie Feministische Rechtswissenschaft“ mit einem Preisgeld in Höhe von 4.200 Euro, zum anderen die Arbeitsgemeinschaft „Prävention gegen sexualisierte Gewalt – Entwicklung eines Positionspapiers und Implementierung von Maßnahmen zur Prävention sexualisierter Gewalt am Institut für Sportwissenschaft“ mit einem Preisgeld von 15.800 Euro.

Die „Sommerakademie Feministische Rechtswissenschaft“ fand unter dem Titel „Von Kritik zu Utopie“ erstmals im Juni 2021 statt. Ein Netzwerk von Wissenschaftlern, wissenschaftlichen Mitarbeitern sowie Studierenden der Universitäten Münster, Hamburg, Bonn, Köln und Bochum hatte die Veranstaltung organisiert, von der WWU nahmen neben anderen Prof. Dr. Nora Markard, Pia Lotta Storf und Eva Maria Bredler vom Lehrstuhl für Internationales Öffentliches Recht und Internationalen Menschenrechtsschutz teil. 75 Teilnehmer diskutierten bei der Sommerakademie mit Experten aus Wissenschaft und Praxis. Sie verhandelten sowohl feministische Fragestellungen als auch solche, die neben dem Sexismus andere Diskriminierungserfahrungen umfassten, zum Beispiel Rassismus. Die Akademie beschäftigte sich mit dem Abbau diskriminierender Strukturen und stereotyper Annahmen im Studium. Ziel ist eine vorurteilsfreie Rechtslehre und -praxis. Die Initiatorinnen möchten die Sommerakademie und die feministischen Rechtswissenschaften in Münster verstetigen und bundesweit etablieren.

Lena Henning, Axel Binnenbruck und Prof. Dr. Nils Neuber vom Institut für Sportwissenschaft (IfS) haben ein Positionspapier zur „Prävention gegen sexualisierte Gewalt“ erarbeitet, in dem sie sich für eine Sensibilisierung gegenüber sexualisierter Gewalt im Sport einsetzen. Das Positionspapier soll zudem am IfS die Grundlage für konkrete Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt bilden – sowohl in der Sportpraxis als auch in der Lehramtsausbildung an der WWU.

Die Autoren verweisen auf eine breite Unterstützung und bereits bestehende Beschlüsse des Instituts und der Universität sowie auf außeruniversitäre Experten. Sie setzen darauf, das Thema nicht nur in der sport-, sondern auch in der musik-, kunst- und medizinwissenschaftlichen Universitätslehre sowie in den Schulen sichtbarer zu machen und so zu bekämpfen.

Sonderpreis

Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen: eine Floskel, die in den vergangenen zwei Pandemiejahren – oft traurige – Wirklichkeit war. Für ihren innovativen Einsatz in Krisenzeiten zeichnete die Universität Münster Ronja Mühlinghaus, Sophie Kiko, Guido Borrink und Albert Wenzel mit einem mit 4.000 Euro dotierten Sonderpreis aus. Das Sozial- und Finanzreferat des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) rief Mitte März 2020 mit Unterstützung der Universität Münster den Corona-Notfonds zur Unterstützung Studierender ins Leben, die durch die Pandemie in finanzielle Nöte geraten waren. Denn die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus‘ bedeuteten, dass viele Studierenden ihre Nebenjobs beispielsweise in der Gastronomie verloren, mit denen sie das Studium finanzieren. Auch eine Unterstützung durch die Eltern war mitunter nicht mehr gesichert. Viele Studierenden wussten nicht mehr, wie sie ihre Miete und ihre Lebenshaltungskosten bezahlen sollten. Um schnelle Hilfe zu gewährleisten, gründete die Universität Münster den Corona-Notfonds, noch bevor es staatliche Unterstützung für Studierende gab.

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