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Münster (upm/kn)
Für eine nachhaltige Bildung: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der WWU entwickeln Forschungsansätze und Förderkonzepte, damit eine zukunftsorientierte gesellschaftliche Transformation gelingen kann.<address>© WWU - Kathrin Nolte</address>
Für eine nachhaltige Bildung: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der WWU entwickeln Forschungsansätze und Förderkonzepte, damit eine zukunftsorientierte gesellschaftliche Transformation gelingen kann.
© WWU - Kathrin Nolte

"Lernen, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen"

Wie kann Bildung nachhaltig gestaltet werden? – ein Gastbeitrag von Christian Fischer

Angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und globalen Herausforderungen – zum Beispiel Weltklima und Weltgesundheit – gewinnt die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) zunehmend an Bedeutung. Eine derartige Bildung wird also mehr denn je darauf zielen, Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln zu befähigen und dabei zugleich die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen. BNE ist Teil der globalen Nachhaltigkeitsagenda 2030 der Vereinten Nationen, deren Kern 17 Ziele bilden (Sustainable Development Goals) und die die Bereiche nachhaltiger Entwicklung definieren. BNE bildet dabei den Wertekern von Ziel 4 (Hochwertige Bildung) und ist zugleich wichtiger Treiber für die gesamte Agenda 2030, zumal hiermit globale Kompetenzen zur nachhaltigen Zukunftsgestaltung adressiert werden. Diese Kompetenzen fokussieren auch Dimensionen der Bildung für das 21. Jahrhundert, wozu die 21st Century Skills, aber auch Wissen, Charakter und Meta-Lernen gehören. Der Erwerb derartiger Gestaltungskompetenzen erfordert entlang der Bildungsbiografie von der frühkindlichen bis zur beruflichen Bildung vor allem adaptive Lernumgebungen mit Blick auf die persönlichen Entwicklungspotenziale.

Prof. Dr. Christian Fischer<address>© Ute Schernau</address>
Prof. Dr. Christian Fischer
© Ute Schernau
Die Betrachtung der nachhaltigen Förderung individueller Fähigkeits- und Persönlichkeitspotenziale hinsichtlich der Befähigung von Menschen zur gesellschaftlichen Verantwortungsübernahme ist hierbei besonders relevant. Zum einen wird die langfristige Potenzialentwicklung von Personen im Kontext innovativer Lernarchitekturen fokussiert, zum anderen die Wirkung entfalteter Leistungspotenziale auf die nachhaltige Zukunftsgestaltung der Gesellschaft betrachtet. Die interdisziplinäre WWU-Forschungsgruppe „Nachhaltige Potenzialentwicklung“ greift dieses Thema im Sinne der Exzellenzstrategie der Universität Münster auf, dies mit einem triangulierten Forschungsfokus auf Lernende, Lehrende und Forschende. Im Zentrum der Forschung stehen exzellente bereichsspezifische und bereichsübergreifende Lernumgebungen sowie innovative Lehrformate für nachhaltige Potenzialentwicklung im Kontext des selbstregulierten forschenden Lernens über die Lebensspanne hinweg. Ziel ist es, im Sinne einer Bildung für nachhaltige Potenzialentwicklung zu erforschen, wie individuelle Potenziale nachhaltig entwickelt und derart verstetigt werden können, dass eine zukunftsorientierte gesellschaftliche Transformation gelingen kann.

Eine wichtige Grundlage bildet hierbei die Expertise an der WWU im Bereich von Forschung, Lehre und Transfer zur Begabungsförderung und Potenzialentwicklung in verschiedenen Domänen. Sichtbar wird dies an der Beteiligung von WWU-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler an der gemeinsamen Initiative von Bund und Ländern zur Förderung potenziell leistungsstarker Schülerinnen und Schüler „Leistung macht Schule“ (LemaS). Wesentliches Ziel schulischer Begabungsförderung ist dabei, junge Menschen nachhaltig zur selbstbestimmten Partizipation an unserer Gesellschaft, zur aktiven, gemeinwohlorientierten Gestaltung unserer Zukunft zu befähigen.  Durch die Auseinandersetzung mit Schlüsselthemen unserer Zeit (zum Beispiel Umweltschutz und Fair Trade) sollen sie lernen, Verantwortung für sich und andere, für die Zukunft zu übernehmen. Voraussetzung dafür ist, dass Schülerinnen und Schüler ihre Potenziale zur Selbst- und Mitbestimmung, zu Kollaboration, Kommunikation, Kooperation und Kreativität entwickeln und entfalten können. Dazu werden etwa in LemaS-NRW-Schulen innovative Projektformate mit Aktionen zur nachhaltigen Zukunftsgestaltung im Sinne der Sustainable Development Goals gestaltet, auch unter Einbindung des außerschulischen Umfeldes.

Die Ideen werden auch im Rahmen des 7. Münsterschen Bildungskongresses zum Thema „Potenziale erkennen – Talente entwickeln – Bildung nachhaltig gestalten“ (22. bis 25. September 2021) aufgegriffen. Der Bildungskongress verknüpft neueste Befunde aus der Begabungsforschung und Talententwicklung mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und Herausforderungen. Ziel des diesjährigen Kongresses ist es, Forschungsansätze und Förderkonzepte zur langfristigen Potenzialentwicklung von Schülerinnen und Schüler mit dem Themenkomplex der nachhaltigen Bildung zu verbinden: Welche globalen Herausforderungen bringt das 21. Jahrhundert mit sich und wie kann eine neue Generation durch die gezielte und individuelle Förderung ihrer Begabungen darauf vorbereitet werden, diese Herausforderungen engagiert, kreativ und konstruktiv zu bewältigen? Ausgehend von diesen Leitfragen soll hier im Sinne einer nachhaltigen Bildung zum einen erörtert werden, wie eine langfristige Entfaltung leistungsbezogener Entwicklungspotenziale von Kindern und Jugendlichen möglichst optimal gelingen kann und, zum anderen, wie diese Potenziale und Talente bestmöglich für eine aktive und verantwortungsvolle Mitgestaltung der Zukunft gewonnen werden können.

Autor Prof. Dr. Christian Fischer hat die Professur für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Begabungsforschung/Individuelle Förderung an der WWU inne.

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