|
Münster (upm/kn)
Vielfältige Formate und Kanäle: Die Wissenschaftskommunikation hat an deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen.<address>© WWU - Robert Matzke</address>
Vielfältige Formate und Kanäle: Die Wissenschaftskommunikation hat an deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen.
© WWU - Robert Matzke

Forschung verständlich vermitteln

Wissenschaftskommunikation gehört zum festen Bestandteil an Hochschulen – auch an der Universität Münster

Pressemitteilungen, Posts, Berichte in der Universitätszeitung, Podcasts, Blogbeiträge, Vortragsreihen oder Kinder- und Schülerveranstaltungen: Wissenschaftskommunikation, die verständliche Vermittlung von Entwicklungen und Ergebnissen aus der Forschung für die Öffentlichkeit, gehört in ihrer großen Vielfalt längst zum festen Bestandteil des Wissenstransfers an Universitäten – auch an der WWU.

„Die Kommunikation über Forschungsthemen ist von sehr hoher Bedeutung. Denn Wissenschaft und ihre Erkenntnisse sind ein zentraler Teil unserer Gesellschaft und nicht zuletzt Motor unserer Wirtschaft. Und gerade in einer uns immer komplexer erscheinenden Welt ist es wichtig, dass wir ein Grundverständnis von Wissenschaft vermitteln und somit das Vertrauen in dieselbe erhöhen“, erklärt Beatrice Lugger, Geschäftsführerin und Direktorin des Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation. In den vergangenen zwei Jahrzehnten habe sich die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit an deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen stetig professionalisiert. „Es gab massive Umbrüche“, betont sie.

Diese Veränderungen spiegeln sich beispielsweise in der Ausstattung wider. Bereits 2013 stellten WWU-Kommunikationswissenschaftler mit der Studie „Organisation und Öffentlichkeit von Hochschulen“ fest, dass die Wissenschaftskommunikation zunehmend an Bedeutung gewinnt. 60 Prozent der befragten Pressesprecher gaben seinerzeit an, dass ihre Abteilungen ausgebaut wurden. Außerdem berichteten knapp 70 Prozent, mehr Geld zur Verfügung zu haben. Die vom Bundesverband Hochschulkommunikation initiierte Untersuchung „Hochschulkommunikation erforschen“ des Instituts für Germanistik am Karlsruher Institut für Technologie von 2016 und 2017 zeigt auf, dass zudem in den vergangenen Jahren eine Bandbreite an neuen, vielfältigen Formaten und Kanälen zum Portfolio der Hochschulkommunikation dazugekommen sind. Mit dem Grundsatzpapier zur Wissenschaftskommunikation – das das Bundesministerium für Bildung und Forschung 2019 veröffentlichte – nimmt die Politik dieses Thema nun ebenfalls in den Blick. Gleichzeitig schrumpft der klassische Wissenschaftsjournalismus. Sinkende Auflagezahlen und ausbleibende Anzeigeneinnahmen führen zu Einsparungen in den Redaktionen.

Diesen Aufgaben stellen sich an der WWU zahlreiche Experten. Neben der Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit betreiben viele Fachbereiche und Multiplikatoren Wissenschaftskommunikation – beispielsweise die Exzellenzcluster „Religion und Politik“ und „Mathematik Münster: Dynamik – Geometrie – Struktur“. Das Zentrum für Wissenschaftskommunikation am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ entstand vor gut zehn Jahren als Modellprojekt für den Transfer der Geistes- und Sozialwissenschaften, die Nachzügler sind. „Wir verzeichnen seitdem eine hohe Resonanz auf das, was wir an Forschung aus 20 Fächern anbieten, in Medien, Politik und Zivilgesellschaft. Auch steigen die Beratungsanfragen geisteswissenschaftlicher Verbünde“, schildert Zentrums-Leiterin Viola van Melis. „Wir stellen im Transfer ein Reflexionswissen bereit, das aktuelle Herausforderungen wie die Corona-Pandemie, die Flüchtlingsfrage oder den Klimawandel in einen weiteren Horizont stellt und etwa rechtlich, sozial, politisch, ethisch und historisch einordnet. Das kann helfen, politisch informierter zu entscheiden.“

Auch der seit 2019 laufende Exzellenzcluster „Mathematik Münster“ setzt auf eine verständliche Vermittlung. „Die größte Herausforderung in der Mathematik sind die hochkomplexen und sehr theoretischen Inhalte“, erläutert Victoria Liesche, Mitarbeiterin für Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit im Exzellenzcluster „Mathematik Münster“. „Selbst bei Projekten aus der angewandten Mathematik muss man oft stark vereinfachen, um sie allgemeinverständlich zu erklären – natürlich ohne dabei die Tatsachen zu verfälschen. Aber das Interesse der Öffentlichkeit ist vorhanden: Das merken wir beispielsweise an der gut besuchten Vortragsreihe ‚Brücken in der Mathematik‘.“

Und wie denken die Forscher über das Thema? „Wissenschaftskommunikation hat inzwischen einen deutlich höheren Stellenwert als früher. Allerdings engagiert sich der Nachwuchs oft stärker als die Professoren. Aber auch bei ihnen setzt langsam ein Bewusstsein für Wissenschaftskommunikation ein. Häufig wird es jedoch als zusätzliche Aufgabe betrachtet, für die es wenig Ressourcen gibt und die unterschiedlich beliebt ist“, führt Prof. Dr. Julia Metag vom Institut für Kommunikationswissenschaft der WWU aus. „Aber die Forschung an Hochschulen ist überwiegend öffentlich finanziert, sodass die Öffentlichkeit ein Recht darauf hat, etwas darüber zu erfahren.“

Autorin: Kathrin Nolte

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 3, Mai 2020.

Links zu dieser Meldung