

Am 12. Januar 2026, 16.15–18.30 Uhr, hält Prof. Dr. Annette Gilbert ihre Fellow-Lecture zum Thema „‚We believe this work is culturally important‘ – Reprints im Spannungsfeld von Merkantilisierung und Gemeinnutz“ (Ort: Raum 201, Philosophikum, Domplatz 23, 48143 Münster).
Im Zentrum des Vortrags steht die Reprint-Industrie der Gegenwart, die sich vorgeblich dem kulturellen Erbe verpflichtet sieht und sich dessen (Wieder-)Zugänglichmachung auf die Fahnen geschrieben hat: „We believe this work is culturally important, and […] have elected to bring it back into print as part of our continuing commitment to the preservation of printed works worldwide“, heißt es häufig im Klappentext. Hinter dem hehren Anliegen verbirgt sich aber allzu oft ein Geschäftsmodell, das sich die von Google & Co. vorangetriebene massenhafte Retrodigitalisierung zunutze macht, welche unzählige gemeinfreie Werke wieder verfügbar machte, die sich nun ohne großen Aufwand (re)merkantilisieren lassen. Dabei profitiert man nicht nur von den Früchten der Arbeit anderer. Angesichts der mangelnden Qualitätskontrolle in den vollautomatisierten Produktionsprozessen schadet man auch den Werken, die man zu retten vorgibt.
Prof. Dr. Annette Gilbert ist Literaturwissenschaftlerin und Akademische Direktorin am Department für Germanistik und Komparatistik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen- Nürnberg. Sie forscht zur Medialität und Materialität sowie den gesellschaftlichen und (infra-)strukturellen Rahmenbedingungen von Literatur mit dem Schwerpunkt auf avantgardistischer und experimenteller Literatur.