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Münster (upm/kn)
Der 5. März ist der jährliche Tag des Energiesparens.<address>© WWU - Kathrin Nolte</address>
Der 5. März ist der jährliche Tag des Energiesparens.
© WWU - Kathrin Nolte

"Effizienz ist eine wichtige Säule der Energiewende"

Tag des Energiesparens: Umweltökonom Andreas Löschel über sinnvolle Instrumente für mehr Nachhaltigkeit

Der 5. März ist der jährliche Tag des Energiesparens. Aus diesem Anlass hat Kathrin Nolte mit Prof. Dr. Andreas Löschel, Inhaber des Lehrstuhls für Mikroökonomik, insbesondere Energie- und Ressourcenökonomik an der WWU, über sinnvolle Instrumente in Energie- und Klimafragen gesprochen.

Ohne Energiesparen keine Energiewende: Wie kann die Energie- und Klimapolitik sinnvoll gestaltet werden?

Prof. Dr. Andreas Löschel ist unter anderem ein Experte für die Energiewende.<address>© WWU - Peter Leßmann</address>
Prof. Dr. Andreas Löschel ist unter anderem ein Experte für die Energiewende.
© WWU - Peter Leßmann
Energiesparen und Energieeffizienz sind wichtige Säulen der Energiewende. Allerdings haben wir in unserer Stellungnahme zum Monitoring-Prozess der Energiewende, der von der Bundesregierung vorangetrieben wird, die Ampel in diesem Bereich auf "Rot" gestellt, da wir nicht rasch genug vorankommen. Wichtig ist nun, den ökonomischen Rahmen so zu gestalten, dass sich das grundlegende Geschäftsmodell der Unternehmen und die Entscheidungen der Haushalte ändern. Dazu sind höhere CO2-Preise das Instrument der Wahl, denn dadurch lohnt sich Energiesparen. Zudem würden erneuerbare Energien attraktiver. Um eine Klimaneutralität zu erreichen, braucht es aber mehr, nämlich eine weitreichende Elektrifizierung der Sektoren, Energiespeicher, regenerativen Wasserstoff und synthetische Energieträger. Viele dieser Technologien stecken noch in den Kinderschuhen.

Was muss sich im Sinne der Nachhaltigkeit ändern?

Mir liegt vor allem die Digitalisierung am Herzen. Dadurch kann nicht nur der Energieverbrauch gesenkt, sondern auch flexibilisiert werden. Wir brauchen eine Verschiebung der Nachfrage in Zeiten, in denen ein ausreichendes Angebot an erneuerbaren Energien zur Verfügung steht. In diesem Kontext haben wir das Verhalten von Haushalten in dem von der Stadt Münster initiierten Reallabor "Klimafreundliche Entscheidungen" analysiert. Es zeigt sich, dass tatsächlich ein Teil der Aktivitäten verlagert werden kann, wenn es dem Klimaschutz dient oder sich finanziell lohnt – vor allem dann, wenn elektrische Geräte dies intelligent und selbstständig leisten können. Digitalisierung und smarte Lösungen wie zeitvariable Tarife tragen so zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele bei.

Welche Rolle spielt die Gesellschaft beim Energiesparen?

Gesellschaftliche Normen spielen eine wichtige Rolle für Veränderungen im Verbraucherverhalten. So zeigen Studien, dass soziale Vergleiche zu nachhaltigerem Verhalten führen, also etwa der Vergleich des Elektrizitätsverbrauchs mit dem Verbrauch der Nachbarn. Wir sehen gesellschaftlichen Dynamiken im Klimaschutz zurzeit bei der Diskussion über Flugreisen oder Fleischkonsum. Die Corona-Pandemie könnte durch Gewohnheits- und Lerneffekte dazu führen, dass auch langfristig zum Beispiel Dienstreisen durch Videokonferenzen und Homeoffice ersetzt werden. Diese Trends sollten durch höhere CO2-Preise, bessere Bildung in Energie- und Klimafragen und weitreichende Offenlegung der Nachhaltigkeitswirkungen verstärkt werden. So gelingt nicht nur das Energiesparen, sondern es entstehen soziale Kipppunkte für eine schnelle Transformation.

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