

Am Montag, den 1. Dezember 2025, 16.15–18.30 Uhr, hält Dr. Pavel Zahrádka (Olomouc/Tschechien) seine Fellow-Lecture zum Thema „Philosophie des Urheberrechts und das Problem der Sperrung des grenzüberschreitenden Zugangs zu Filmwerken“ (Ort: Raum 201, Philosophikum, Domplatz 23, 48143 Münster):
Der Vortrag behandelt die philosophischen und rechtlichen Grundlagen des Urheberrechts und deren Implikationen für die Frage der geografischen Sperrung des Online-Zugangs zu Filmwerken. Er erläutert das traditionelle kontinentale Verständnis des Urheberrechts als Eigentum, das auf den Gedanken von Locke, Hegel und anderen beruht und dem Autor eine absolute Kontrolle über sein Werk zuschreibt. Dieses eigentumsrechtliche Verständnis besitzt eine ethische Legitimität, führt jedoch in der digitalen Umgebung zu paradoxen Konsequenzen – insbesondere zu einer übermäßigen Schutzwirkung, die mit den legitimen Interessen von Konsumenten und kulturellen Minderheiten kollidiert. Als Alternative wird das anglo-amerikanische Konzept vorgestellt, das das Urheberrecht nicht als absolutes Eigentum, sondern als begrenzten Katalog von Rechten zur Nutzung des Werkes in bestimmten Formen versteht und so flexiblere und gerechtere Lösungen in digitalen Konfliktsituationen ermöglicht. Diese Unterscheidung wird auf das Problem der geografischen Sperrung in Streaming-Diensten angewendet. Die Analyse zeigt, dass Sperrungen teils notwendig sind, um den Wert exklusiver Lizenzen und die Finanzierung von Produktionen zu sichern, teils jedoch lediglich Geschäftsmodelle schützen und dabei gesellschaftliche Externalitäten erzeugen: Diskriminierung von Minderheiten, Einschränkungen des Zugangs zu eigener oder fremder Kultur und Förderung der Piraterie. Zahrádka vertritt die These, dass Sperrungen dort, wo sie weder die tatsächliche Ausübung von Urheberrechten schützen noch nach einer gewissen Zeitspanne effektiv sind, ihre Legitimität verlieren. Geografische Sperrungen können sogar eine Verschwendung von Rechten darstellen, wenn der Rechteinhaber die Möglichkeit, ein Werk zugänglich zu machen, ungenutzt lässt. Der Vortrag schlägt daher vor, das Urheberrecht nicht nur als Schutz des Autors, sondern auch als Verpflichtung zu einem verantwortungsvollen Umgang mit kulturellen Inhalten im Interesse der Gesellschaft zu verstehen.
Dr. Pavel Zahrádka, Ph.D. ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Medien- und Kulturwissenschaften sowie Journalismus an der Philosophischen Fakultät der Palacký-Universität Olmütz. Er leitet Forschungsprojekte zu Kulturindustrien mit Schwerpunkt auf Film- und Musiksektor.