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Münster (upm/jah)
Lernen, um zu lehren: Damit künftige Lehrer den Schülern medienpraktische Kompetenzen vermitteln können, müssen sie diese erst selbst erwerben.<address>© WWU - Peter Grewer</address>
Lernen, um zu lehren: Damit künftige Lehrer den Schülern medienpraktische Kompetenzen vermitteln können, müssen sie diese erst selbst erwerben.
© WWU - Peter Grewer

Es geht um mehr als technisches Wissen

Wie künftige Lehrer auf digitale Bildung in Schulen vorbereitet werden

Gemeinsame Videokonferenzen, digitale Abgaben und virtuelle Lernräume – was für einige Lehrerinnen und Lehrer während der Corona-Krise selbstverständlich war, stellte andere vor große Herausforderungen. Künftige Lehrer sollten daher besser auf digitale Bildung vorbereitet werden, fordert Dr. Lars König, der sich am Institut für Psychologie in Bildung und Erziehung der WWU mit den Meinungen angehender Lehrkräfte zu digitaler Bildung beschäftigt hat. „Zukünftig sollten Lehramtsabschlüsse nur noch vergeben werden, wenn eine ausgeprägte Expertise in der Anwendung digitaler Lehrmethoden nachgewiesen wurde“, schlägt er vor. In einer Befragung von rund 300 Lehramtsstudierenden aus Nordrhein-Westfalen stellte der Psychologe fest, dass sich die Mehrheit der Befragten weder ausreichend informiert noch vorbereitet auf die Auswirkungen der Digitalisierung in Schulen fühlt.

Der Bildungsbericht 2020 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) bestätigt die Befragungsergebnisse. „Digitalisierungsbezogene Inhalte spielten in der Lehrkräfteausbildung bislang kaum eine Rolle“ heißt es dort. „Der pädagogische Mehrwert, auch die Lehrerfortbildung kommt in der Diskussion etwas zu kurz“, beklagt auch Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, in einem Interview mit dem Deutschlandfunk die Fixierung auf die technische Seite in der Digitalisierungs-Diskussion.

„Lehrer haben einen zentralen Einfluss darauf, ob die Chancen der Digitalisierung in Schulen genutzt werden. Gelingt es in der Ausbildung nicht, Studierenden die Vorteile digitaler Methoden zu vermitteln, kann sich das negativ auf Generationen von Schülern auswirken“, erläutert Lars König. Er empfiehlt daher, dass es Universitäten ein zentrales Anliegen sein müsse, angehende Lehrkräfte zu Experten der digitalen Bildung zu machen. An der WWU können Lehramtsstudierende in ihren Fächern Seminare zu digitaler Bildung besuchen. Sie nehmen beispielsweise an Kursen wie ‚Medien im Mathematikunterricht‘ teil, entwickeln ein digitales Schulbuch mit und lernen digitale Karten im Geographieunterricht einzusetzen. Zahlen aus dem Bildungsbericht des BMBF machen aber auch deutlich: Erst die Hälfte der Hochschulen hat verpflichtende Lehrangebote zu digitaler Bildung in einzelnen Fächern der jeweils angebotenen Lehramtstypen etabliert.

Die Universität sei jedoch nicht allein dafür verantwortlich, künftige Lehrer auf digitale Bildung vorzubereiten, meint der Geschäftsführer des Zentrums für Lehrerbildung (ZfL) an der WWU, Dr. Martin Jungwirth. „Angehenden Lehrern beizubringen, wie sie Schülern Medienkompetenz vermitteln können, ist ebenso Aufgabe der zweiten Phase des Studiums – dem Vorbereitungsdienst“, betont er. Das Schulministerium NRW verweist darauf, dass über alle Phasen der Lehrerbildung hinweg ein kontinuierlicher und aufeinander abgestimmter Kompetenzerwerb stattfinden müsse. „Darüber hinaus sollen die geplanten neuen Sonder-Hochschulverträge eine Verpflichtung enthalten, die Standards für die Bildungswissenschaften und für die Fächer unter dem Aspekt des Lehrens und Lernens in der digitalisierten Welt zu gewährleisten“, heißt es aus dem Schulministerium.

Prof. Dr. Martin Stein, wissenschaftlicher Leiter des ZfL, verweist neben Lernsoftware auf freiwillige digitale Angebote wie DigiClass und #Stadtsache, mit denen sich Lehrer und Schüler Inhalte digital erarbeiten können. Lars König plädiert dafür, die Teilnahme an frei verfügbaren Onlinekursen bereits im Studium zu verpflichten. Das Massachusetts Institute of Technology biete beispielsweise gute Onlinekurse über eine Plattform an. „In diesen Kursen können Lehramtsstudierende selbst die Vorteile digitaler Lehrmethoden erfahren und Anregungen für den zukünftigen Unterricht sammeln“, unterstreicht er.

Autorin: Jana Haack

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 5, 15. Juli 2020.

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