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Münster (upm/bhe)
Eine Abgabe hinter sich, einen Laptop und ein Heißgetränk vor sich – so arbeitet David Thiel vom Gründerteam „Bob“ an diesem Vormittag an der Gründeridee weiter.<address>© WWU - Brigitte Heeke</address>
Eine Abgabe hinter sich, einen Laptop und ein Heißgetränk vor sich – so arbeitet David Thiel vom Gründerteam „Bob“ an diesem Vormittag an der Gründeridee weiter.
© WWU - Brigitte Heeke

Bob, der Software-Baumeister

Teil 1 der REACH-Gründerreise: Fünf Studierende wollen Lehrer bei der Unterrichtsvorbereitung unterstützen

Wie aus dem Lehrbuch für angehende junge Unternehmer erreicht man David Thiel an diesem Vormittag in einem Café, vor ihm ein geöffneter Laptop und ein Heißgetränk. „Gestern hatte ich eine Abgabe und gerade checke ich E-Mails“, sagt der Masterstudent am Telefon. Draußen auf der Straße rumpelt ein Bagger. Ob wir das Gespräch lieber verschieben sollen? „Ach was, kein Problem“, winkt der 24-Jährige ab. Zusammen mit vier anderen Studierenden, Janina Butz, Antonia Gerken, Jonas Pakullat und Conner Kuhlmeyer, plant er eine Lernsoftware mit dem Namen „Bob“, da gebe die Baustelle doch ein gutes Szenario ab.

Dass David Thiel noch während des Studiums eine Idee für ein Start-up hatte, verdankt er unter anderem dem Masterstudiengang „Minor Entrepreneurship“ an der WWU. Dieser fordert die Teilnehmer heraus, sich etwas ganz Neues auszudenken. Die Lösung eines Problems sollte es sein, skalierbar und auf lange Sicht natürlich rentabel: Mitten im zweiten Lockdown stellten sich die Studierenden dieser Aufgabe. Normalerweise entstehen solche Ideen als Keim für künftige Start-ups im kreativen Miteinander vor Ort im Reach Euregio Start-up Center der Universität, mit sogenannten Design Thinking-Methoden.

Auf jeden Fall aber gehörte vor der Pandemie dazu, dass man sich in der Ideenphase persönlich trifft. „Im vergangenen Oktober war das allerdings nicht möglich“, erinnert sich der Student. Die Gruppe hat das Beste daraus gemacht. Auf einer Art digitaler Pinnwand trugen die fünf etliche Ideen zusammen. Per Videochat diskutierten sie darüber, das meiste verwarfen sie wieder und entschieden sich schließlich für „Bob“. „Wir haben uns im Team gegenseitig unterstützt, inspiriert und motiviert“, antwortet David Thiel auf die Frage, was ihn im bisherigen Gründungsprozess am meisten begeistert hat.

Die Kontaktbeschränkungen haben die Produktidee trotzdem maßgeblich geprägt. Denn die geplante Software „Bob“ soll digitale Unterrichtsinhalte erstellen, etwa fürs Homeschooling, aber auch darüber hinaus. Zunächst geht es dabei um naturwissenschaftliche Fächer, wie David Thiel am Beispiel der Vektor-Rechnung erläutert: „Die Schüler müssen es sich im dreidimensionalen Raum vorstellen können. Ohne im gleichen Klassenzimmer zu sein, wo der Lehrer verschiedene Punkte als Referenz benennen kann, ist das nicht einfach.“ Die neue Software soll künftig ermöglichen, Lehrinhalte in Formate für digitale Endgeräte zu überführen. Der Clou ist dabei, dass die eigenen technischen Fähigkeiten dafür keine Rolle spielen. „Einfach die Aufgabe im Buch abfotografieren, eine KI erstellt daraus eine passende digitale und interaktive Vorlage.“ Neben diesem niedrigschwelligen Ansatz soll „Bob“ für Lehrer mit größeren IT-Kenntnissen zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten bieten.

In puncto Skalierbarkeit, eine Frage, die Coaches am Reach allen Gründern in spe immer stellen, bekommt das Team „Bob“ bestimmt die volle Punktzahl. „Wir möchten die Software erst für die etwas greifbareren Fächer wie Mathematik oder auch Geographie trainieren. Später sollen auch Deutsch, Kunst und andere hinzukommen.“ Wichtig ist dem Team aber eins: „Das Produkt soll den persönlichen Unterricht nur erweitern und nicht ersetzen.“

Die erste Station ihrer Gründerreise hat das Team „Bob“ erreicht. Nun folgen weitere Schritte: „Jemand muss beispielsweise die Software programmieren“, sagt David Thiel. Er ist zuversichtlich, bei den kommenden Workshops und Veranstaltungen entlang der Reach-Gründerreise genau so jemanden kennenzulernen.

Autorin: Brigitte Heeke

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 6, 6. Oktober 2021. Die  Serie  „Gründerreise“ stellt in fünf Folgen verschiedene  Stationen  der  REACH-Programme  vor  –  von  der  ersten  Idee  bis zur Unternehmensgründung.

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