
Das Leben ist zurück an der WWU Münster
Endlich! Nach drei digitalen Semestern startete die WWU vor wenigen Tagen wieder in ein vollständiges Präsenzsemester. Das Rektorat hatte diesen Plan bereits im Juli angekündigt, um den Studierenden, Dozenten und Mitarbeitern frühzeitig Planungssicherheit zu geben. Die Organisation und Vorbereitungen waren und sind mit einem großen Aufwand verbunden, um einen möglichst reibungslosen Studienbetrieb und gleichzeitig ein Maximum an Gesundheitsschutz zu bieten. Wie ist die erste Semesterwoche an der WWU konkret verlaufen? Wie nehmen die Studierenden und die Beschäftigten die Veränderungen an? Ist alles wieder „normal“? Das wollte Kathrin Kottke von der Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der WWU genauer wissen, schwang sich auf ihre Leeze – wie es die Münsteraner eben tun – und radelte zu verschiedenen Stationen an der Uni.
Es fühlt sich fast wie vor knapp 20 Jahren an, als ich in Münster an meiner Alma Mater studierte: Regenjacke an, ab aufs Rad und zum naturwissenschaftlichen Campus radeln, in westlicher Richtung unweit des Schlosses. Am Coesfelder Kreuz erwartet mich eine kleine Zwangspause, denn erst bei der zweiten Grünphase schaffe ich es über die Kreuzung. Wenn es so voll an einer Ampel ist, dass mein Hinterrad auf der Straße steht, dann sind wohl mit mir rund 45.700 Studierende auf dem Weg zum Hörsaal, der Mensa, zum Hochschulsport oder zu Bibliotheken. Ich find’s toll. Endlich kehrt das Leben zurück nach Münster.
Einlasskontrollen und Maskenpflicht
Erster Stopp: der Mathe-Hörsaal in der Einsteinstraße 64. Viele junge Menschen strömen in das Gebäude, am Eingang drubbelt es sich etwas, denn vor jeder Lehrveranstaltung finden Einlasskontrollen statt. An der WWU gilt die 3G-Regel: Nur wer geimpft, genesen oder getestet ist, hat Zutritt. Rund 250 WWU-Beschäftigte aus Technik und Verwaltung folgten der Bitte des Kanzlers und halfen zu Beginn der Vorlesungszeit kurzfristig bei den Einlasskontrollen und unterstützten damit die Firma studenta worx, die für die Kontrollen zuständig ist. „Ich bin positiv überrascht“, betont Geschäftsführer Stefan Hugenroth. „Bisher verläuft alles problemlos, der Großteil der Studierenden kann einen vollständigen Impfschutz nachweisen. Die Sticker zur Kennzeichnung der Studierendenausweise vereinfachen die Kontrollen erheblich.“ Über 200 Studierende hat studenta worx für die Einlasskontrollen eingestellt. „Dass Studis andere Studis kontrollieren, lockert das Ganze auf, und man lernt schnell viele Kommilitonen kennen“, erläutern zwei Studenten, denen die Arbeit offensichtlich Spaß macht.
Impfungen
Die WWU hatte in Zusammenarbeit mit den münsterschen Hochschulen, dem Studierendenwerk und der Stadt Münster bereits vor Semesterbeginn Impfaktionen für Studierende und Mitarbeiter angeboten: Anfang August und Anfang September im Fürstenberghaus und im Viva Campus Café. Anfang Oktober gab es weitere Aktionen bei der Erstsemester-Begrüßung am Preußenstadion und Mitte Oktober im Schloss. Das Angebot wurde sehr gut angenommen, beispielsweise ließen sich 202 Personen am Fürstenberghaus und 275 im Schloss impfen.
Freizeitaktivitäten
Neben dem HSP gibt es viele weitere Freizeitangebote an der WWU. Wer nicht gern sportelt, kann beispielsweise in den vielen Kunst- und Kulturgruppen mitmachen – zum Beispiel im Jungen Sinfonieorchester an der WWU. „Die erste Orchesterprobe nach langer Zwangspause haben wir Musiker uns herbeigesehnt. Das Gefühl des gemeinsamen Musizierens hat uns gefehlt. Besonders freuen wir uns nun, die neuen Mitglieder, die teilweise seit einem Jahr auf ihre erste Probe warten, zu begrüßen“, sagt Catherine Rensmann, Vorstandsmitglied des Orchesters.
… auf der Suche nach einem Mittagssnack
Auf meinem Rückweg zum Schloss fahre ich die Einsteinstraße Richtung Stadt entlang – inzwischen ist Mittagszeit, ich möchte schnell etwas am Imbiss mitnehmen. Ich stelle jedoch fest, dass einige Dutzend anderer Personen die gleiche Idee hatten, die Schlange auf dem Gehweg ist mehrere Meter lang. Ich radle an der Gruppe vorbei und leg‘ einen kurzen Stopp am H1 – dem größten Hörsaal der Uni – ein, wohlwissend, dass dort ein kleiner Bäckerladen ist.
Die Vorlesung scheint gerade beendet zu sein, und ich stelle zu meinem Schrecken fest, dass viele der Studierenden zu dem kleinen Bäcker strömen – wieder kein Glück. Dafür treffe ich Prof. Dr. Andreas Pfingsten und frage ihn nach seinen Erfahrungen der ersten Tage im Präsenzsemester. „Ich stehe aktuell dreimal in der Woche im H1 vor den Erstis. Der Hörsaal ist mit knapp 800 Studierenden voll besetzt – trotzdem ist die Atmosphäre ruhig und konzentriert. Ich habe den Eindruck, dass die meisten Studierenden glücklich sind, einen Professor ‚in echt‘ zu sehen und im Hörsaal sowie in den Pausen persönliche Kontakte zu pflegen“, erklärt der Wirtschaftsexperte. „Wir bieten den Vorlesungsstoff ebenfalls als Video an, damit Personen, die wegen gesundheitlicher Bedenken nicht an der Vorlesung teilnehmen können, keinen Nachteil haben“, ergänzt er. Das ist auch dem AStA (Allgemeiner Studierendenausschuss) ein wichtiges Anliegen. „Wir wünschen uns, dass die Universität Personen mit Beeinträchtigungen ernst nimmt und individuelle Lösungen anbietet“, betont AStA-Vorsitzende Madita Fester. Genau das macht die WWU: Wer immer ein entsprechendes Anliegen hat, sollte sich an das entsprechende Dekanat wenden. Ansonsten ist Madita Fester – wie fast alle Studierenden – froh, dass der Start ins Semester geglückt ist.
Immer noch auf der Suche nach meinem Mittagssnack, halte ich kurz an der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB). Ein Ort, der für zahlreiche Studierende einer der wichtigsten Lernorte und Treffpunkte ist. Ich schwelge kurz in Erinnerungen an die gefühlt kilometerlangen Bücherregale und meiner Suche nach Fachliteratur. Die Drehtür am Eingang kommt kaum zum Stillstand, die Studierenden strömen mit leeren Jutebeuteln rein und kommen mit vollen Beuteln wieder raus. „Unsere Nutzer und Mitarbeiter sind seit Beginn der Pandemie daran gewöhnt, dass sich die Corona-Regelungen für die Bibliotheken immer wieder ändern: beschränkter Zugang, kein Zugang zum Magazin, sondern nur Bestellung der Medien, beschränkte Lesesaalnutzung, Arbeit am Platz mit oder ohne Maske. Der Start des Wintersemesters mit erneut neuen Regelungen lief aus unserer Sicht dank des Mitziehens aller Beteiligten daher unkompliziert“, erklärt ULB-Direktorin Dr. Beate Tröger.
Inzwischen war meine Brötchensuche erfolgreich, und ich begebe mich auf den Rückweg ins Büro. Ich passiere den Bispinghof und sehe, wie dort Container aufgestellt werden. Die WWU hat mehr als 500 Lehrveranstaltungsräume erfasst und für jeden Raum eine Bewertung der Lüftungssituation unter pandemischen Bedingungen vorgenommen. „Wie erwartet, kann die überwiegende Anzahl der Räume uneingeschränkt genutzt werden. Einige Räume konnten durch die Umsetzung von zusätzlichen organisatorischen, zum Beispiel die Reduzierung der Personenzahl, oder raumlufttechnischen Maßnahmen wieder zur Nutzung freigegeben werden.
Am Schloss angekommen, hört es auf zu regnen. Ich steige aus meiner Regenkluft und blicke aus meinem Büro im dritten Stock auf den Schlossplatz: Personen eilen umher, gehen in die Gebäude rein und raus. Alles fast so wie vor der Coronapandemie. Ich hoffe, dass es so bleibt.