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Münster (upm/bhe)
Trotz aller Corona-Einschränkungen genoss Maganga Moussavou Yoan aus Gabun die Monate an der WWU.<address>© WWU - Brigitte Heeke</address>
Trotz aller Corona-Einschränkungen genoss Maganga Moussavou Yoan aus Gabun die Monate an der WWU.
© WWU - Brigitte Heeke

"Das Semester war ein Gewinn"

Wie ein Student aus Gabun das Online-Semester an der WWU bewertet

Der 23-jährige Maganga Moussavou Yoan aus dem westafrikanischen Gabun ist einer von nur zwei Studierenden, die sich derzeit auf Basis des Programms "Erasmus mit Partnerländern" an der WWU aufhalten - voraussichtlich im August wird er in seine Heimat zurückkehren. Brigitte Heeke sprach mit dem Germanistik-Studenten über sein Interesse an der deutschen Sprache und die Besonderheiten des Online-Semsters.

An der Universität Münster ist Germanistik ein Fach mit sehr vielen Studierenden. Ist es in Gabun normal oder ungewöhnlich, Deutsch zu lernen?

Deutsch wird zwar als Schulfach angeboten, ich habe es auf dem Gymnasium gelernt. Das Interesse an der deutschen Sprache ist insgesamt aber eher gering. Man hat den Eindruck, dass Deutsche immer sehr streng sind. Und noch immer gibt es ein bisschen Angst wegen der Rolle Deutschlands in den zwei Weltkriegen. Die Schüler zeigen vielleicht auch deshalb wenig Interesse an der deutschen Sprache und Kultur. Die deutschen Firmen, die in Gabun waren, sind bereits wieder weg. Von den 5000 Studierenden an unserer Universität sind nur 100 für Germanistik eingeschrieben.

Und warum haben Sie sich ausgerechnet für dieses Studienfach entschieden?

Weil ich in unserer germanistischen Abteilung Englisch und Deutsch studieren kann. In den anderen Abteilungen ist das nicht möglich, nicht einmal an der englischen Abteilung. Zudem interessiere ich mich für Literaturwissenschaft. Nach meinem Abschluss möchte ich als Übersetzer für Französisch, Englisch und Deutsch arbeiten, beispielsweise für eine internationale Organisation wie dem Kinderhilfswerk UNICEF, das immer Übersetzer sucht.

Wie bewerten Sie die Partnerschaft zwischen der Université Omar Bongo in Libreville und der WWU Münster?

Zu Beginn gab es auch Kooperationen unserer Germanistik-Abteilung mit Augsburg und dem Saarland, aber zurzeit ist die Kooperation mit Münster die einzige. Alle zwei Jahre kommen im Wechsel zwei Studierende aus Gabun beziehungsweise aus Deutschland zusammen in das jeweils andere Land. Wir sind als Erasmus-Studenten hier, die deutschen Studierenden arbeiten als Praktikanten in Libreville und geben zum Beispiel Workshops für uns. Es ist immer hilfreich, sich mit Muttersprachlern austauschen zu können. Denn abgesehen von Gesprächen mit unseren Dozenten haben wir normalerweise wenig Gelegenheit dazu. Kurzum: Beide Seiten profitieren von dieser guten Partnerschaft.

Und genau deshalb nehmen Sie an diesem Erasmus-Programm teil?

Das stimmt, ich möchte vor allem um meine Sprachkenntnisse verbessern. Manchmal fahren wir von der Hauptstadt Libreville aus für ein Wochenende in das etwa vier Autostunden entfernte Lambaréné. In dem Krankenhaus, das Albert Schweitzer gegründet hat, arbeiten regelmäßig angehende Mediziner aus Deutschland mit. Für uns ist das eine gute Gelegenheit, uns mit Muttersprachlern auszutauschen. Von Gabun aus gehen nur wenige ins Ausland, und wenn, dann eher nach Frankreich. In ganz Deutschland leben nach Auskunft unserer Botschaft nur fünfzig Gabuner.

Wegen der Corona-Pandemie verlief Ihr Semester in Münster aber sicher anders als geplant…

Leider haben wir die Universität wegen der Einschränkungen nicht besuchen können. Das war sehr schade, aber natürlich verständlich. Trotzdem habe ich viel gelernt – online! Die Kurse waren gut und verständlich, es war praktisch und einfach, an den Seminaren per Zoom teilzunehmen. Ich habe viel gelernt und meine Sprachkenntnisse verbessert. Das Semester war deswegen trotz aller Einschränkungen ein Gewinn. Denn man kann es auch so sehen: Bevor die Grenzen wegen der Corona-Pandemie in meiner Heimat geschlossen wurden, haben wir den letzten Flug nach Europa bekommen. Wir hatten also Glück und haben die Zeit gut genutzt.

 


Programm "Erasmus mit Partnerländern"

Das von der Europäischen Union im Jahr 2014 gegründete Programm "Erasmus mit Partnerländern" ermöglicht es den Universitäten, Partnerschaften auch mit Hochschulen in Ländern zu pflegen, die nicht zur EU gehören. Die WWU beteiligt sich seit 2016 an dieser Programmlinie - zunächst mit zwei etablierten Partnerschaften des germanistischen Instituts. Mittlerweile gibt es mehr als 20 Kooperationspartner in neun Ländern, darunter die University of California in Berkeley (smartNetwork), die georgische University of Tiflis (Jura), die Gabuner Université Omar Bongo (Germanistik) und die Jerusalem Academy of Music and Dance (WWU-Musikhochschule).

An dieser Programmlinie können sowohl Studierende als auch Wissenschaftler und Beschäftigte teilnehmen. Interessenten können sich an Sandra Wiegand im International Office wenden (sandra.wiegand@uni-muenster.de).


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