Islamische Religionspädagogik und Fachdidaktik

Profil des Arbeitsbereichs

© Rabbi | Freepik

Die Islamische Religionspädagogik ist eine junge, aber mittlerweile etablierte akademische Disziplin, die an der Schnittstelle zwischen Theologie, Sozialwissenschaften, Entwicklungspychologie und Pädagogik verortet ist. Mein Arbeitsbereich als Professorin für Islamische Religionspädagogik und Fachdidaktik umfasst sowohl die theoretische Reflexion religiöser Bildungsprozesse als auch deren empirische Erforschung. Dabei liegt der Fokus auf der Frage, wie religiöse Bildung in pluralen Gesellschaften gestaltet werden kann und welche didaktischen Konzepte geeignet sind, um islamische Theologie und heutige Lebenswelten fruchtbar miteinander in Dialog zu bringen. Ein zentraler wissenschaftlicher Zugang meines Fachs besteht in der wechselseitigen Bezugnahme von Tradition und Situation.
In der Fachdidaktik des Islamischen Religionsunterrichts erforsche ich praxisnahe Konzepte zur Förderung religiöser Bildung in Schulen und anderen Bildungsinstitutionen. Mein Ansatz integriert unterschiedliche didaktische Modelle, die sowohl die kognitiven als auch affektiven und behavioralen Dimensionen religiösen Lernens berücksichtigen. Empirische Studien zu Lehr-Lern-Prozessen, zu den Kompetenzen von Lehrkräften sowie zu den Erfahrungen von Schülerinnen und Schülern stehen hierbei im Zentrum.
Mein Arbeitsbereich leistet damit einen Beitrag zur Weiterentwicklung der islamischen Religionspädagogik und Fachdidaktik, indem er Bildungsprozesse empirisch fundiert, theologisch reflektiert und didaktisch innovativ gestaltet.

Aktuelles

Interreligiöse Tagung zur Zukunft der Religionspädagogik

Forschende kritisieren: Christlich-orthodoxer Religionsunterricht noch immer nicht umgesetzt

Bei einer internationalen Konferenz des interreligiösen Forschungsverbunds für religiöse Bildung an der Universität Tübingen diskutierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Situation orthodoxer Kinder und Jugendlicher im Religionsunterricht. Die Tagung stand zugleich unter der Überschrift „Dialog und Kooperation – orthodoxe, evangelische, katholische und islamische Religionspädagogik: Motive, Potenziale, Zukunftsperspektiven“. Organisiert wurde die Veranstaltung am 7. und 8. November von den Tübinger Professoren Dr. Friedrich Schweitzer und Dr. Reinhold Boschki in Kooperation mit Professorin Dr. Fahimah Ulfat von der Universität Münster.

Weiterhin besuchen die orthodoxen Kinder und Jugendlichen bislang den evangelischen und katholischen Religionsunterricht, was sich jedoch bei genauerer Betrachtung als unbefriedigend erweist. Dieser Unterricht ist nicht auf diese Zielgruppe eingestellt und bietet auch wenig Information über das orthodoxe Christentum, seine Glaubensüberzeugungen und Traditionen. Obwohl es inzwischen fast 4 Millionen orthodoxe Menschen in Deutschland gibt, handelt es sich in Deutschland doch um eine Minderheit. In dieser Hinsicht teilen Orthodoxe die Erfahrungen von Musliminnen und Muslimen, für die allerdings in zunehmendem Maße ein Angebot an islamischem Religionsunterricht verfügbar ist. Offenbar ist es möglich und sinnvoll, auch Minderheiten ein solches Angebot zu machen. Auch bei der Ausbildung für den islamischen Religionsunterricht sind nicht zuletzt an der Universität Tübingen deutliche Fortschritte gemacht worden, während entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten für den orthodoxen Religionsunterricht noch immer weithin fehlen.

Als vielversprechend wurde auch die religionspädagogische Kooperation zwischen der evangelischen und katholischen, der orthodoxen und der muslimischen Religionspädagogik angesehen. Auch wenn in allen vier Fällen ein eigenes Fach sinnvoll bleibt, gibt es doch viele Möglichkeiten für Dialog und neue Impulse aus einer solchen Zusammenarbeit. Angesichts erheblicher Vorurteile gegen andere Religionen – nicht nur im Verhältnis zur Orthodoxie, sondern auch zum Islam und zum Judentum – erscheint ein solches interkonfessionelles und interreligiöses Lernen besonders wichtig.

Voraussetzung für Kooperationen in der Schule bleibt aber die Einrichtung eines orthodoxen Religionsunterrichts, wie er in Deutschland bislang kaum stattfindet. Auch fehlt es an einer Ausbildung von Lehrkräften für den orthodoxen Religionsunterricht, beispielsweise gerade in Baden-Württemberg, wo es an keiner der Hochschulen eine Professur oder Dozentenstelle gibt, die für orthodoxe Religionspädagogik zuständig wäre. Rechtlich ist ein solcher Unterricht vorgesehen oder zumindest möglich, aber es fehlt die praktische Umsetzung.

Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler waren einhellig der Auffassung, dass es höchste Zeit ist, diesen Missstand zu beheben. Der deutsche Staat bleibe orthodoxen Kindern und Jugendlichen Wesentliches schuldig.

Interreligiöser Forschungsverbund für religiöse Bildung

© KI generiert

Unsere Tagung „Addressing Discrimination Through Education“, gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung, ging erfolgreich zu Ende. Spannende Vorträge, inspirierende Diskussionen und eine wunderbare Atmosphäre prägten die drei Tage.
Ein herzlicher Dank gilt Prorektor Prof. Dr. Michael Quante und Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, Geschäftsführender Direktor des ZIT, für ihre einleitenden Worte zur Tagung.
Die Tagung wurde gemeinsam von Prof. Dr. Anja Ballis (LMU München) und Prof.in Dr. Fahima Ulfat (ZIT) organisiert.
Ein besonderer Moment war die Keynote der Holocaust-Überlebenden Dr. Agnes Kaposi.
Die Beiträge werden in der Fachzeitschrift RISTAL veröffentlicht: https://reference-global.com/journal/RISTAL

 

© Universität Tübingen

7. November 2025 – Fortbildung für Religionslehrkräfte

Orthodoxe Schüler:innen gehören zu den größten Minderheiten im Religionsunterricht an beruflichen Schulen, werden jedoch bislang wenig berücksichtigt. In Impulsvorträgen aus orthodoxer, evangelischer und muslimischer Perspektive werden Herausforderungen und innovative Ansätze für einen minderheitengerechten Religionsunterricht vorgestellt.

© Universität Tübingen

8. November 2025 – Symposium zur Kooperation in der Religionspädagogik

Die bewährte Zusammenarbeit zwischen evangelischer und katholischer Religionspädagogik wurde in den letzten Jahren um islamische Perspektiven erweitert. Nun soll auch die orthodoxe Religionspädagogik stärker einbezogen werden. Das Symposium bietet Raum für Austausch, neue Impulse und die Entwicklung gemeinsamer Zukunftsprojekte in Schule und Wissenschaft.

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International Seminar on Religious Education and Values (ISREV)

27 Juli–1. August 2025 | Riga, Lettland

Ende Juli fand in Riga die zweijährliche Tagung des International Seminar on Religious Education and Values (ISREV) statt. Professorin Fahimah Ulfat nahm gemeinsam mit Professor Friedrich Schweitzer (Universität Tübingen) an der Konferenz teil und hielt einen Vortrag zum Thema: „Images of God and Interreligious Education: A Lacuna in Research and RE?“

 

© Florian Schuberth
Special Issue: 

Jewish-Muslim Relations in the Past and Present

Guest Editors: Fahimah Ulfat, Asher J. Mattern

Religions | 2024 | Open Access | Link to the Issue

This Special Issue is dedicated to the exploration of Jewish–Muslim relations in both past and present. At its core is the examination of shared theological, legal, philosophical, and educational traditions, as well as their potential to address contemporary societal challenges.

 

© KI-generiert

Fahimah Ulfat

The Relationships Between Jews and Muslims in the Past and Present

– Pedagogical Implications from an Islamic Religious Education Perspective in a German Context

Religions | 2024 | Open Access | DOI: 10.3390/rel15121470

This article explores the historical and contemporary relationships between Jews and Muslims, focusing on their implications for Islamic religious education in Germany. It highlights the complexity of Jewish–Muslim relations, characterized by periods of coexistence and conflict.

© Waxmann

Reinhold Boschki,  Thomas Schlag,  Henrik Simojoki,  Fahimah Ulfat (Hrsg.)
Benjamin Ahme,  Canan Balaban,  Thomas Buchschuster,  Maarit Franzki

Schlüsseltexte der Religionspädagogik ‚quer‘ gelesen

Interreligiöse und interkonfessionelle Zugänge

2024 | 256 Seiten | br.  | ISBN 978-3-8309-4938-1

Dieser Band bahnt einen innovativen Zugang zu religionspädagogischen Theoriebeständen an. Statt einmal mehr klassische Publikationen der eigenen Tradition zu erschließen, setzen sich Autor*innen der verschiedenen Religionspädagogiken mit Schlüsseltexten anderer Traditionen auseinander.

 

© Waxmann

Friedrich Schweitzer,  Fahimah Ulfat,  Reinhold Boschki (Hrsg.)
Rebecca Miriam Humpert

Interreligiöse Kooperation im Religionsunterricht

2023 | 160 Seiten | br.  | ISBN 978-3-8309-4741-7

Die Frage nach Möglichkeiten interreligiöser Kooperation im Religionsunterricht findet in Religionspädagogik und Theologie, Schule, Politik und Öffentlichkeit zunehmend Aufmerksamkeit. Die Beiträge des Bandes plädieren dafür, das herkömmliche Standardmodell von Religionsunterricht weiterzuentwickeln.